Je länger und intensiver ich mich mit der Wesensart des Lebens
auseinandersetze- je mehr wird mir eines bewusst: Im Grunde können wir
hocherfreut sein, wenn wir im Laufe der Zeit so „richtig schön“ in Intervallen herausgefordert
, durchgerüttelt und durchgeschüttelt werden. Es kann gar nicht ein Genug an
Erfahrungen geben, weil jede Erfahrung uns ein bisschen mehr zu uns selbst
führt. Das Ankommen in uns selbst lässt uns endlich wieder zu dem Menschen
werden, der wir wirklich sind, bzw. das Leben führen, das wirklich zu uns
passt.
Bevor sich dieser Prozess nicht
vollzogen hat, werden wir nicht glücklich. Darum tendiere ich zu der Aussage:
Freuen wir uns doch über jedes Stückchen Zerbrochenheit- denn nur so werden wir
irgendwann wieder ganz heil. Unsere Seele wird uns auf immer und ewig dankbar
sein.
Passend dazu hörte ich den aktuellen Song : „Auf das, was da noch
kommt!“- gesungen von Max Giesinger und Lotte. Das Lied hat was- vor allen
Dingen etwas Aufmunterndes- klingt so,
als würden die beiden aufs Leben anstoßen.
"Auf das, was da noch kommt"
Es geht grad erst
los, ich will so viel noch sehen-
will gegen die Wand fahren und wieder aufstehen-
will der größte Optimist sein, wenns tagelang nur regnet-
will Stunden verschwenden und nicht so viel planen-
will gegen die Wand fahren und wieder aufstehen-
will der größte Optimist sein, wenns tagelang nur regnet-
will Stunden verschwenden und nicht so viel planen-
mich in Träumen
verlieren und von vorne anfangen
Wenn ich so an all das denk,
will ich, dass es jetzt beginnt.
Auf das, was da noch
kommt!
Auf jedes Stolpern, jedes Scheitern,
das bringt uns alles ein Stück weiter zu uns.
Auf das, was da noch kommt.
Auf das, was da noch kommt-
auf Euphorie und alles Leichte-
hoff, das wird lange noch so bleiben für uns.
Auf das, was da noch kommt.
Zurück in den Süden und langsamer leben-
mehr Zeit für die Liebe, mal sehen, was da geht.
Wenn ich da nicht ankomm, bin ich zumindest auf dem Weg
Und wenn ich so an all das denk
will ich, dass es jetzt beginnt.“
Lasse ich diesen Text auf mich wirken, kommt zum Ausdruck, dass die beiden Sänger sich
scheinbar sehr auf das Leben freuen, was da noch vor ihnen liegt. Sie können es
kaum erwarten, dass es endlich losgeht! Doch auf was freuen sie sich
eigentlich?
„ gegen die Wand fahren und wieder aufstehen“..
„ Stunden verschwenden und weniger planen…
„ mehr Zeit für die Liebe“….
„stolpern und scheitern“…
„Optimist sein“
„langsamer leben“
„ in Träumen verlieren und von vorne anfangen“…
Unterm Strich kommt es mir beim Lesen so vor, als hätte ich
gerade erfahren, was es heißt, das Leben in all seinen Facetten zu genießen-
einschließlich der herausfordernden leidvollen Zeiten. Für die Sänger gehört es
ganz selbstverständlich dazu- auch mal zu stolpern, hinzufallen, zu scheitern. Dann
fängt man eben wieder von vorne an.
Mir gefällt diese realistische Darlegung, denn wer zum Leben
ein bedingungsloses JA sagt, der kommt unmöglich um die Erfahrung herum, dass
es manchmal extrem schmerzen kann und muss!
Von daher hab ich heute sehr bewusst die Überschrift gewählt, denn je mehr wir
„in Scherben liegen“, umso verheißungsvoller ist die Aussicht, dass das neue
Leben bald vor der Türe steht.
Ich weiß, es liest sich nicht gerade verlockend, denn wer
will schon einem Scherbenhaufen ähneln? Worin soll denn der Sinn bestehen, wenn wir alle kaputt sind?
Doch so paradox es auch klingen mag: Es war und ist ein Geschenk des Lebens, weil z. B. insbesondere die früh Zerbrochenen früher als andere erspürten, was im Leben
wirklich zählt. Sie erfuhren zumeist schon in der Kindheit eine Wahrheit, die
vielen anderen erst viel später zugänglich wurde/ wird. Nach wie vor sage ich
aufgrund vieler Begegnungen:
Gerade die Menschen, die in dieser oberflächlichen Welt von
jeher eher am Rande abgelegt wurden/ werden, als Außenseiter, Andersartige,
Versager gelten, oft unverständlich belächelt wurden/ werden, sind nun mal jene
mit der höchsten Sensibilität, dem größten Mitgefühl, dem schönsten Herzen, dem
höchsten Maß an Menschlichkeit. Ihre Zerbrochenheit hat die innere Schönheit
erblühen lassen. Sie haben ihren Schmerz in Liebe umgewandelt. Wie oft hab ich
erfahren, dass gerade jene, die selbst nicht viel besitzen, jene sind, die am
ehesten bereit sind, von dem Wenigen auch noch abzugeben.
Tja und nun klingelt das neue Zeitalter bei uns an und hat
nichts Anderes im Sinn, als alles bisher Dagewesene total auf den Kopf zu
stellen. Das, was mal wichtig und richtig erschien- wird unwichtig und nichtig.
Das, was wir auf der Bühne so beharrlich als unsere Ziele verfolgten, können
wir getrost zur Seite legen.
Wir dürfen und müssen
uns nämlich vor Augen führen, dass wir im Grunde von unserer menschlichen sensiblen
Natur her von jeher in dieser Welt völlig deplaziert waren/sind. Ich hab . recht
früh das Empfinden verspürt, in dieser
Welt nicht richtig daheim zu sein. Wie denn auch- wenn ich mir vor Augen führe,
nach welchen Spielregeln es hier vonstatten geht! Was zählen schon Ehrlichkeit,
Freundlichkeit, Toleranz, Treue, Herzlichkeit, Hilfsbereitschaft, Mitgefühl,
Loyalität, Mitmenschlichkeit?
Um sich in dieser gängigen Welt richtig integriert zu fühlen, war und ist es
eher schicklich, sich der niedrigen Machenschaften zu bedienen. Da ein bisschen
Diskriminierung, da ein bisschen Betrug….Neid, Hass, Gier, Stolz, Selbstsucht,
Verurteilung……alles schien/ scheint so normal zu sein! Was tun sich Menschen da
nur gegenseitig an? Wir bekämpfen unsere eigene Spezies, statt zusammen zu
halten und uns aufzubauen!
Wer hat eigentlich jemals gefragt, wie es unseren sensiblen
Seelen damit geht? NIEMAND!
Und dann wundern wir uns, dass die Psyche solche Zustände
irgendwann nicht mehr erträgt und der Zulauf in psychiatrischen Klinken immens
zunimmt.
ABER! Wir dürfen uns alle freuen, dass die zukünftige Zeit einen gravierenden Wandel
im Gepäck trägt. Es werden nach und nach viele „neue“ Menschen „geboren“-
Menschen mit einem offenen liebevollen Herzen und einem neuen Bewusstsein.
Voller Achtsamkeit verfolge ich z.B. die Aussagen,
Sehnsüchte und Wünsche der Menschen in „meinem“ Sprücheforum und denke: Viele
von ihnen gehen zur Zeit noch schwanger mit dem neuen Leben oder liegen in den
Wehen, doch es wird eines Tages der
Zeitpunkt der Geburt kommen. Und dann wird klar, worum es in diesem Leben
wirklich geht und was wir uns über eine viel zu lange Zeit zu Lasten unserer
Seelen antaten!
Wer nämlich den Schlüssel zu einem erfüllten Leben sucht,
der wird ihn nur in den Händen der Liebe finden. Es gibt keine andere
Möglichkeit, denn wo Leben ist, da ist auch
Liebe und wo Liebe ist, da ist Leben.
Und das Bedürfnis nach Liebe, Zuwendung, Aufmerksamkeit- das
steckt in JEDEM Menschen, wie alt er auch sein mag, welchen Posten er auch
bekleidet. Im Grunde steckt in JEDEM Menschen ein verletztes Kind, das sich
nach Liebe und Angenommensein sehnt. . Niemand wird sich jemals davon
freisprechen können. Ich las zum Beispiel einmal: Die Liebe, die man uns in der
Kindheit vorenthalten hat, ist die Basis aller menschlichen Sehnsüchte. So
sieht es nämlich aus und wenn wir uns zu dieser Wahrheit bekennen, dann lebt es
sich miteinander schon viel leichter, weil wir einander besser verstehen.
Da denke ich wieder an jene zumeist finanziell gut
gestellten Männer, die einer Studie
zufolge nach ihrem stressigen Berufsalltag unbeobachtet die Gesellschaft von
Prostituierten suchen, um ein bisschen Geborgenheit, Wärme und Verständnis zu
erfahren. Sie haben zwar Geld und Ansehen satt, doch all das stillt ihr
Grundbedürfnis nach Liebe nicht. Und
dieses Bedürfnis hat sogar noch einen höheren Stellenwert als jede sexuelle
Aktivität, suchen sie doch den einen Menschen, der ihnen zuhört, sie versteht ,
ohne dass sie wie gewohnt funktionieren, bzw. ihren Mann stehen müssen.
Jochen Mariss schrieb z.B.:
Glück ist es, wenn
jemand Ohren, Augen und Herz für uns öffnet
und uns so annimmt,
wie wir sind-
mit all dem
Unbegreiflichen, Ungereimten und Verworrenen in uns.
Jochen Mariss
Ich denke, es wird klar, wenn ich sage: Wir müssen und
dürfen umdenken, denn wenn wir von wahrem Reichtum des Lebens sprechen, dann
bezieht sich dieser in erster Linie auf Haltungen wie Respekt, Verständnis,
Hilfsbereitschaft, Mitmenschlichkeit, Ehrlichkeit, Vertrauen. Sprechen wir z.B.
von erfüllender Intimität, dann handelt es sich nicht nur um das Körperliche,
sondern auch um die vertrauensvolle authentische Begegnung zweier Menschen auf tiefster Seelenebene.
Rabindranath Tagore hat diese Entwicklung wohl damals schon kommen gesehen, als er anführte:
„Einst
träumten wir, wir wären einander fremd.
Wir wachen auf und erkennen, dass wir uns lieb haben.“
Das sind Aussichten! Freuen wir uns doch wie Max Giesinger und Lotte auf das, was da noch kommt….es kann alles nur besser werden!
*Linda*