Dienstag, 19. November 2019

Hier bin ich Mensch, hier darf ich`s sein!










Als ich diese Anweisung  las, wurde mir wieder einmal bewusst, was der Wandel der Zeit mit sich bringt. Jeder Einzelne darf für sich allein entscheiden, womit er sein Leben füllen möchte. Ohne Frage, das erfordert ein Umdenken, denn eigentlich wird uns ja seit der Kindheit vorgeschrieben, wonach wir uns ausstrecken sollen. Da gab es ganz bestimmte Ideen:



……Ideen von einem erfolgreichen Leben

……Ideen von einem erfolgreichen Menschen

……. Ideen, was ein Mensch tun muss/ sein muss, um wertvoll zu sein….


Mit diesem fremden Gedankengut hat man uns von Kindesbeinen an gefüttert und da es keine widersprüchlichen Aussagen gab, haben wir es geschluckt wie unser täglich Brot. Dass im Laufe der Zeit arge Verdauungsstörungen in Form von innerer Leere und permanenter Unzufriedenheit auftraten, das nahmen wir in Kauf.

Spontan habe ich wieder diese Bühne  vor Augen- auf der sich die Menschen einfinden, um  im grellen Licht der Scheinwerfer möglichst exzellent ihre Schokoladenseite zu präsentieren. Scheinbar fehlerlos, leistungsstark, perfekt, zielstrebig, allzeit bereit, immer mit einem Lächeln im Gesicht, ein Ausbund an Glückseligkeit, inklusive  der Bekundung, dass rein gar nichts schmerzt. Jeder hat sein Leben scheinbar voll im Griff…….bewundernswert!??????????

Nun komm ich daher und frag mich, warum mir das Bühnenspiel von jeher nicht behagte
und ich weiß auch, warum es so war/ist!

Ich finde mich in all diesen Präsentationen einer scheinbar heilen Welt mit ihren gängigen Zielsetzungen absolut nicht wieder! Stimmt womöglich etwas nicht mit mir? Warum zähle ich nicht zu den Immerglücklichen? Warum spreche ich nicht von Perfektion und völliger Schmerzfreiheit? Warum gibt es bei mir neben der Schokoladenseite auch noch eine, die mir zu schaffen macht? Kurzum- dann muss ich wohl nicht bühnentauglich sein!

Bin ich nun total frustriert? Nein- im Gegenteil- denn spätestens bei der Suche nach dem Sinn des Lebens wurde mir bewusst, dass unser Leben hartnäckig darum bemüht sein wird, alle Menschen von dieser Bühne herunterzuziehen. Wir gehören da nämlich gar nicht hin!  Auf dieser Bühne spaziert ein künstlich erschaffenes Ich umher und bejubelt- wie könnte es auch anders sein-  künstlich erschaffene Ideen vom Sinn des  Lebens.

Hast du was- dann bist du was! Hast du nichts, dann gehörst du an den Rand der Gesellschaft.
Willst du geliebt sein und dich wertvoll fühlen, dann musst du ne Menge dafür tun, denn  Wert und Ansehen muss man sich hart erarbeiten.






 Diese (Un-)wahrheiten haben uns im Laufe der Zeit krank gemacht, weil einer nämlich total außen vorgelassen wurde: der MENSCH in seinem individuellen Sein- mit  individuellen Bedürfnissen und Sehnsüchten, mit all seiner Schwäche, seinen Gefühlen, seinen Unvollkommenheiten, seiner Bedürftigkeit.

Wenn der Wandel dieser Zeit eines hervorruft, dann ist es das erwachende Bewusstsein, denn wir sind nicht hier auf Erden, um unsere innere Schönheit verkümmern zu lassen. Im Gegenteil: Wir sind dazu aufgerufen, das nach Außen zu bringen, was IN UNS ist.Nur so werden wir ein erfülltes Leben haben.



Wir sind durch und durch sensible Gefühlswesen mit Sehnsucht nach wohltuender Gemeinschaft, mit Sehnsucht nach einem Ort, an dem wir uns geborgen und verstanden fühlen dürfen- so wie wir sind- unverfälscht in unserem totalen seelischen Nacktsein.Und eines sollten wir niemals vergessen: Unsere Seele bleibt für immer ein Kind!

Ich denke, der Aufruf dieser Zeit darf darum folgendermaßen lauten:

„Bring dein zartes Wesen zum Ausdruck, denn so bist du wunderschön!“





Soll ich mal sagen, wann es mir richtig gut geht?

Das ist immer dann der Fall, wenn ich mich in der Gesellschaft von Menschen befinde, wo ich spontan - so wie Herr Goethe- sagen kann:

„Hier bin ich Mensch- hier darf ich!s sein!“

Was macht nun den Unterschied aus im Vergleich zur Bühne der Selbstdarstellung?

Es ist halt dieses befreiende Gefühl, einfach „nur“ Mensch sein zu dürfen- über die eigenen Fehler zu lachen, sich nicht schämen zu müssen, weil man traurig ist……zu seinen Ängsten, Schwächen und Unvollkommenheiten zu stehen……absolut nicht perfekt sein zu müssen…..und dennoch zu wissen, in jeder Erscheinungsform willkommen zu sein und wertgeschätzt zu werden.

Es geht nämlich nicht darum, sich zu fragen: Was muss ich tun- wie muss ich sein- um anderen zu gefallen? Es gibt nichts zu tun, um sich wertvoll fühlen zu dürfen!!!!!! Die Zeiten sind vorbei, denn jeder Mensch hat grundsätzlich den Anspruch, so angenommen zu werden, wie er ist. Keiner ist aufgrund irgendwelcher Kriterien besser oder schlechter als der Andere. Wir haben alle unsere guten und schlechten Seiten, unsere Macken und Eigenarten, aber gerade dieses Unperfekte macht das Miteinander erst richtig lebendig!

Es gibt keine wertvollere Erfahrung als die Erkenntnis: Ach, mein Gegenüber ist genauso voller Zweifel, Fehler, Fragen,  Unvollkommenheiten wie ich? Im Grunde trennt uns gar nichts voneinander. Das, was der Andere von sich  zeigt, das ist ja auch in mir!





Die Begegnungen der Zukunft tragen ein anderes Gewand, denn sie rufen nach Berührungen auf Seelenebene und vor allen Dingen in Augenhöhe.
Und das ist ein himmelweiter Unterschied zu allem Herkömmlichen. Entscheidungen, die sich einzig und allein nach den Bedürfnissen unserer Seele richten, fallen total anders aus, als gewohnt und bescheren ein qualitativ höheres Leben. Solch ein Leben ist dann nämlich explizit auf den  seelischen Zustand abgestimmt, bezieht Möglichkeiten, aber auch Begrenzungen mit ein.




Erwähne ich das Beispiel auch oft- aber es bringt zum Ausdruck, wie wichtig es ist, unseren Seelenzustand mit einzubeziehen. Ich spreche von dem Schritt in die Ehe, den man ja gewöhnlich so vollzieht. Doch in meinem Fall wars ein großer Fehler, weil mein Seelenzustand es gar nicht zuließ. Ich hätte mich vielmehr erst um die Heilung meiner frühkindlichen Verletzungen kümmern sollen, statt den Bund der Ehe einzugehen. Dieser Verantwortung war ich damals absolut nicht gewachsen. Was für den einen gut ist, kann für den anderen absolut schädlich sein- das hab ich unter Schmerzen begriffen.

Und ich hab noch etwas verinnerlicht: Es geht bei allem, was wir tun in erster Linie darum, dass es für das Gefühl des inneren Friedens sorgt. Mehr brauchen wir gar nicht zu beachten.
Wenn sich das, was wir machen,  innendrin gut anfühlt, dann ist es auch das Richtige, weil unsere Seele in dem Moment von Wohlgefühl spricht. Und es ist total egal, was Andere dazu sagen, denn keiner hat das Leben des Anderen gelebt- keiner hat den Schmerz gefühlt, keiner ist in des Anderen  Schuhen gelaufen.

Selbstverleugnung, Schönrederei, Verdrängung- all das gehört der Vergangenheit an. Wie soll denn unsere Seele sonst jemals in ihre wohlverdiente Heilung kommen?

Ich bin zwar noch nicht da,
wo ich hinmöchte,
aber ich  bin zum Glück auch nicht mehr dort,
wo ich einmal war
und strecke mich nur noch nach dem aus, was vor mir liegt.

Denn ich bin MENSCH durch und durch und etwas Anderes will ich gar nicht mehr sein!

*Linda*

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