Mittwoch, 2. November 2016

Wenn das Leben abheben soll..








Wenn das Leben abheben soll..

Wäre es nicht eine wunderschöne Vorstellung, ein Leben zu leben, das vor lauter Zufriedenheit und Leichtigkeit abhebt, so wie eine Traube bunter Luftballons? In einem meiner Bücher wurde exakt diese Frage geäußert: Was muss ich denn tun, damit mein Leben endlich leichter wird und abhebt?

Der Antworten sind es eigentlich relativ wenig:

….wenn wir unser Alleinsein genießen können…..
…wenn unser So- Sein kein Urteil mehr kennt….
….wenn wir den Mut haben, unsere tiefen Wahrheiten leben..
…wenn wir den Beifall im Außen nicht mehr brauchen..
…wenn uns die Meinung der Anderen egal ist…
…wenn wir all die alten überholten Bilder und Glaubenssätze von einst loslassen..


Ich versuche der Vorstellung nachzugehen, wenn man bereit ist, diese Ratschläge umzusetzen und erkenne einen Menschen, der bewusst bei sich ist, auch die Stille erträgt und sich von all dem, was draußen so abläuft, verabschiedet hat. Meinungen, Vorstellungen, Erwartungen, Bestätigungen anderer sind von niedrigem Stellenwert- denn was zählt, das ist dann das Wissen um den eigenen Wert und eine fürsorgliche ehrliche  Beziehung zu sich selbst. Man ist sich einfach selbst der beste Freund, was auch heißt: ehrlicher Dialog mit sich selbst- Treue zu sich selbst- Vertrauen, Mitgefühl, Verständnis, Zuwendung. Gewiss ist dies ein Lernprozess- doch so schwierig er sich auch gestalten mag- er ist von unschätzbarem Wert und vor allen Dingen für die Ewigkeit!


Ich erinnere mich an die Zeit nach meiner Scheidung. Weil ich emotionale Unterstützung brauchte, besuchte ich einen entsprechenden Aufbaukurs und dort legte man uns einen Satz ans Herz: „Seien Sie sich zu jeder Zeit der beste Freund!“ Damals wusste ich so richtig nichts damit anzufangen- doch rein vom Gefühl her schien es stimmig zu sein und so kam der Spruch überdimensional an die Wand- dorthin, wo ich ihn immer im Blickfeld hatte! Heute ist mir klar: ich brauch eigentlich nichts Anderes zu beachten, als mir zu jeder Zeit der beste Freund zu sein- dann läuft alles wie von allein. Hat wieder viel von dem hohen Maß an Selbstachtung, die A&O ist für ein zufriedenes Leben- denn wenn ich mich nicht achte- wer soll es dann tun?

Dieser Kurs nach der Scheidung half mir in einem weiteren Punkt - er lehrte mich das kontrollierte, bzw. bewusste Denken,  was vor allen Dingen meine  Schuldgefühle betraf. „Dank“ der schulderzeugenden Erziehung suchte ich in Problemsituationen nämlich  spontan die Ursache ständig bei mir. Es war verrückt!

Ratsamer wäre es gewesen, mir die eine Frage zu stellen:

Was würde denn die Liebe zu mir hinsichtlich der Schuldhaltung erwidern ?

Da wär dann nämlich Folgendes gekommen:  Halt stopp, einmal innehalten und hinterfragen, was da gerade so falsch läuft. War ich wirklich an allem Schuld oder lebte ich lediglich nach einem alten Muster der Opferhaltung? Wie liebenswert fand ich mich, wenn ich mich ständig so erniedrigte? Warum hielt ich wie selbstverständlich meinen Rücken hin, um das Schuldgepäck auf mich zu laden? Bestand hier nur im Entferntesten die Möglichkeit, dass mein Leben abheben konnte? Mit Sicherheit nicht, so lange ich immer noch den frühkindlichen Glaubensmustern treu blieb.

Schuldgefühle- Schamgefühle- Ängste- mangelndes Selbstwertgefühl- alles solche „Dinge“, die wie eingepflanzt ständig in uns herumwühlen- „wunderbar“ abrufbereit – doch ist alles lediglich etwas Altes und Überholtes! Nichts davon sagt wirklich etwas über uns aus, denn all das ist nur die Frucht der Erziehung! Und was sollen denn uralte Glaubenssätze im Hier und Jetzt?

Ich erinnere mich gerade an eine Frau, welche in der Kindheit sehr unter dem gewalttätigen Vater litt. Schläge waren an der Tagesordnung, so extrem, dass sie irgendwann die Rebellion aufgab und alles stillschweigend über sich ergehen ließ. Doch was machte diese Situation mit ihr ? Vermochte sich unter den Bedingungen ein starkes Selbstwertgefühl zu entwickeln? Kinder, die Gewalt erleben, fühlen sich doch spontan minderwertig- denn dann- so nehmen sie an- müssen sie es ja verdient haben. Was lockt denn  da für eine Zukunft?

Und wie ist das mit den Ängsten? Wo kommen sie her? Angst vor Ablehnung- Angst, nicht zu genügen- Angst zu scheitern- Angst es nicht zu schaffen- Angst, vielleicht nicht ernst genommen zu werden…..

Diese Ängste brachten wir nicht mit auf die Welt- das ist was Eingeatmetes von einst- von daher nicht unser Eigen, sondern etwas Übernommenes.
Ob Schuld- Schamgefühle, Ängste, Neid, Misstrauen, Wut, Kampfhaltung, Hass- all das trennte uns aber von uns selbst und somit auch von der Liebe zu uns. Darum ist der Punkt so wichtig, dass wir in die Haltung kommen, uns nicht mehr zu verurteilen, sondern aufzurichten und mit uns selbst den Frieden zu schließen.

Wenn ich zuvor das kontrollierte Denken anschnitt- es ist immens wichtig, denn unsere Gedanken sind gleich Samen, die wir aussäen und jeder uns selbst verurteilende Gedanke bringt entsprechende Frucht. Das, was wir gestern über uns dachten, sagten, das wird heute sein und folglich bestimmen die Gedanken der Gegenwart die Zukunft von morgen - ein Gesetz des Lebens! Gedanken und Worte sind schöpferische Energie – sie werden das in unser Leben ziehen, was wir für wahr erklären. Hat aber auch durchaus etwas Gutes! Wir besitzen so alle Macht, unser Leben selbst zu kreieren- dann, wenn wir unsere Meinung entsprechend verändern.

Auch wenn es sich mal wieder gewöhnungsbedürftig liest- doch ich gebrauchte mal die Vorstellung, dass wir mit unserem Gedankengut in eine Art von  höherer Schwingung kommen müssen. Und hier hilft es wahnsinnig, die richtige Perspektive einzunehmen- weg vom „dunkel denken“ oder in der Vergangenheit rumkramen - lieber möglichst alles mit einem hellen Farbton versehen- aus dem Minus ein Plus machen, wann immer es geht- aus der Zitrone Zitronenlimonade herstellen, wie es bekanntlich heißt.

Nein, das hat mit Schönrederei nichts zu tun, nur mit einer anderen Grundhaltung dem Leben  gegenüber: Alles dient meinem Wachstum und wird letztendlich zu meinem Wohle sein, wie sehr es auch schmerzt! Nur der Weg durch die Dunkelheit führt uns ins Licht.



Wenn ich zum Beispiel ein Problem übersandt  bekomme, dann sehe ich es als Geschenk, weil es mir die Möglichkeit erteilt, wieder etwas zu lernen und etwas Ungeliebtes aufzulösen. Wie ist meine Haltung in dem Augenblick? Offen, fast freudig und darauf kommt es an. In dem Moment krieche ich bildlich gesehen nicht verbittert in Abwehrhaltung auf der Erde herum, stecke nicht den Kopf in den Sand, schimpfe aufs Leben, sondern sage ein freudiges JA, ich will! Und schon schwinge ich ein bisschen höher!

Werde ich  in einer Begegnung verletzt- dann  versinke ich nicht  im immerwährenden Groll- nein, ich weiß, dass ich mal wieder ein Geschenk vom Leben bekam- denn es kann mich nur treffen, was mich auch betrifft!

Wie ist das, wenn man sich zum Beispiel mit anderen und deren Leben, Hab und Gut  vergleicht? Würde es mir etwas bringen, neidvoll mein „Nicht Haben“ zu bedauern oder ist es nicht angebrachter, dankbar zu sein für das, was mir zur Verfügung steht? Da sag ich mir dann einfach: ich befinde mich in der absolut  perfekten Lebenssituation, wie sie für mich gedacht ist und schaue voller Dankbarkeit auf das, was Leben mir an Gutem schenkt.

Es liest sich alles sehr leicht, ich weiß-  auch für mich war es ein Umlernprozess, bis ich in der Richtung unterwegs sein konnte. Geholfen hat mir  die Erkenntnis, dass alles, was und wie ich denke, seine entsprechende Reaktion zeigen wird. Denk ich „dunkel“- kommt es dunkel zurück/ denk ich „hell“- wird es hell zurückkommen.

Wir müssen unser wertfreies JA zum Leben sagen, damit es  im Gegenzug  zurücklächeln kann. So komisch es sich auch anhört- aber es braucht unsere Bereitschaft, dass wir mit ihm zusammen arbeiten.

Was wissen wir schon über dieses weise Leben, das gleich eines Flusses recht eigenwillig seinem Flusslauf treu bleibt- denn wie ich so oft betone: es arbeitet eng mit der Seele zusammen und immer wird es letztendlich um die Befriedigung  tiefster Seelenbedürfnisse gehen- nicht um das, was dem Verstand so vorschwebt. Von daher wird jeder Widerstand, den wir ausüben, von Schmerz begleitet sein- denn in die Haltung des Widerstands zu gehen bedeutet, sich gegen den natürlichen lebendigen Fluss des Lebens zu stemmen.


Leben ist das, was passiert, während du eifrig dabei bist, andere Pläne zu machen. - John Lennon



Diesen Ausspruch von John Lennon sehe ich als eine meiner wichtigsten Wegerfahrungen an: einfach mitfließen mit diesem Fluss- geschehen lassen, was geschehen will- ohne Plan, ohne irgendwelche Vorstellungen, ohne Bewertung, aber voller Achtsamkeit für all die Zeichen/ Geschenke, die wir unterwegs erhalten!

Ja, ich weiß nur zu gut- jeder Verstand geht bei solchen Äußerungen auf die Barrikaden, denn diese Lebenshaltung verspricht keine Sicherheit- sie ist Wagnis pur, erfordert ein kontinuierliches Wahrnehmen der inneren Stimme und hat zur Basis „nur“ das Vertrauen in ein liebevolles Leben! Ja, es gehört Mut dazu, sich ohne Absicherung dem Fluss anzuvertrauen, ohne zu wissen, was denn da so auf uns zukommt. Seien wir doch mal ehrlich- setzen wir im Leben nicht eher auf sichere Planung, auf bewährte Konzepte, erprobte Leitlinien- in der Hoffnung, dass Bewährtes gleichzeitig auch das Gelbe vom Ei ist? Doch all das entspricht nicht der Natur von Leben, sondern lässt uns dann lediglich im bewährten Wiederholungsmodus verharren. Wir tun das, was alle so tun und verlassen uns  auf die Antworten, Vorstellungen, Meinungen, Erfahrungen Anderer.


Wir sind nicht „die Anderen“ - wir sind nicht die Masse – wir sind einzigartige Unikate und hier auf Erden, um unser ganz eigenes Leben zu leben- unsere  eigenen Antworten, Wege und Wahrheiten zu finden.

Es gibt da so einen Spruch:

„Die besten und richtigen Entscheidungen sind jene, die wir aus innerer Überzeugung treffen!“
Kein noch so gutes Fachbuch- keine andere Quelle außer der unsrigen wird je die Antworten geben können, die wir für uns individuell passend sind.

Ja, wir werden auf uns selbst zurück geworfen, um unser Leben nur noch nach der inneren Stimme auszurichten und das ist ohne Frage ein Lernprozess. Doch wir kommen nicht drum herum- wollen wir irgendwann von unserem individuellen zufriedenen Leben sprechen! Ich denke, das ist der Fokus- uns zu fragen:

Was stelle ich mir für mein Leben vor? Was möchte ich wirklich für MICH und zwar betreffend aller Lebensbereiche? Will ich, dass mein Leben irgendwann abhebt, von Leichtigkeit, Erfüllung und Freude spricht oder bleib ich in den   gewohnten Gefilden, die mir seit ewiger Zeit Sicherheit versprechen- aber auf Dauer niemals richtig glücklich machen?

Ohne Frage ist das ein Prozess des Umdenkens- denn dann zählt es nur noch, das zu tun, zu sagen, was man mit seiner inneren Stimme auch vereinbaren kann- auch auf die Gefahr hin, abgelehnt zu werden- anzuecken , nicht verstanden zu werden. Und dennoch sollte es uns das wert sein- aus Selbstachtung/ Selbsttreue zu uns selbst- denn wir tragen eine Verantwortung für uns- wer denn sonst? Wir sind nun mal, jeder für sich eine Insel!

Auszuharren in einer Partnerschaft, ich denke, das ist einer der unfruchtbarsten und schmerzvollsten Zustände für die Seele. Und dennoch geschieht es, weil einfach das nötige Bewusstsein fehlt. Was hab ich mir vieles schön geredet, „weg-geguckt“, statt mutig meine tiefen Wahrheiten anzuschauen- mir zu sagen: Hey, hier geht es um mich und mein Seelenwohlgefühl! Tu ich auch alles dafür, dass es mir gut geht, dass ich in Harmonie bin mit mir selbst? Klar schmerzt es, wenn sicher geglaubte Konstrukte immer mehr zu bröckeln beginnen, man will es nicht wahrhaben- hofft und hofft, klammert sich an irgendeinen Strohhalm- erduldet und spürt doch innerlich, dass es nur eine Frage der Zeit sein wird, bis sich die Wahrheit ihren Weg gebahnt hat. Ich für meine Person habs  zu lange ausgehalten, mit dem Ergebnis, dass ich letztendlich völlig bewegungsunfähig in diesem Spinnennetz hing, ohne zu wissen, wie ich mich befreien sollte! Das war der Zeitpunkt, als die Wahrheit unerbittlich um Gehör bat!

Gemäß der Urbedürfnisse jedes Menschen muss zu jeder Zeit die grenzenlose Freiheit des Seins gewährleistet sein- steht der Ausdruck der Einzigartigkeit an erster Stelle. Sobald wir es mit Konstrukten zu tun haben, die im Widerspruch dazu stehen, kommt der Schmerz- denn wir leben gegen unsere eigene Wahrheit an.



Ich denke mal nicht, dass das gut situierte Ehepaar, aus dessen Alltag der Leistung und Perfektion wegen die Liebe verschwand- wirklich glücklich ist- denn wer nur im Hamsterrad der Leistung unterwegs ist, wird irgendwann stranden, weil es aus dem Inneren nach anderen Lebensinhalten ruft.

Der erfolgreiche Unternehmer, der sein Lebensglück auf beruflichen Erfolg ausgerichtet hat- er wird ebenfalls eines Tages diesen Mangel verspüren- denn er begegnet im Berufsleben nicht sich selbst, sondern seiner Rolle, seinen eingeatmeten Mustern.

Es wird irgendwann der Ruf laut, sich selbst wieder in der Tiefe zu begegnen- diesem Weichen, Verletzlichen, Liebenswerten, fast Kindlichen in uns! Nein, es ruft nicht nach dem Anspruch von Vollkommenheit, heil zu sein- ganz zu sein- sondern „nur“ nach einem authentischen wahren klaren Sein, trotz aller Ängste, allem Unperfekten- doch angenommen will es sein- ohne Selbstverurteilung.

Wir werden an unserer Seelenwahrheit niemals vorbeikommen- denn, egal, ob wir etwas mit der Existenz von „Seele“ anfangen können oder nicht- es handelt sich immer um unsere tiefste  Lebenswahrheit und sie möchte gelebt werden.

Die Seele möchte doch irgendwann wieder fliegen…..

©*Linda*

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