Was wäre, wenn?
Neulich begegnete mir folgende Frage:
Wie würde unsere Welt aussehen, wenn wir so lieben und leben
würden, wie Gott es sich von uns wünscht?
Zahlreiche wohltuende Bilder tun sich vor meinem Auge auf!
Eines davon ist dieses:
Ich sehe ein übergroßes Herz, das sich aus unzähligen
Menschen zusammensetzt! Diese Menschen sind so unterschiedlich wie die Blumen
in einem verwilderten Garten…..oder soll ich sagen: so einzigartig, wie Gott
sie einst erschuf? Da gibt’s große, kleine, dicke, dünne Menschen…..Menschen
aus allen gesellschaftlichen Schichten….Menschen mit körperlichen oder
seelischen Beeinträchtigungen……Menschen unterschiedlicher
Herkunft….…..Menschen, die eine andere Sprache sprechen….usw.
Aber all diese Kriterien sind völlig unerheblich, denn das
Einzige, was zählt, ist:
Diese Menschen haben ihr Herz füreinander geöffnet und
erkannt: Nichts kann uns voneinander trennen, weil das Wesen der wahren Liebe
jeden so gelten lässt, wie er nun mal ist. Diese Liebe geht sogar noch einen
Schritt weiter: Sie erspürt und würdigt die Einzigartigkeit eines jeden- egal,
wo er herkommt, was er darstellt, was er kann, was er besitzt.
Es gibt da eine unumstößliche Wahrheit:
Vor Gott sind alle Menschen gleich wertvoll und von einer
unantastbaren Würde. Der obdachlose Mensch unter der Brücke, der
schwerstbehinderte Mann im Rollstuhl- die blinde Frau von Nebenan…..ALLE stehen
unter Gottes Schutz und sind fest in seiner Liebe verankert.
Ich erinnere mich nur zu gern an
den Auftritt eines schwer behinderten Ehepaares im Fernsehen. Rund um die Uhr
war es auf die Hilfe der Betreuer angewiesen und doch war ihre Lebensfreude
unerschöpflich. Der Mann hatte nämlich eines erkannt: Ihre eingeschränkte
Lebenssituation lag in der Absicht
Gottes und er kam nicht drum herum, zu sagen: „Trotz unserer äußerlichen
Gebrechen haben wir ein liebevolles Herz und nur drauf kommt es an! In Gottes
Augen sind wir etwas ganz Besonderes!“ Gut,
sie passen nicht in dieses gesellschaftliche Schema der leistungsstarken
perfekten Personen- stehen eher am Rande- doch in Gottes Augen sind sie kostbar
und wertvoll, auch mit ihren Handicaps.
Ich glaub nämlich, wir dürfen und
müssen uns von einer Denkweise verabschieden, um glücklich zu werden:
Es kommt nicht darauf an, was
sich die Welt gemäß ihrer eingefleischten Maßstäbe unter einem wertvollen Menschen vorstellt. Es
zählt einzig und allein das Ansehen Gottes und das Wissen: Jeder hat seinen
ganz bestimmten Platz hier auf Erden auszufüllen und egal, wo wir stehen- es
wird immer nach Gottes Willen sein! Und spricht unsere Lebenssituation noch so
sehr von Defiziten- so ist sie von Gott
erwünscht- genau dort sollen wir gemäß der geschenkten Möglichkeiten und
Fähigkeiten blühen!
Das heißt z. B. auch: Hat Gott für Einzelne recht früh die
innere Zerbrochenheit vorgesehen, dann wird ER schon wissen, warum. Gott kennt
nicht nur unseren Anfang, sondern hat auch zu jeder Zeit unsere Gegenwart wie Zukunft im Blick. Eigentlich
brauchen wir uns angesichts dessen überhaupt keine Sorgen zu machen, denn wenn
wir uns voll der Führung Gottes anvertrauen und weniger auf unseren Planungen
beharren, werden wir ein erfülltes Leben erfahren.
Es gibt da in der Bibel ein sehr anschauliches Bild:
„Da wir alle in Christus ein Leib sind,
gehören wir zueinander
und jeder Einzelne ist auf alle anderen angewiesen.“
Römer 12, 5
Fakt ist: Gott erschuf seine Menschen unter dem Gesichtspunkt, dass sie halt diese Einheit des Leibes verkörpern und so ein Leib hat nun mal die unterschiedlichsten Glieder. Wenn Gott mich nun- ich sag mal- als den kleinen Zeh vorgesehen hat- dann werde ich immer der Zeh bleiben und es nützt nichts, neidisch auf den zu schauen, der vielleicht ein Auge sein darf. Meine Aufgabe ist es dann halt, als kleiner Zeh mein Bestes zu geben- in dem Wissen, dass jedes Glied in Gottes Augen gleich wertvoll ist, denn so ein Leib braucht der Vollständigkeit halber auch einen kleinen Zeh.
An dieser Stelle führe ich mir
wieder das große Menschenherz vor Augen……diese Vielfalt an Unterschiedlichkeit
und Einzigartigkeit, die nur danach ruft, dass einer für den anderen zur
Bereicherung werde!
Es geht also keineswegs in diesem
Leben darum, dass jeder sich das dickste
Stück vom Kuchen angelt oder darauf erpicht ist- besser, schöner, klüger, reicher, mächtiger, angesehener als Andere zu
sein! Dieser Trennungsgedanke sorgt bei Gott für größte Verärgerung, denn
seinem Schöpfungsgedanken nach sieht er uns als Menschen, die sich um ein
wohlwollendes aufbauendes Miteinander bemühen.
Von daher legte er uns ans Herz:
Jagt dem Frieden, der
Gerechtigkeit, der Wahrhaftigkeit nach- ertragt einander in Liebe, richtet
nicht und vergebt einander, denn ihr seid eine
große Gemeinschaft, in der einer den Anderen braucht.
Von daher rührte mich die Frage
einfach an:
Wie würde unsere Welt aussehen, wenn wir so lieben und leben
würden, wie Gott es sich von uns wünscht? Es wäre mit Sicherheit eine
friedlichere Welt, in der es Freude machen würde, zu leben, als der MENSCH, der
wir sind.
Gott verlangt ja nichts
Übermenschliches von uns. Eigentlich geht es einfach nur darum zu sagen: Ich
wünsche so bedingungslos angenommen zu werden, wie auch ich bedingungslos annehme. Das, was ich mir vom Anderen
wünsche, das möchte auch ich ihm geben.
Es wird immer um dieses
uneingeschränkte JA zum Anderen gehen, ohne die Absicht, den Anderen verändern,
verbiegen zu wollen, denn das steht uns gar nicht zu. Jeder ist auf seine Art
vollkommen, so wie er ist und genau so möchte er geliebt werden. Ist es denn
bei uns selbst nicht genauso? Wollen wir nicht einfach „nur“ so angenommen
werden, wie wir sind, anstatt uns irgendwie passend machen zu müssen, um einem
Bild „von“ zu entsprechen? Dann werden wir niemals glücklich werden.
Niemand wird jemals etwas Anderes
darstellen können, als es seiner wahren Natur entspricht.
Niemand wird jemals seine tief sitzenden
Narben und Wunden auf Dauer verbergen können.
Niemand darf sich aufgefordert
sehen- anders werden zu müssen, um ein Recht auf Liebe zu haben!
Und anders zu sein, heißt nicht
automatisch, falsch oder gar wertlos zu sein. Das erzählt uns höchstens die
oberflächliche Welt, die es „prima“ versteht, die Menschen im Hauruckverfahren
in irgendwelche Schubladen einzusortieren.
Doch: Gefallen, das müssen wir
nur uns selbst und wir dürfen uns mit Gewissheit sagen: Gott hat eine Riesenfreude
daran, wenn wir uns so geben, wie wir sind- denn genauso! sind wir richtig! Dann
kann er uns nämlich für die Erfüllung seines Traumes gebrauchen.
Es ist für mich schon lang keine
Frage mehr, warum sich so viele Menschen
in psychologischer Behandlung befinden- und das im Aufwärtstrend! Hier
haben die Seelen
( zum Glück) irgendwann zum Innehalten aufgerufen, weil sie
es einfach leid waren, mit ihren tiefen Bedürfnissen kein Gehör zu finden. Wir
können den Seelenwahrheiten nicht entsagen, ohne krank zu werden. Wir können
nicht allgemeingültige Maßstäbe verfolgen, die uns innerlich bitter aufstoßen,
weil sie mit uns gar nichts zu tun haben.
Ich sag mir immer: Ich möchte bei
denen sein, die mich bei sich wünschen- so chaotisch, zerbrochen,
unverständlich, andersartig, sensibel ich auch bin. Denn lang genug hab ich
mich dem verschrieben, was Andere sich für mein Leben so vorstellten. Es reicht
vollkommen aus, wenn ich das tue, was mir möglich ist, ohne irgendwelchen
Vorgaben gerecht werden zu müssen. Ja, ich weiß noch, es war ein schwieriger
Prozess, meine eigenen Grenzen zu erkennen und auch anzuerkennen.
Wann soll denn meine Seele sonst
ihren wohlverdienten Frieden finden, wenn nicht jetzt?
Und ist man einmal in diese
Erkenntnis hineingewachsen, dann wird einem klar, was man sich Zeit des Lebens eigentlich
selbst angetan hat! Doch hineingewachsen bin ich nur mit Gottes Hilfe, denn er
öffnete mir eines Tages die Tür in eine Welt, die ich längst vergessen
hatte……..um zu erspüren: Diese Welt ist meine wahre Heimat, denn hier zählt
einzig und allein die Liebe. Hier darf ich der Mensch sein, der ich immer schon
sein wollte, den ich eigentlich immer tief drinnen erspürte! Ich bin halt ich!
*Linda*
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