Wo Himmel und Erde sich berühren..
Zugegeben- meine Art, durch diese Welt zu spazieren, trägt
einen ganz bestimmten Fokus in sich. Ich strecke mich aus- aber nicht nach
einer Welt mit einem nüchternen schwarz- weißen Anstrich und extremer
Bodenhaftung- das war einmal und wird mir so nie wieder geschehen Nicht
unbegründet fasste ich irgendwann den Entschluss, dann doch lieber „nur“ noch
als Seele unterwegs zu sein. Dies geschah zudem mit dem Gefühl der Dankbarkeit,
weil es mir halt in diesem Leben vergönnt war, endlich wieder in meine eigene
Mitte zurückzufinden- nach gaaannnzzz viel Vorbeileben an mir selbst.
Vielleicht sind wir laut erzieherischer Überlieferung immer
noch der Ansicht, es würde uns am Ende des Lebens auszeichnen, wenn wir uns ne
goldene Nase verdienen, wenn wir diesen hochgelobten Platz auf der Bühne
ergattern, wenn wir uns mit irgendeinem Titel schmücken konnen…..all das ist so
vergänglich. Ohne Frage, es hat einen enorm hohen Sättigungswert für den
Verstand, doch unsere seelischen Bedürfnisse bleiben auf der Strecke.
Ich denke sowieso, dass wir uns spätestens am Ende unserer
Tage fragen werden:
Wars das jetzt- ein Leben, so wie ich es mir immer wünschte?
Sagen wir dann voller Freude: Danke, dass ich dieses bunte Leben in all seinen
Facetten genießen konnte!? Es war einfach Abenteuerreise pur und war definitiv meine Wundertüte Leben!? Habe
ich das in mir zum Leuchten gebracht, was Gott mir als Funken in diese
Wundertüte legte?
„Lichtkraft
Aus dem Himmel eine
Erde machen,
aus der Erde einen
Himmel erschaffen,
wo jeder aus seiner
Lichtkraft
einen Stern ziehen
kann.“
Rose Ausländer
Leben ist meiner Ansicht nach nämlich genau das! Es ist eine
Einladung an jeden von uns, dieser geheimnisvollen Wundertüte nach und nach
ihren Inhalt zu entnehmen, um eines Tages voller Freude festzustellen: Da ist
etwas in mir, das ruft nach Entfaltung- da will etwas in seiner vollen Pracht
erblühen und es ist an mir, diese Kostbarkeit nach außen zu bringen. Denn eines
ist gewiss: IN jedem verbirgt sich ein Schatz, der in keinem anderen zu finden ist.
Das macht uns zu einzigartigen menschlichen Wesen!
Wir können das Leben zwar
weder verlängern noch verbreitern,
aber wir bekommen die
einmalige Chance,
es zu vertiefen und
das Beste aus diesem Geschenk herauszuholen.
Da gibt’s nämlich noch so viel mehr, wenn wir folgende
Vorstellung zulassen:
„Wo Himmel und Erde sich berühren, da kehrt Frieden ein….“
So lange wir uns aber der sicheren kontrollierten Bodenhaftung
verschreiben, so lange Leben für uns ein reiner Existenzkampf ist- so lange wir
unseren Platz auf dieser Bühne sehen- so lange wird auch keine Berührung mit
dem Himmel stattfinden. Folglich werden wir dann auch nicht diesen Frieden
erfahren…..
Schau ich auf meinen Weg zurück, dann weiß ich heute: Erst
als mir bewusst wurde, dass da IN MIR ein völlig anderes Leben- sprich
Lebensgefühl wartete- da wurde mir klar, warum wir wirklich hier auf Erden
sind.
Es ist notwendig,
dieses Etwas zu
besitzen,
das die Freude
hervorbringt
wie eine Blüte oder wie
eine Frucht
und dieses Etwas
heißt Liebe.
Es gibt so viele
Arten von Freude,
wie es Arten von
Liebe gibt.
Sag mir, wo deine
Freude ist
und ich sag dir,
wo deine Liebe ist.
Thomas von Aquin
Ja, ich spreche seit Langem von einem spürbaren Wandel der
Zeit, denn wie oft durfte ich mittlerweile beobachten, dass Menschen Schritt für Schritt in ein neues
Bewusstsein wachsen. Dem Menschen wird
langsam wieder bewusst, dass da drinnen ein- ich sag mal- ein verwaistes
Leben auf Entdeckung wartet. Es scheint wirklich so, als würde die Rebellion
der ignorierten Seelen immer lauter werden, was mich natürlich freut, weil so
der Verstand Schritt für Schritt seiner
Regentschaft enthoben wird.
Sonntag morgen war ich zu Gast bei einem „Open-Air-
Fernseh-Gottesdienst“ und erstaunt, wie
viel junge Menschen daran teilnahmen- Menschen, die den Mut hatten, das zu sagen,
was ihnen am Herzen lag. Und das hatte nur wenig mit dem zu tun, was ich
zunächst vermutete. Sie wünschten sich eine „neue bunte lebendige“ Kirche- Gottesdienste
mit fetziger Musik und sie legten nahe, welche Veränderung ihr Schulalltag
benötigte. Fort von diesem belastenden Druck der Notengebung- etwas mehr
Freiheit für die persönlichen
Bedürfnisse und die Bitte: sich verstanden, wertgeschätzt, gesehen zu fühlen
von Anderen.
Diese noch so lebensunerfahrenen „unerwachsenen“ Menschen
setzten mit ihren Wünschen ein wahnsinnig tolles Zeichen. Sie waren fähig,
genau das anzuführen, was jeder menschlichen Sehnsucht voll entspricht und was
in dieser Gesellschaft so wenig Beachtung findet. Auf den Punkt gebracht
sendeten sie an alle ein Signal: Runter von der Bühne des erdrückenden
Leistungsstrebens, der Anonymität und rein ins natürliche Menschsein auf der
Basis menschlicher Werte!
Es entspricht zwar nicht der Jahreszeit, aber mir gefällt
der Spruch:
„Wer Ostern kennt, kann nicht verzweifeln.“
Dietrich Bonhöfer
Hege ich Zweifel daran, dass sich eh alles zum Guten
wandelt? Nein, denn ich vertraue auf die „Osterbotschaft“, die nach ganz viel
Dunkel Hoffnung auf ein neues helleres Leben schenkt. Ja, ich denk schon, dass
es so was gibt wie die „Auferstehung“ in eine neue gelebte Menschlichkeit. Ich
gehe davon aus- der heutige „erwachte“
Mensch ist es einfach leid, sich nur noch über Leistung, Titel, Aussehen,
Besitz, Mann sein/ Frau sein zu
definieren, obwohl er spürt, sich dabei
immer mehr zu verlieren. Er hat
erkannt, dass wahres Wohlgefühl sich erst einstellt, wenn all die überflüssigen
Gewänder abgefallen sind- wenn nur noch das einfache SO-SEIN bleibt.
Wir dürfen nie außer acht lassen, dass die reine
Persönlichkeit eh nichts mit dem ganzen „Bühnenoutfit“ zu tun hat. Eine Rolle
bleibt nun mal eine Rolle. Letztendlich sagt nur der „Zustand der totalen Entblößung“ etwas darüber aus, wer wir wirklich sind und
nur so fühlen wir uns wirklich wohl.
Nicht unbegründet wünsche ich mir oft, Menschen wären nur
als Seelen unterwegs, weil dann alles
Andere, was eigentlich total überflüssig
ist, nicht mehr als Hemmnis ins Gewicht fällt. Für mich sind authentische bereichernde Begegnungen immer
Begegnungen auf Seelenebene, was braucht es da irgendwelcher Attribute oder
Vorgaben? Es bedarf nur eines Herzens,
das fähig ist zu fühlen, einer Seele, die glücklich ist und sich vor Wohlgefühl
räkelt.
Jedenfalls hab ich irgendwann verstanden, warum mein Dasein
nie von Zufriedenheit sprechen konnte! War unmöglich, weil mein
seelenentferntes Leben- dem Verstand gewidmet- gegen jedes Naturgesetz sprach.
Wenn nämlich Körper, Geist und Seele
nicht als Team harmonisch zusammenarbeiten,
dann wird das nichts mit dem Wohlgefühl! Und Seele hat dabei sogar
den höchsten Anspruch auf die Thronherrschaft- während der Verstand als
Diener zur Seite stehen darf, mehr aber auch nicht.
So! hat man es mir aber nicht beigebracht- von daher blieben
die negativen Folgeerscheinungen nicht aus. Innere Harmonie ist ein Muss, auch
für die psychische wie körperliche Gesundheit. Erst als Seele das Zepter in die
Hand nahm, da gings mir besser!
Denke ich an den
Gottesdienst im Fernsehen zurück und führe mir vor Augen, dass die jungen
Menschen genau das! in den Fokus rückten, dann erwacht in mir die Hoffnung
umsomehr, dass es ja doch noch etwas werden kann mit einer besseren Welt, in
der soziale Gerechtigkeit, Menschlichkeit, Frieden, Toleranz, Wertschätzung und
vor allen Dingen die Liebe endlich ihren verdienten Stellenwert erhalten. Ohne
all das ist ALLES nichts- anders wird es nichts mit einem glücklichen erfüllten
Leben und auch nicht mit einem zufriedenen lebendigen Miteinander.
Herzensbildung und Herzensglück haben nichts mit einem Bildungsstand zu tun- hängen auch nicht vom
Zustand der Geldbörse ab- sondern von der reinen Essenz unseres Innenlebens und
sie nennt sich: Liebe!
Das, was im Grunde das Kernstück allen Lebens ist- was uns
erst lebendig werden lässt, das wurde am Weitesten von uns ferngehalten- das, was
eigentlich unser lebensspendender Glücksmotor ist! Kein Wunder, dass Menschen
so viel Unzufriedenheit, innere Leere, Sehnsucht in sich verspüren- denn
eigentlich suchen wir bei aller Sehnsucht immer nur diesen liebevollen Kern, der in jedem von uns
beheimatet ist und unser Leben erst lebenswert macht. Wir wollen in unseren ureigenen
Farben blühen und das in ALLEN Bereichen des Lebens- ob im Beruflichen oder
Privaten- „einfach“ nur wir selbst sein dürfen!
Nur- so einfach ist das nicht nach so viel Vorbeileben an
uns und unseren Bedürfnissen. Wir müssen ja erst einmal wieder ein Gespür für
uns selbst bekommen- lernen, in uns hineinzuhorchen und dieser Stimme zu
vertrauen. Es ist ein Lernprozess, ohne Frage, aber er ist von Erfolg gekrönt,
weil wir- wenn auch unbewusst- zu jeder Zeit immer leise erspürten, was für uns
stimmig ist. Was uns in die Quere kam, das waren diese „Wahrheiten“ im
Außen…..die so wahr überhaupt nicht waren, weil sie halt mit unserer
Seelenwahrheit nicht übereinstimmten.
Mir persönlich hat eine Erkenntnis unheimlich geholfen. Es
geht im Leben zunächst IMMER nur um uns selbst- ob wir uns nun in
Freundschaften, Partnerschaften oder im beruflichen Bereich aufhalten. Es geht
um unser Seelenwachstum und die Frage: Wer will ich eigentlich sein? Was will
ich leben? Als was hab ich mich erkannt? Was will ich in mir zum Erblühen
bringen?
Es sagte mal jemand:
„Leben ist niemals etwas- es ist immer eine Gelegenheit „zu
etwas“.“
Keiner meiner damaligen Erzieher hätte es mir allerdings erklären
können, jedenfalls nicht so, wie ich es heute sehe. Dieses „etwas“, es ruft
nicht etwa nach Reichtum, Ruhm und Ehre im grellen Licht der gesellschaftlichen
Bühne, sondern einfach nur nach uns selbst, nach dieser blühenden liebenswerten
gefühlvollen sensiblen verletzlichen authentischen Version Mensch.
Ich habe meine Seele
gesucht…
und ich fand sie auf
einer bunten Blumenwiese..
Ich hab meine Seele
gesucht…
und ich fand sie in
einem leuchtenden Sternenhimmel..
Ich habe meine Seele
gesucht…
und ich fand sie im
fröhlichen Lachen der Kinder..
Ich habe meine Seele
gesucht…
und fand sie überall
dort, wo Menschen aufeinander zugingen.
© Linda
Je älter man wird, umso klarer erkennt man, dass dieses
erstrebenswerte „etwas“ die wichtigste Reise ist, auf der wir uns jemals
befinden. Es ist unsere individuelle Abenteuerreise ins Glück, in den inneren
Frieden, in die wahre Liebe und wir dürfen sicher sein: Wir bekommen jede
erdenkliche Hilfe von „höherer Stelle“, denn da ist „jemand“, dem es sehr am
Herzen liegt, dass ein jeder von uns eines Tages von einem Angekommensein
sprechen kann,
dem Ankommen in unserer Mitte- wo alles seinen Anfang nahm.
*Linda*