Donnerstag, 31. Mai 2018

Lebenszeit, die uns vollendet







Lebenszeit, die uns vollendet


Ich kann es drehen wie ich will und komme  immer wieder zu dem einen Schluss: Sobald der Mensch dazu übergeht, sich mit dem Leben, bzw. mit sich selbst intensiver auseinander zu setzen, zieht er das Fazit-  irgendwie nicht in diese Welt zu passen……..?????

Zum Glück scheint er keine Ausnahme zu sein, denn Hermann Hesse gings wohl ähnlich, als er erkannte:

„Wer nicht in diese Welt passt, der ist immer nahe dran, sich selbst zu finden.“

Das liest sich nicht gerade sehr aufbauend und würde  in kurz und knapp bedeuten: Sobald der Mensch weiß, wer er wirklich ist, wird er sich in dieser Welt nicht mehr wohlfühlen. Ganz schön frustrierend, oder nicht? Schließlich gilt es, in dieser Welt über Jahrzehnte zu verweilen! Was machen wir denn dann überhaupt hier? Wir sind  scheinbar eine totale Fehlbesetzung!

Es ist nur eine rhetorische Frage, denn mittlerweile ist  mir bewusst: Wir befinden uns hier zum Glück nur auf einer Art von Durchreise, um uns daran zu erinnern, wer wir denn von unserer menschlichen Natur her wirklich sind. Besteht dann irgendwann wieder Klarheit darüber,  geht’s  zurück zu dem Ort- an dem wir wirklich zu Hause sind.

Es gibt also sehr viel  zu lernen, so lange wir hier verweilen. Von daher befürworte ich folgenden Hinweis:


„Es ist gut, wenn uns die verrinnende Zeit nicht als etwas erscheint, das uns verbraucht,
sondern als etwas,  das uns vollendet.“

 Ja, ich vertrete die Ansicht, dass wir relativ reich  beschenkt sind, diese kostbare Lebenszeit nutzen zu können, um uns an unser wahres Wesen zurück zu erinnern. Und nicht nur das! Wir erhalten sogar die Chance, den tiefen Sinn des Lebens zu ergründen und wenn dann noch Zeit bleibt, ihn auch intensiv zu leben.

Wie heißt es so schön?

Am Ende des Lebens wird  zählen, wie tief wir lebten und wie tief wir liebten.

Ups- irgendwie scheint sich dieses Lebensziel in unseren gesellschaftlichen Kreisen nicht  herumgesprochen zu haben,  wenn ich mal davon ausgehe, dass es sich hier absolut nicht um die  Liebe zum Geld, zum Konsum, zum Ansehen usw. handelt.

Unser Lebensziel spricht von einer Liebe, die ihren Sitz ausnahmslos im Herzen hat und wer könnte uns das besser vorleben und  erklären, als die Kinder? Ein mir unbekannter Verfasser schrieb:

„Kinder verfügen über zwei Superkräfte,
welche die meisten Erwachsenen verloren haben:
Die bedingungslose Liebe und das völlige Fehlen von Vorurteilen.“


Auch Ellen Meyer hat so ihre positiven Erfahrungen gemacht:

„Mit einem Kind an der Hand hast du die Chance,
die Welt neu zu entdecken
und längst verschollene Gefühle und Empfindungen
wieder neu wahrzunehmen.“

Ellen Meyer




Ist doch  interessant, dass uns gerade diese kleinen Wesen, die nach unserer erwachsenen Einschätzung erst noch etwas werden müssen- scheinbar eine Weisheit, eine Kraft und Klugheit in sich tragen, derer wir entbehren. Komisch, dass gerade sie in uns eine Sehnsucht auslösen können…..

Allerdings finde ich heute nichts Komisches, Fragwürdiges mehr daran, sondern sag mir ganz klar und wahr: Diese kleinsten aller menschlichen Wesen tragen einen unsagbaren Schatz in sich. Sie leben und agieren  im Einklang mit der  Seele, sind mit ihren inneren Antennen noch ungehindert auf Empfang. Noch!!!! wird ihre strahlende Seelensonne nicht von gesellschaftlichen Fesseln eingeschnürt. Ins Bild gefasst: Eine unbelastete kindliche Seele ist   in dem Genuss, ungehindert blühen und fliegen zu können!

Hans Kruppa setzt noch einen drauf, wenn er uns rät:

„Es ist gut,
den Wunderglauben wiederzufinden,
der in der Seele eines Kindes lebt.
Doch besser ist es, ihn erst gar nicht zu verlieren.“


Ich glaube, angesichts all dieser angeführten Lebenshaltungen dürfen wir uns zu Recht die Frage stellen:

Kann es sein, dass man uns den Sinn des Lebens falsch darlegte? Kann es sein, dass wir in einer völlig falschen Laufrichtung unterwegs sind?

Diese Fragen hab ich mir vor Jahren zu genüge gestellt- genau in dem Moment, als Gott mir diese Tür in eine längst vergessene Welt öffnete und ich augenblicklich wusste: In dieser anderen Welt ( dem Kindheitserleben so ähnlich) bin ich wirklich zu Hause. Augenblicklich spürte ich, wie meine inneren Antennen freudig auf Empfang gingen.

Ja, ich konnte förmlich nachvollziehen, wie meine bis dahin schlafende Seele plötzlich aufwachte und die neuen Impulse genüsslich in sich aufnahm! Es war so, als würde sie erleichtert rufen: Ich spüre mich endlich wieder, denn all das berührt mich aufs Tiefste! Es tut so was von gut! Ich lebe und blühe!



Was sind das für Lichtmomente im Leben! Es scheint, als würde man aus einem viel zu langen Dornröschenschlaf erwachen, weil ab da nichts mehr ist wie zuvor. Das zurückliegende Leben erscheint wie ein triste Ausführung in schwarz- weiß. Man war zwar  auf der Suche nach Glück und Genuss- doch irgendwie ist man dran vorbeigelaufen, weil man ständig nach den falschen Glücksbringern Ausschau hielt. Wir konnten es auch nicht besser wissen, denn die Welt tut von jeher alles dafür, uns auf dem falschen Pfad unterwegs sein zu lassen.



Verheißungsvoll hält sie uns ihre verlockenden „Brüste“ des Gewinns und der schnellen Vergnügungen hin…..erstickt aber gleichzeitig unsere Sehnsucht nach den  tiefen Glücksempfindungen des Lebens. Ohne Frage, unsere Wünsche sind im Schnellverfahren gestillt, wir können haben was wir wollen……nur- was nützt es, wenn die Seele davon nicht zehren kann?



Dieser Umstand erzeugt in mir ständig eine Abwehrreaktion, denn wenn es um eins geht in diesem Leben, dann ist es die verantwortungsvolle Aufgabe, unsere Seele ausreichend zu nähren. Wie sollen wir denn sonst jemals glücklich und gesund werden? Da versinken wir ja buchstäblich im goldnen Treibsand dieser Welt!


Wahres Glück ist, was das Herz erreicht und die Seele berührt. Eine höhere Wahrheit gibt es nicht, denn alles, was unsere Seele zu berühren vermag, das hat allerhöchste Priorität in unserem Leben. Ja, ich sag sogar: Wir dürfen uns durchaus von morgens bis abends voll auf unser inneres Wohlgefühl konzentrieren.


„Jeder Tag muss einen Sinn haben und erhalten soll er ihn nicht durch den Zufall,
sondern von mir.“

Rilke


 Wir dürfen den ganzen Tag bewusst Freude um Freude sammeln, in dem Wissen, dass jeder noch so kleine schöne Moment unsere Seele lächeln lässt und mit Sicherheit auch immer mehr in die Heilung führt.

Es mag sein, dass ich mein Leben mit einer sehr  großen Ernsthaftigkeit betrachte, aber ich weiß, dass  ich ein hohes Maß an Verantwortung trage und möchte  halt den bereits angeführten Hinweis als Orientierung nehmen:

 „Es ist gut, wenn uns die verrinnende Zeit nicht als etwas erscheint, das uns verbraucht,
sondern als etwas,  das uns vollendet.“


Tja und hier mag sich die Frage stellen, was es mit dieser Vollendung auf sich hat!? Bin ich vollendet, wenn ich auf dem Karrieretreppchen ganz oben stehe oder wenn ich ein Luxusleben in einer Luxusvilla führe? Oh nein, dieses Leben drängt nicht auf das Haben- Leben zielt IMMER auf das menschliche SEIN hin, denn das ist die höchste Form der Existenz.



Heißt also nicht mehr und nicht weniger, als dass wir einmal rigoros die Spur wechseln müssen…….und ab da unseren individuellen Weg gehen, untermauert von den  Wahrheiten unseres Lebens! Erst dann beginnt das wahre Abenteuer Leben.

 Das ist nämlich der Moment, in dem die (weltliche ) Raupe der Ansicht war, ihr Leben sei zu Ende……..nein, war aber nicht so- denn da fing lediglich ihr neues Dasein als Schmetterling an! Aus Erfahrung weiß ich zu sagen, dass es sich ein bisschen wie „sterben“ anfühlt- doch wir dürfen gewiss sein: Wir sterben genau dann in ein glücklicheres höheres Leben hinein- in ein Leben, das endlich von Sinn und Erfüllung spricht.


Für mich war es einer der langwierigsten Prozesse, meine neuen Wahrheiten herauszufiltern- mich voller Ehrlichkeit zu fragen:

Was brauche ich für mein erfülltes Leben, damit es meiner Seele gut geht? Wo liegen meine Möglichkeiten, Stärken- wo sind meine Begrenzungen, meine Schwächen? Ich glaub, das Schwierigste ist, Abstand zu nehmen von den gesellschaftlichen Idealvorstellungen und sich dem zuzuwenden, was für einen selbst wahr und machbar ist, bzw. was sich einfach gut uns stimmig ANFÜHLT.



Und so wird man immer spezieller – für das Umfeld vielleicht andersartiger, unverständlicher und doch erfüllt einen diese Andersartigkeit mit innerer Freude. Noch nie war man sich selbst so nah! Oh, ich vergaß- in der Kindheit, da gabs schon einmal solch eine intensive Nähe zu uns selbst, denn eigentlich reisen wir ja nur in unsere vertrauten Gefilde zurück, um dennoch von Vollendung sprechen zu können.

Irgendwie irre- als würden wir eine Rundreise machen…..um letztendlich wieder am Ausgangspunkt anzukommen mit dem Gefühl: Hier ist ja alles so vertraut- hier war ich doch schon einmal!????

Ich denke, wenn wir dort ankommen, wird es auch kein Problem mehr sein, diese zwei – oben angeführten- Superkräfte wieder hervorzuholen: die bedingungslose Liebe und das völlige Fehlen der Vorurteile, gekoppelt mit der Fähigkeit, die ganze Schönheit der Schöpfung mit allen Sinnen wahrzunehmen.

Wir sind nun mal Liebe-
daher kommen wir
und dahin kehren wir wieder zurück….

Unser ganzer Lebenslauf wird darauf drängen, dass wir dieses Ziel, bzw. Bewusstsein wieder erreichen. Das lässt uns ein Leben lang voller Sehnsucht unterwegs sein……..

*Linda*

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