Es ist alles nur eine Frage der Sichtweise!
Mich freut es ungemein, wenn ich erkennen darf, dass sich
unsere Welt einem Wandel unterzieht und
dass so vieles, was früher sicher, wahr und erstrebenswert schien, plötzlich
von Unsicherheit, Fragwürdigkeit spricht und Anlass gibt, mal hinter die
Kulissen zu schauen.
Ja, ich denk schon, dass sich nach und nach ein Bewusstseinswandel
vollzieht, wenn Menschen sich z. B. fragen: Ist das, was ich bisher so
selbstverständlich lebte und akzeptierte, eigentlich das, was ich wirklich
leben möchte?
Diesbezüglich fand ich folgenden Hinweis:
„Kinder brauchen
Eltern,
die täglich viele
Fehler machen und
keine Lust haben,
perfekt zu sein.“
von unbekannt
Was ist so anders an dieser Sichtweise, die ich als eine
sehr fortschrittliche, bzw. zeitgemäße bezeichne. Der Fokus liegt ganz klar
darin, dass Eltern ihren Kindern gegenüber den Mut aufbringen, sich nicht als
die allwissenden, unerschütterlichen, perfekten, vollkommenen, fehlerlosen
Personen zeigen. Im Gegenteil- hier wird auch dem Unperfekten ganz viel Raum
eingeräumt – hier ist es an der Tagesordnung, dass sich Eltern freimütig zu ihren Fehlern bekennen.
Und diese Freiheit tut allen gut- ob Eltern oder Kindern- denn es ist eine
Befreiung von alten Fesseln.
Ja, ich spreche von einer durchaus mutigen Haltung, denn ich
glaub, auch Eltern müssen oft erst wieder lernen, dass- Schwäche zu benennen-
nicht gleichzusetzen ist mit einem abwertenden „schwach sein“. Im Gegenteil,
für mich ist es unheimlich stark, sich nicht mehr dem Bild der Perfektion zu
verschreiben, sondern schlicht und ergreifend zu den Schwächen des natürlichen
Menschseins zu stehen. Jeder macht nun mal Fehler – kein Mensch ist vollkommen
– aber nichts davon schmälert jemals die Würde eines Menschen. Er bleibt immer
liebenswert und wertvoll- trotz seiner
Fehler.
Es stellt sich für
mich auch nicht die Frage, ob Eltern durch so viele Zugeständnisse von „Schwäche“
ihre Autorität verlieren. Das Gegenteil wird der Fall sein, denn ich hätte mir
früher gewünscht, man wäre mir so authentisch, wahr und klar begegnet.
Wie lang hab ich
gelitten unter diesem Perfektionswahn- unter der Abwertung meiner selbst, weil
ich nicht lernte, Fehler als etwas Normales in meinen Alltag zu integrieren!
Wir wissen alle aus eigener Erfahrung, wie tief die
frühkindliche Prägung durch das Elternhaus in uns verankert ist. Das, was wir
als Kinder durch unsere Vorbilder so
selbstverständlich einatmeten, das bleibt
zumeist als lebenslange Wahrheit in uns drin und untermauert unsere
Haltungen und Lebensanschauung.
Irgendwie ruft es sowieso in der heutigen Zeit gewaltig nach
dem Menschen, der wir wirklich sind! An dieser Stelle muss ich ein bisschen
schmunzeln, weil mir wieder einmal bewusst wird, dass vieles von dem, was
bisher als normal, gut und richtig galt, plötzlich auf den Kopf gestellt wird.
Sobald wir uns nämlich dem natürlichen Wesen unseres Menschseins widmen, verschiebt sich so Einiges
an eingeatmeten „Wahrheiten“.
Was macht zum Beispiel die wahre Größe eines Menschen aus?
Die Welt hat da so ihre ganz eigene Vorstellung und die hat
sehr viel damit zu tun, wie gut es gelingt, auf der großen Bühne präsent zu
sein und in Übergröße von Besitz,
Ansehen, Macht zu glänzen!
Wahre Größe ist für mich dagegen, wenn der Mensch ein offenes
Herz zum Fühlen hat und nicht davor zurückschreckt, sich auch klein zu machen-
zu seinen Schwächen, seinen Fehlern , seiner Unwissenheit, seiner Verzagtheit,
seiner Hilflosigkeit, seinem Gefühlschaos zu stehen.
Was ist eigentlich die wahre Schönheit?
Wahre Schönheit- sie beginnt für mich im Inneren, denn
nichts ist so bereichernd und kostbar wie die authentische Begegnung mit einer
schönen Seele.
Ich denke, es wird verständlich, warum mir der
Bewusstseinswandel dieser Zeit so viel bedeutet, denn uns Menschen wird endlich
die Möglichkeit geschenkt, unser pures menschliches Sein ohne schlechte Gefühle
oder Ängste auszuleben. Und jeder, der in dieser Zeit vom Leben vielleicht
etwas unsanft von dieser Bühne der Illusionen heruntergezogen wird…..es ist ein
Geschenk von unermesslichem Wert!
Ich hab mir nämlich nach ganz viel Bühnenpräsenz irgendwann
geschworen: Der Aufenthalt hier auf Erden soll für mich nur noch Bereicherung
sein und die finde ich nur, wenn ich mein Menschsein, bzw. mich selbst- voll
genieße. Ich möchte das, was IN MIR angelegt ist, ausschöpfen, so gut es geht
und da spielt es auch keine Rolle, wie unvollkommen oder unperfekt ich bin oder
wie gut oder schlecht ich in die
gesellschaftlichen Raster passe.
Davon abgesehen, dass
es keine Vollkommenheit gibt- ich steh
nicht drauf, denn nichts macht uns menschlicher als unsere kleinen Macken,
unsere Fehler und die oft so chaotische Gefühlswelt.
Ich für meine Person fühle mich in der Gesellschaft von perfekt scheinenden
Menschen äußerst unwohl- denn mir fehlt einfach die Möglichkeit, mich in ihnen
wiederzufinden.
Gut, dann versteh ich mich eben oft selbst nicht und ebenso
akzeptabel ist es, wenn ich mich an manchen Tagen bewusst meiner Traurigkeit
widme…….Hauptsache, ich spüre mich in all meinen Facetten! Soll ich meiner
Seele denn immer noch untersagen, dass sie sich frei ausdrücken darf- egal, wie
ihr gerade zumute ist!? Die Zeiten der Ignoranz sind ein für allemal vorüber,
denn nichts lässt uns unglücklicher werden!
Die gängige Welt, sie hat mich stets in die Irre laufen
lassen und ihre Glücksversprecher waren nicht mehr als Seifenblasen- lediglich
Kompromisse, Ersatzlösungen für das, was uns eigentlich hier auf Erden als
MENSCHEN zusteht und wonach wir uns alle sehnen.
Noch sind wir gefühlvolle menschliche Wesen aus Fleisch und
Blut und unsere Bedürfnisse sind so was von natürlich.
„Das Schönste, was du jemandem schenken kannst ist Zeit…
denn damit schenkst du ein Stück von deinem Leben.“
„Monde und Jahre
vergehen, doch ein schöner Augenblick leuchtet durch das Leben hindurch.“
„Was der Sonnenschein
für die Blumen ist,
das sind lachende
Gesichter für die Menschen.“
Joseph Addison
.
Ich glaub, auch Reinhold Messner beschäftigte sich mit der
Misere des menschlichen Daseins:
„ Wir steigen auf Berge, um heimzukehren in eine Welt,
die uns als ein
nochmals geschenktes Leben erscheint.“
Reinhold Messner
Ähnliches vermittelt
der folgende Spruch:
„Reisen ist Sehnsucht
nach Leben.“
Immer wieder wird der Ruf nach einem anderen Leben laut……ist
doch komisch, dass viele von der selben Sehnsucht eingeholt werden! Dann muss
doch an diesem Leben, das wir kennen, irgendetwas faul sein!?
Der Verfasser des folgenden Ausspruches sagte gewiss nicht
unbegründet:
„Manchmal möchte ich
dieses Erwachsensein einfach hinschmeissen und noch ne Runde schaukeln gehen.“…..
Kann es sein, dass wir viel zu erwachsen wurden und IN UNS
wahrlich eine leise Stimme flüstert: Das
ganze erwachsene Getue, das brauch ich nicht- das bin ich auch gar nicht…..geht’s
nicht etwas weniger erwachsen, weniger selbstbeherrscht, weniger
zielorientiert, weniger leistungsbetont,
weniger gebildet, weniger perfekt??????
Gegenfrage: Wovon darf es dann etwas mehr sein?
Das ist eigentlich leicht zu beantworten. Es darf etwas mehr
von dem MENSCHEN sein, der wir wirklich sind in der Tiefe unseres Seins! Etwas
mehr von dem, was wir wirklich fühlen, wirklich denken, wirklich ersehnen,
wirklich sagen möchten.
Übrigens führte mich meine Reise genau in diese Richtung.
Seit 7 Jahren pflege ich nun schon einen extrem innigen
Bezug zu meiner Seele, bzw. meiner inneren Stimme und seitdem schwor ich
mir: Sie hat ab jetzt das Sagen, denn
das bin ich ihr nach so viel Ignoranz schuldig. Wie heißt es zudem:
Ein harmonisches tiefes Seelenbewusstsein beschert uns die
höchste Form der Existenz und am Ende des Lebens wird es eh „nur“
ausschlaggebend sein, wie tief wir lebten, bzw. liebten. Heißt umgesetzt nicht
mehr, als: Wie nah sind wir uns selbst gekommen? Haben wir uns aufgemacht, um
bis in die verstecktesten Winkel unserer Seelenlandschaft vorzudringen, um
letztendlich diese kostbare innere Quelle zu entdecken, aus der es so lebendig
sprudelt?
Sind wir unserem wahren Wesenskern näher gekommen- dieser unsagbaren Fülle an
Lebensfreude, Leichtigkeit, Zufriedenheit
und Liebe? Haben wir uns bewusst unserem inneren verletzten Kind
genähert, um ihm wenigstens jetzt das zu geben, was es in früher Zeit entbehren
musste? Zärtlichkeit, Zuwendung, Verständnis und ganz viel Raum, um seine
Wunden zu streicheln und zu heilen. All
das ist nämlich IN UNS und wartet auf uns!
Es hat uns wieder mal keiner drauf hingewiesen…….und von
daher sag ich einfach: Wir können uns vor diesem Leben voller Dankbarkeit
verbeugen, wenn es uns durch den Schmerz aus den völlig überholten Ideen von
Leben, bzw. von uns selbst herausholt.
All das hatte niemals auch nur das
Geringste mit uns als menschliche Menschen zu tun und mit unseren tiefen
menschlichen Bedürfnissen schon mal gar nicht!
Da könnten wir eher das Trauerlied singen: Wir wurden
geboren, um zu überleben…….um zu funktionieren und uns dem wachsenden
Fortschritt anzupassen. Und der wird was mit uns machen- der lässt uns eines
Tages nämlich total verschwinden, denn was wir als so fortschrittlich, so
modern empfinden, führt uns im Grunde immer weiter von uns selbst fort
"Alles Vorwärts der Menschheit geht auf Kosten ihres Einwärts."
Christian Morgenstern
(1871 - 1914)
Für mich gibt’s
jedenfalls nur einen Fortschritt und der
hat allein damit zu tun, dass diese Welt wieder in Richtung Liebe, Frieden, Gerechtigkeit, Mitmenschlichkeit unterwegs ist, damit unser Dasein wieder eine
vielversprechende Zukunft hat.
*Linda“
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