Gott braucht keine Helden
Was reizt mich, immer und immer wieder den Sinn unseres Lebens
zu hinterfragen? Wahrscheinlich ist es darin begründet, dass es keine
wichtigere Antwort geben kann- um sich auch wirklich sicher zu sein, dass man
hier nicht umsonst anwesend war/ist.
Peter Ustinow z.B. fand seine persönliche Erklärung:
„Sinn des Lebens: etwas, das keiner genau weiß.
Jedenfalls hat es wenig Sinn, der reichste Mann auf dem Friedhof zu sein.“
Peter Ustinow
In dieser Gedankenrichtung bin auch ich seit
Langem unterwegs, weil ich mir sage: Nichts von all dem Materiellen- kein Haus-
kein Auto- keinen Geldkoffer werden wir mitnehmen können, wenn unsere
Erdenreise hier endet, ganz davon abgesehen, dass diese Art von Reichtum nicht
der tiefe Sinn von Leben ist. Ich erahne Weiteres: dass es Gott für absolut
unwichtig hält, was wir denn so an vergänglichen Gütern hier unser Eigen nennen.
Nicht ohne Grund und Sinn hat er uns ans Herz gelegt: Wenn, dann sammelt
Schätze, die für den Himmel tauglich sind. Und die werden niemals vom Euro,
sondern immer von der Liebe Zeugnis geben.
Seine Frage an uns, die er spätestens bei der Heimkehr stellt, wird sein:
Haben wir uns zu unserem Menschsein bekannt? Haben
wir so gelebt, als würde es nur die Liebe geben? Waren wir dieser eine ganz
spezielle Tropfen im Ozean?
Auf Letzteres bin ich gekommen, als ich die
Einschätzung von Mutter Theresa las:
„Wir sind wie ein Tropfen im Ozean. Aber ohne
diesen Tropfen wäre der Ozean ein bisschen kleiner.“
(Mutter Teresa)
Ich weiß schon, wer hier angesichts einer solchen
Vorstellung spontan auf stur schalten
wird! Es wird unser Ego sein, denn ich glaub mal nicht, dass es sich damit
abfinden kann- „nur“ so ein Tropfen von
vielen zu sein! Da fällt man ja gar nicht auf! Da kann man noch nicht einmal ne
große Welle des Aufsehens machen! Und doch ist genau dies die Wunschformation nach Gottes Vorstellung. So hat er sich seine
Menschheit vorgestellt, als er uns alle erschuf.
Martin Luther King hatte schon 1968 ein solches Bewusstsein,
denn er führte umgesetzt an:
„Wir haben ein großes
Haus geerbt- ein „großes Haus der Welt“, in dem wir zusammen leben und wir
dürfen uns angehalten sehen, dies in
einer friedlichen Absicht zu tun.“
Auch für ihn gab es diesen Trennungsgedanken nicht. Er
verwies darauf, dass wir zwar verschiedene Sprachen sprechen, eine andere
Mentalität in uns tragen, unterschiedliche Interessen verfolgen- aber
dennoch aufgefordert sind, wertschätzend
miteinander umzugehen.
Ich weiß, solch eine Gesinnung hat sich bei uns noch nicht
allzudoll verankert. Vielleicht liegt es ja daran, dass wir uns in unserem
einzigartigen Tropfendasein noch gar nicht richtig kennen. Woher denn auch?
Vielleicht ist uns
der eigene Wert gar nicht bewusst, weil wir uns seit unserer
Kindheit ständig aufgerufen sehen, etwas zu verkörpern, was wir gar nicht sind-
hinter Dingen herzulaufen, die unsere Seele nicht nähren - weil wir uns über völlig falsche Kriterien
definieren. Es geht nicht um unser Strahle-Image im Außen- oh nein! Gott
braucht keine Helden- keine Perfektionisten, keine Überflieger- keine „mir tut
nichts weh“ Wesen…Gott braucht uns in unserem verletzlichsten sensibelsten
Mensch- Sein- mit unseren Ecken, Kanten, Begrenzungen- in hilflos, zweifelnd,
schwach, ohne jede Bühnenperformance.
Wie sollen wir sonst fähig sein, uns in die Befindlichkeiten
eines anderen Menschen hineinzufühlen? Schließlich wollen wir uns im anderen
wiedererkennen, auf Augenhöhe begegnen und erfahren: Wir sind ja im Grunde
unseres Herzens völlig gleich! Auch der Andere hat Ängste, die ich kenne- hat
diese oder jene Gefühle- wird dann und wann von Sorgen oder der Vergangenheit
eingeholt- macht ebenso Fehler wie ich auch, weint dann und wann seine Tränen
und hat so wie ich seine Ecken und Kanten. Genau dieses „sich wiederfinden“ tut
unheimlich gut!
Wie soll ich es beschreiben? Man fühlt sich lebendig und
begreift die Normalität des schwachen menschlichen Seins. Wir sind nun mal keine
technischen Funktionen aus irgendwelchen vorgefertigten Schubladen, sondern
durch und durch Mensch!
Ich glaub- es würde Gott unsagbar freuen, wenn wir bekennen:
Meine Nationalität?
Ich bin MENSCH! Ein MENSCH unter MENSCHEN - halt ein Tropfen
in der Gemeinschaft mit vielen anderen Tropfen. Was trennt uns denn
voneinander? Haben wir nicht alle den selben göttlichen Ursprung? Lachen,
weinen, fühlen und lieben wir nicht alle
in der selben „Sprache“?
Das Einzige, was uns im Wege steht, das ist der Altmüll der
Vergangenheit. Ist der aber mal beseitigt, dann finden wir auch die sprudelnde
Quelle unserer wahren Schönheit IN UNS!
Wie sagte mal jemand sehr passend: Wir müssen durch die Scheiße zu unserem
Gold- und ich möchte die krasse Bezeichnung einfach so stehen lassen, weil es
stimmig ist.
Wenn wir alle wüssten, wie schön wir wirklich sind!
Jeder ist ein göttlicher Tropfen, der:
….der sich durchaus selbst Gutes tun darf…
…..der nicht perfekt sein muss…
…..der nichts tun muss, um geliebt und wertgeschätzt zu
werden..
…der ohne Wenn und Aber zu all seinen Schwächen, seinen
Ängsten, seinen Tränen stehen darf…
…und nichts vermag die innere Schönheit zu mindern.
Wie betont: Was soll denn Gott mit Helden, denen nichts weh
tut, die immer glücklich und perfekt sind?
Ohne Frage, diese Anleitung hätte auch ich gern in früher
Zeit vernommen, um zu verinnerlichen, dass JEDER Mensch von Gott eine
unantastbare Würde mitbekam, die uns bis zum Tode nicht genommen werden kann,
egal, was auch geschieht. Vor allen Dingen ist eines wichtig: Kein Mensch muss
sich Liebe, Wertschätzung, Zuwendung,
Wohlwollen oder gar seine Daseinsberechtigung erst verdienen.
Wir sind schon liebenswert- allein durch die Tatsache, dass
es uns gibt, denn da ist ein Gott, der hat sein uneingeschränktes JA zu uns
gesagt. Und mittlerweile weiß ich, dass ein JA von Gott immer ein JA bleibt.
Gott ist unheimlich treu und steht zu jedem Wort.
Nur- es ist doch komisch, dass man uns als Kinder in dem
Glauben ließ, dass es Liebe, Anerkennung, Aufmerksamkeit nicht umsonst gibt.
Wie oft hörten wir: Aus dir soll schließlich mal etwas Gescheites werden-
streng dich an- erklettere dir auf der Karriereleiter ein ansehnliches
Plätzchen, mach uns stolz!. Niemand kam auch nur auf den Gedanken, dass wir
doch schon mit dem Tag unserer Geburt „etwas waren“- nämlich Gottes
wunderschöne und einzigartige Kunstwerke- nach seinem Bild der Liebe erschaffen
und allemal wert, geliebt zu werden, so wie wir waren.
Wenn man es ehrlich
betrachtet, dann erfuhren wir durch unsere Vorbilder so eine Art „Liebe mit Widerhaken“- denn diese Liebe war ständig
an Bedingungen geknüpft. „Sie“ hatten so ihre Wunschbilder von uns, bzw.
unserem Leben- und je mehr wir diesen entsprachen, umsomehr durften wir auf
„ihre“ Liebe und Anerkennung hoffen.
Oh und diese „Liebes- Erfahrung“ brannte sich ein wie nichts
Anderes….wurde zum ständigen Lebensbegleiter, so fest verankert, dass wir eigentlich
niemals hätten sagen können, was es mit dem Wesen der Liebe nun wirklich auf
sich hat.
Neulich kam mir so der Gedanke:
Was würde ich heute einem jungen Menschen mit auf den Weg
geben, damit er einen guten Start ins Leben hat?
Es wäre folgende Zusicherung:
So wie Gott dich geträumt hat, so darfst du sein, denn so
bist du wunderschön und einzigartig. Egal, wo du bist, wie du dich entscheiden
musst- höre immer nur auf deine innere Stimme und folge deiner Vision, denn
dann wirst du ein erfülltes Leben haben.
Ich denke, mit diesem gesunden Selbstbewusstsein im Gepäck
wird es auch ein guter Weg, weil sich der junge Mensch allein durch die innere
Stimme leiten lässt.
Eines war uns über einen viel zu langen Zeitraum nicht
bewusst: Ein jeder von verfügt von Anfang an über ein stilles inneres Wissen um
seine spätere Berufung. Ich bezeichne es auch gern als das innere Feuer, das für
irgendeine Leidenschaft brennt und folgen wir dieser Vision, dann spricht Leben
von tiefer Erfüllung.
Hier kommt mir so ein Paradebeispiel in den Sinn. Da war ein
junger Mann, unschlüssig, welchen Berufszweig er wählen sollte…und sein Vater
drängte ihn in die Schiene des Bankkaufmannes. Schließlich waren so seine
finanzielle Zukunft, sein Ansehen
abgesichert .
Die Welt hätte ihm zugejubelt, denn so ein lukrativer Job,
da leckt man sich doch alle zehn Finger nach! Der junge Mann wagte den
Einstieg, doch je länger er dort tätig war, umso unglücklicher wurde er. Zum
Glück, sag ich da! Er erspürte nämlich, dass dieser Ort nicht der war, der
seiner Seele Wohlgefühl versprach. Gesättigt wurde allein der Verstand.
Und so stieg er aus und wurde Sozialarbeiter- ein
zufriedener glücklicher Sozialarbeiter, weil er an dem Ort agierte, wo Gott ihn von Beginn an sehen wollte. Und
entsprechende Fähigkeiten für den sozialen
Beruf brachte der junge Mann zu genüge mit. So wurde er ein sehr
fruchtbringender Tropfen im Ozean.
Immer und immer wieder wird mir klar: Wir können und dürfen
Gott und seinen göttlichen Plan nicht außen vorlassen- egal, was wir tun, wo wir uns aufhalten. Gott gehört in die Mitte unseres Lebens, denn er hat von
Anfang an seinen ganz speziellen Plan mit uns gehabt und dementsprechend in uns
investiert.
Wenn Gott möchte, dass wir unten im Tale den Platz eines
Grasbüschels einnehmen, dann soll es genau so! sein! Im Hinblick auf die
Bedeutung des göttlichen Vorhabens hat
auch so ein Grasbüschel seine individuelle göttliche Bestimmung mitbekommen.
Auf jeden Fall ist nachzuvollziehen, welch hohe Bedeutung Gott jedem einzelnen
Leben zumisst. Gott braucht uns ALLE,
damit sein göttlicher Plan Wirklichkeit werden kann.
Ja, ich denk schon- es ist ein Umdenken angesagt, denn mir
persönlich wird so vieles klarer. Zum Beispiel bekommt folgender Satz eine ganz
andere Bedeutung:
„Ich habe gelernt, mit dem zufrieden zu sein, was ich habe.“
Philliper 4, 11
Das heißt nämlich nicht mehr und nicht weniger, als sein
völliges O.K zu dem Willen Gottes zu
sagen. Ich führe mir schon lange bewusst vor Augen: Egal, in welcher
Lebenssituation wir uns befinden, sie
wird IMMER dem Willen Gottes entsprechen. Für mich ereignet sich rein gar
nichts, ohne dass nicht Gottes Handschrift zu erkennen wäre. Warum so, warum
nicht anders? Diese Frage stellt sich für mich nicht mehr- ich sag mir
höchstens: Es reicht, wenn Gott weiß, warum, denn seine Führung hat für mich
insbesondere seit 2011 höchste Priorität. Ohne ihn würde ich nicht dort stehen,
wo ich heute bin. Aus eigener Kraft hätte ich es niemals geschafft.
Eigentlich- so denk ich gerade- sind wir Menschen selbst
daran beteiligt, dass unsere Welt so ist, wie sie ist. Hätten wir uns von vornherein an Gottes Vorhaben orientiert
und nicht den „Gott“ des Geldes, der Macht und des Ansehens auf den Thron gesetzt- es wäre gewiss eine
schönere und friedlichere Welt. Auch jedem Einzelnen würde es viel besser
gehen, weil jeder ganz selbstverständlich den Platz eingenommen hätte, der ihm
von Gott zuteil wurde.
.
Um Leben, bzw. unseren persönlichen Lebensverlauf wirklich
zu verstehen, wird es von Nöten sein- uns von den gängigen Maßstäben der Welt
zu verabschieden. Sie sind nicht die wahre Realität, denn es ist Gott, der die
ganze Welt und jedes einzelne Leben in seiner Hand hält. Der Mensch denkt zwar-
aber Gott lenkt. Letztendlich wird sich immer das durchsetzen, was dem Willen
Gottes entspricht.
Es trifft schon zu, was Oswald Chambers schrieb:
„Es gibt ein höheres Ziel auf Erden: Wir Menschen
sind dazu berufen, jemandem zu dienen, der weitaus größer ist als wir – Gott
selbst! Hierfür müssen wir uns von jeder Macht und jeder Kraft
trennen, die wir außerhalb von Gott suchen und finden wollen. Gott verspricht
denen, die ihm ganz vertrauen, seine Fürsorge und Kraft.
Schau, was er für dich geplant hat.“
Oswald Chambers
Alles in allem dürfen wir ein Fazit ziehen:
„Genau wie ein Sonnenstrahl sich nicht von der Sonne trennen
kann
und eine Welle sich nicht vom Meer trennen kann,
können wir uns nicht voneinander trennen.
Wir sind alle Teil eines großen Meeres der Liebe.“
Marianne Williamson
*Linda*