Wir sind nicht hier, um uns zu verlieren, sondern wir sind
hier, um uns zu finden
Es gibt Bereiche, denen widme ich mich mit besonderer
Intensität. Dazu gehört ohne Frage das Maß der Folgeerscheinungen bezüglich der
frühkindlichen Glaubenssätze, die wir alle im guten Glauben und Vertrauen wie
selbstverständlich einatmeten. Wir konnten es nicht besser wissen- wir mussten
unseren großen Vorbildern glauben, die doch schon so viel Lebenserfahrung
aufzeigten.
Ich glaube, für uns alle war es früher äußerst wichtig, zu
erfahren, auf welchem Wege wir unser vorrangiges Bedürfnis nach Liebe,
Wertschätzung, Anerkennung stillen konnten….und leider schien es so, dass diese Bedürfnisbefriedigung immer an
Bedingungen geknüpft zu sein schien. Ja, wir lernten sehr rasch, dass es so was
wie Liebe auf keinen Fall umsonst gibt. Man musste sich schon anstrengen,
Leistung erbringen, was auf die Beine stellen, irgendwelchen Wunschbildern
entsprechen…….auf jeden Fall erst einmal etwas werden! Und damit tappten wir in
eine der größten Lebensfallen hinein, verfielen in den Irrglauben, dass das,
was wir in uns trugen, auf keinen Fall ausreichen würde, um ein Anrecht auf
Liebe zu haben. Denn eigentlich hätte man uns sagen sollen: Der Weg , der vor
dir liegt, wird dein ganz eigener sein, den noch niemals jemand gegangen ist.
Lass dich dabei nicht von deinem Verstand leiten, sondern folge immer dem Ruf
der inneren Stimme, denn sie ist dein bester Führer in DEIN glückliches
erfülltes Leben.
Apropos, was hat es eigentlich mit der Definition von Liebe
auf sich? Hier klinke ich mich nämlich sehr gern ein, denn ich bin der Ansicht:
Um wahre Liebe zu erfahren, braucht der Mensch rein gar nichts zu tun oder zu
sein, denn wirkliche Liebe ist von ihrem Wesen her so geartet, das sie
keinerlei Bedingungen stellt, sie gibt es wirklich umsonst- muss es umsonst
geben, sonst ist es keine Liebe.
Gut, es scheint völlig im Widerspruch zu stehen, zu dem, was
an uns herangetragen wurde- und das ist das große Dilemma der Zeit! Dass wir
rein vom Menschlichen her ohne Liebe nicht existieren können, das liegt auf der
Hand- aber es ist fatal anzunehmen, dass Liebe, Wertschätzung, „sich angenommen
fühlen“ ihren Preis haben.
Wie oft hab ich Menschen beobachtet, die sich im Schweiße ihres
Angesichts ein Leben lang damit abmühten , es zu möglichst viel Macht, Besitz,
Ansehen zu bringen- immer getragen von dem Kindheitsglauben, dass all dies
ihnen ganz viel Liebe und Bestätigung einbringt. Es war wirklich so, dass eine
der Personen nach ganz viel Bühnenapplaus voller Stolz sagte: Oh, die Menschen
lieben mich!
Nein, das war gewiss nicht die Liebe, um die es wirklich
geht! Diese Person wurde nämlich nicht um ihrer selbst geliebt- sie wurde „geliebt“
aufgrund ihrer Machtposition! Und ich glaub mal nicht, dass dieses Gefühl des
Geliebtwerdens sie innerlich erfüllte. Es sättigte mal wieder den Verstand,
aber nicht die Seele. Hier stell ich mir spontan die Frage: Was passiert
eigentlich, wenn besagte Person ihre Machtstellung aus welchen Gründen auch
immer verlieren sollte? ???????? Ist sie dann nicht mehr der Liebe wert?
Hier halte ich stets bewusst inne, denn es geht um die
Frage:
Will der Mensch eigentlich geliebt werden, weil er so
mächtig, einflussreich, vermögend ist- oder einfach nur- weil er der verletzliche
sensible und auch schwache MENSCH ist, der er ist? Wollen wir dafür geliebt und
geschätzt werden, weil wir die eingeatmeten Rollen so gut beherrschen oder wird
es im Endeffekt nicht viel wichtiger sein, dass wir uns- so seelisch nackt,
unvollkommen, fehlerhaft wir auch sind- dennoch geliebt fühlen dürfen? Ich weiß
nicht, ob ich richtig liege, aber ich nehme stark an, dass jeder Mensch tief
drinnen von dem Bedürfnis beseelt ist, einfach um seiner selbst geliebt zu
werden!
Ich glaube, es ist dringend an der Zeit, dass wir ein neues gesundes
Selbstbewusstsein zulassen, indem wir uns aufrichten und sagen: Jeder Mensch
ist es allein von seiner Natur her wert, geliebt zu werden- einfach weil es ihn
gibt! Das ist schon Grund genug. Niemand muss erst etwas werden, besitzen,
darstellen oder gar irgendwelchem gesellschaftlichem Schubladendenken gerecht
werden.
Ich weiß, hier ist ein totales Umdenken angesagt, zumal uns
die gegenwärtige Welt immer weiter in dem Irrglauben hält, wir müssten so und
so sein, das und das vorweisen, um unseren Wert, bzw. Liebe erfahren zu dürfen.
Diese vorgestanzten Bilder lassen uns ins eigene Verderben laufen, denn sie
treiben das künstliche Sein weiter und weiter voran, unterbinden es, das der
Mensch den Mut findet, sich so zu zeigen, wie er nun mal ist.
Was nützt es aber, wenn wir leise für uns murmeln: „Es ist
alles nicht so, wie es eigentlich in mir ausschaut“…….nur, weil wir uns
angehalten sehen, unsere Rollen spielen zu müssen- für ein bisschen Anerkennung
und Wertschätzung der Anderen, bzw, aus Angst, dass wir ungeliebt bleiben?
Es ist halt eine der größten Lügen, dass wir etwas tun
können, um geliebt zu werden- indem wir
uns eventuell verschönern, verbessern, verändern oder anpassen. Unsere
ganze Gesellschaft ist mit diesem Virus verseucht und das schon Tragische ist:
Anregungen zur Verschönerung, zur Verbesserung der Attraktivität gibt’s ohne
Ende auf dem Verbrauchermarkt: da noch ein bisschen mehr Oberweite- da noch ein
Muskelpaket- da noch eine Diät….es ist alles da, um irgendwelchen Bildern von
Mann/ Frau zu entsprechen. Ständig werden wir in dem Irrglauben auch noch
bestätigt, nicht gut genug zu sein…..
Aber die Wahrheit ist: Wir können nichts dafür tun. Wir
bleiben bis zum letzten Tage immer wir selbst und so ist es auch völlig in
Ordnung. Es geht nicht darum, uns passend zu machen, sondern darum, uns selbst,
so wie wir sind, aus ganzer Seele lieb zu haben.
Ich denke, wenn wir das erkennen, dann fällt eine Menge
Kindheitsballast von uns ab….und es gibt da noch einen fruchtbaren Hinweis:
Um alles, was wirklich von Wert ist in diesem Leben,
brauchen wir nicht eine Sekunde zu kämpfen. Es kommt von ganz allein in unser
Leben, weil es einfach da sein möchte.
Und hier wechsle ich nämlich bewusst in diese von mir so
geliebte andere Weltanschauung über. Sie wird von völlig anderen Maßstäben
getragen- da ist noch Raum für Wunder ,bzw. das Geheimnis des Lebens und vor
allen Dingen ist da ganz viel Raum für den menschlichen Menschen- weit weit weg
von jeder Bühnenperformance!
Und wäre solch eine Weltanschauung gleich einer Tür, dann
würde auf dieser Tür geschrieben stehen:
Herzlich willkommen
in deinem neuen Leben!
Hier bist du Mensch-
hier darfst du- du sein und wirst zu jeder Zeit geliebt, weil du bist, wie du
bist, gerade weil du bist, wie du bist!
Ich denke, eine größere Freiheit kann es nicht geben- eine
Freiheit, um die uns die Welt ständig betrogen hat und immer noch betrügt! Sie
mag es, wenn wir in unseren Fesseln liegen und möglichst der Massenbewegung
folgen, denn unter ihrer Führung hat sie uns im Griff, vermag uns „prima“ zu
manipulieren! „Sie“ sagt uns schon, was wir brauchen für unser Glück und zeigt
uns liebend gern auf, wo es immer noch Mangelzustände gibt.
Aber da frag ich mich: Sind wir nicht erwachsen genug, für
uns selbst zu entscheiden, was wir brauchen? Sind wir nicht erwachsen genug, um
zu erkennen, dass die wirklich wichtigen Dinge im Leben für kein Geld und
gegen keine Leistung zu erwerben sind? Und
sowieso! Es gibt keinen Mangelzustand- denn alles, was wir für unser erfülltes
Dasein benötigen, ist von jeher in uns vorhanden.
Ein liebevolles Herz kostet nämlich nichts und eine Geste
der Freundschaft auch nicht! Es kostet auch nichts, einander zuzuhören, sich
der Sorgen des Anderen anzunehmen und einfach füreinander da zu sein, sich
geliebt und verstanden zu fühlen.
Ich erinnere mich noch sehr gut an meinen Aufwachmoment. Wie
gewohnt stellte ich meine persönliche Situation für Andere in den schönsten
Farben dar- alles schien nach Außen hin so perfekt, so stimmig…….bis ich
gefragt wurde: Sag mal, redest du dir da nicht selbst etwas schön? Wie sieht
deine Lebenswahrheit wirklich aus? Und da fiel es wie Schuppen von meiner
Seele- ein ganzes Kartenhaus an Selbstlügen fiel in sich zusammen.Das war der
Zeitpunkt, an dem ich mir schwor: Nie mehr will ich mir selbst etwas
schönreden, was gar nicht schön ist! Und dann begann die Reise zu mir selbst….
Neulich las ich folgenden Ausspruch:
Ich liebe die Arbeit nicht.
Kein Mann tut das-
aber ich liebe das,
was in der Arbeit drinsteckt:
die Möglichkeit,
sich selbst zu finden.
Joseph Conrad
Ich liebe Zugeständnisse dieser Art, auch wenn sie viel zu
selten geäußert werden. Vor allen Dingen bestätigt mir Joseph Conrad eines und
das ist die Antwort auf die Frage nach dem wahren Sinn unseres Lebens. Er hat
nämlich erkannt: Es ist nicht das Leistungsstreben an sich, das einen
befriedigt- es ist auch nicht der Arbeitslohn- es ist die empfundene Freude,
sich im Tun selbst zu finden.
Und hier wurde mir wieder so klar, warum wir überhaupt
leben. Für mich gibt’s nur einen Grund: alle Chancen in jedem Lebensbereich zu
nutzen, um immer mehr zu uns selbst zu finden, in dem Bestreben, unsere Seele
zum Erblühen zu bringen.
Darum seh ich Leben halt etwas anders- für mich ist es ein
ewiger Aufruf- das, was seit ewiger Zeit IN UNS beheimatet ist, in den höchsten
Blühstatus zu versetzen.
Ob im Beruf, in der Partnerschaft, Freundschaft, Freizeit- IMMER
sollte unsere Aufmerksamkeit dahin zielen, die Nähe zu uns selbst so intensiv
wie möglich zu spüren- so dass die Seele alle Chancen erhält, voller Freude zu
sagen. Ja, ich spüre mich und ich fühle mich so wohl!
Partnerschaft, Freundschaft- bewusst gelebt, werden immer
dazu beitragen, dass jeder in diesen Beziehungen „noch mehr“ werden kann- „noch mehr“ der
Mensch, der er wirklich ist. Ins Bild gefasst kommt die Schönheit zweier
Lebensgärten zusammen und wird zur gegenseitigen Bereicherung. Begegnung auf
Seelenebene als wertvollste Erfahrung im Leben, weil wir halt die Möglichkeit
finden, uns in der Tiefe selbst zu begegnen. Für mich zählt nur eine Frage: Wie
gut wird meine Seele in Beziehungen genährt und nicht, wie groß muss der Stamm
von „Freunden“ sein, damit ich auf der Beliebtheitsskala ganz oben stehe? Das
erzählt wieder mal nur der Verstand, welcher ja ständig nach Bühnenpräsenz im
grellen Scheinwerferlicht ruft.
Ich denke, wir Menschen sind ständig dazu aufgerufen, uns zu
entscheiden, wem wir denn folgen wollen- unserem Ego oder den Bedürfnissen der
Seele, denn beides lässt sich nun mal nicht miteinander vereinbaren. Wir können
nicht auf der Bühne und zugleich in uns selbst daheim sein, denn wer sich hautnah
selbst begegnet, der ist erst einmal ganz allein mit sich und spürt:
Hier geht’s ans Eingemachte – in unsere tiefsten dunkelsten
Schluchten- in die Konfrontation mit uns selbst und immer wieder in die
Hinwendung zu unserem verletzten enttäuschten , sich nach Liebe sehnenden inneren
Kind, das auch heute noch fragt: Wer war ich eigentlich , bevor alle Welt auf
mich einredete und mir erzählte, wer ich zu sein hätte?
Eines ist für mich Fakt: Niemand wird auf Dauer vor sich
selbst davonlaufen können, unsere Geschichte wird uns immer wieder einholen,
denn alles, was wir jemals erlebten, hat sich in uns niedergelassen und zudem die Eigenart, all unsere Lebensbereiche auch im Erwachsenenalter zu
beeinflussen. Wenn da also, wie schon angeführt, eine sehr erwachsene Person immer noch der
Ansicht ist, dass die erworbene Machtposition, verbunden mit einem wohlhabenden
Leben die ersehnte Liebe mit sich bringt,
dann ist das nicht mehr und nicht weniger als die Umsetzung eines
Kindheitsglaubens. Wahrscheinlich erzählte der Vater genau das: Sieh zu, dass
du eine einflussreiche mächtige Persönlichkeit im Rampenlicht wirst und die „Liebe“
der Welt ist dir sicher.
Elli Michler hat es einst sehr schön verdeutlicht, was Liebe
wirklich ist:
Wo du geliebt wirst,
kannst du getrost alle Masken ablegen,
darfst du dich frei und ganz offen bewegen.
kannst du getrost alle Masken ablegen,
darfst du dich frei und ganz offen bewegen.
Wo du geliebt wirst,
zählst du nicht nur als Artist,
wo du geliebt wirst,
darfst du so sein, wie du bist.
Wo du geliebt wirst,
musst du nicht immer nur lachen,
darfst du es wagen, auch traurig zu sein.
Wo du geliebt wirst,
darfst du auch Fehler machen
und du bist trotzdem nicht hässlich und klein.
Wo du geliebt wirst,
darfst du auch Schwächen zeigen
oder den fehlenden Mut,
brauchst du die Ängste nicht zu verschweigen,
wie das der Furchtsame tut.
Wo du geliebt wirst,
darfst du auch Sehnsüchte haben,
manchmal ein Träumender sein,
und für Versäumnisse, fehlende Gaben
räumt man dir mildernde Umstände ein.
Wo du geliebt wirst,
brauchst du nicht ständig zu fragen
nach dem vermeintlichen Preis.
Du wirst von der Liebe getragen,
wenn auch unmerklich und leis.
Elli Michler
Es liegt wohl auf der Hand- konträrer können
Lebensanschauungen nicht sein! Elli Michler zeigt in ansprechender Weise auf,
was es heißt- „einfach“ nur MENSCH zu sein und ich denke, hier findet sich
jeder in seinen tiefen Bedürfnissen wieder. Doch noch eines wird klar: Von
einem Bühnenauftritt- dem Ruf nach Perfektion oder Leistung - von irgendeiner
Performance ist hier nichts zu spüren! Hier darf der Mensch so herrlich einfach
Mensch sein!
Wahre Liebe lässt zu, dass wir uns in unserer Schwäche, in
unseren Ängsten, Sorgen zeigen können- dass wir es wagen dürfen, einfach der
Mensch zu sein, nach dem wir uns ein Leben lang sehnten. Alles findet
Verständnis, alles findet seinen Raum, ausgelebt zu werden und wenn wir auch
total am Boden liegen. Diese Liebe erträgt alles, versteht alles und trägt uns
durch alle Stürme des Lebens hindurch,
weil solch eine Liebe voller Kraft, Geduld und Hingabe ist.
Darum trifft auch folgende Frage zu:
Ist das Leben eigentlich wirklich so schwer, oder liegt es
nur daran, dass wir uns von falschen Zielen leiten lassen, weil die Maßstäbe
der gängigen Welt uns letztendlich von uns selbst entfremden? Es wird im Leben
so sein, dass wir uns immer wieder entscheiden müssen:
Was will ich- ganz individuell- eigentlich leben?
Wonach strecke ich mich aus?
Wann bin ich wirklich glücklich und zufrieden?
Was will ich mir am Ende meines Lebens sagen können?
Habe ich MICH gelebt oder wurde ich von fremden Bildern,
Erwartungen, Normen, Regeln gelebt?
Die Antworten gibt uns kein erfolgreicher Bühnenauftritt-
diese Antworten erhalten wir nur in der Stille, wenn wir mit uns ganz allein
sind. Doch wir dürfen uns im Klaren sein: Das, was wir an Überzeugungen
vertreten, wird unweigerlich unsere Lebensumstände hervorrufen. Die Farben
unserer Gedanken bestimmen, was wir erleben.
Der Mensch ist dazu erschaffen, um Mensch zu sein und darum
ist es sogar unsere oberste Pflicht, im Leben alles daranzusetzen, dieses
authentische Menschsein zum vollen Ausdruck zu bringen und das in jedem Lebensbereich. Hier geht’s nämlich darum,
zu erfahren, wie schön eine jede Seele in ihren ganz eigenen Farben blühen kann,
wie groß die Möglichkeit ist, die Blühkraft zu steigern……und dass ein jeder von
uns die Fähigkeit der bedingungslosen Liebe in sich trägt. Die ganze Fülle ist
IN UNS und sie wartet seit Ewigkeiten darauf, sich entfalten zu dürfen- frei,
ohne jede Bedingung, ohne jede Leistung oder Perfektion.
*Linda*
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen