Samstag, 5. November 2016

Auf der Reise nach „Lebensglück“








Auf der Reise nach „Lebensglück“

Seit der Jugend sprach ich davon, auf Reisen zu sein- sah mich zu Beginn noch per Fuß auf Wanderschaft- doch später erhöhte sich der Komfort. Ich wählte, ins Bild gesetzt, eine bequemere Fortbewegungsvariante im „Zug des Lebens“,, wobei folgendes Gedicht entstand:



„Traumreise

Ich hatte folgenden Traum:

Ich steh allein auf dem Bahnsteig des Lebens-
bepackt mit einem schweren Rucksack
voller Fragen, Wünsche, Ängste….

Da ertönt aus dem Lautsprecher die Ansage:

„Sehr geehrte Reisende- es hat Einfahrt der Zug nach Lebensglück!

Er fährt über „Ungewiss“, „Zweifel“, „Hoffnung“, „Licht“

und wird am späten Nachmittag „Lebensglück“ erreichen.

Wir wünschen ihnen eine angenehme Reise!“

Ich atme tief durch und steige ein, denn ich liebe das Leben!“

©Linda



Diese Reisegedanken hatte ich im Jahr 1999, doch wenn ich auch damals schon die Herausforderung des Wachstums erspürte- meinen Zielort in „Lebensglück“ erahnte- so „richtig“ war ich dennoch nicht unterwegs! Das lag daran, dass ich dieses vermeintliche Glück an der falschen Stelle suchte- nicht IN MIR, sondern  im Außen, so, wie ich es seit der frühen Jugend handhabte.


Und wenn wir die ganze Welt durchreisen,
um das Schöne zu finden.
Wir müssen es in uns tragen,
sonst finden wir es nicht.

Ralph Waldo Emerson

Wer sein Vaterland nicht kennt
hat keinen Maßstab für fremde Länder.

Johann Wolfgang von Goethe



Ob ein Johann Wolfgang von Goethe auch diese „Außen“- Erfahrungen machte, als er schrieb, dass jeder wohl erst einmal sein Vaterland kennen muss, bevor er sich in andere Länder begeben kann?

Später, da reihte sich ein weiterer Spruch  ein, denn es hieß:

„Der Weg zum Anderen führt zuvor über die Brücke der eigenen Welt.“

Ich kann es nicht von der Hand weisen- es stimmt! Erst muss ich in meiner Seelenheimat zu Hause sein. Bin ich mir selbst nicht begegnet- wie will ich dann anderen begegnen? Wenn ich mir nicht nah bin- vermag ich dann echte Nähe zu Anderen aufzubauen? Wie soll ich andere verstehen- wenn es mir selbst nicht gelingt?

Ich reise nun  zurück in meine Jugend- sehe mich auf der Suche nach dem perfekten Glück , nach einem Menschen, der dieses Glück und das Leben mit mir teilt. Ich fand ihn und es dauerte nicht lange, bis wir die Ehe eingingen- voll der Träume von einem erfüllten Leben und der Vision einer großen Familie! Als ich mich vor der Eheschließung noch einmal an andrer Stelle absicherte, ob ich auch das Richtige täte, da lautete die Antwort: “Wenn du glücklich bist, dann spricht nichts dagegen!“ Klar waren wir glücklich, wir liebten uns, hatten unsere Zukunftsträume und alles schien  so perfekt zu sein!

Und außerdem….die gegenseitige Liebe- war sie nicht der Garant für alles?

Nun komm ich mit einem Ausspruch, der recht ernüchternd klingt:

„Eine Liebesbeziehung ist nicht spontan der Garant für ein persönlich erfülltes Leben.“

Ehrlich gesagt, hab ich beim ersten Lesen  gestockt- führte mir meine bisherigen Beziehungen konkret vor Augen. Da war doch Liebe- ja und trotzdem schaffte sie es nicht, dass die Partnerschaften auf ewig hielten! Was war denn da falsch gelaufen? Hatte ich etwas übersehen?

Hier sag ich in kurz und knapp: Ja, es konnte nicht gut gehen, denn ich führte Beziehungen aus mangelndem Bewusstsein heraus!

Liest sich jetzt komisch- soll aber heißen: Mir / uns war damals nicht bewusst, dass eine Partnerschaft das höchste Potential an Wachstum in sich trägt- allergrößte Chancen der Seelenheilung und Ganzwerdung bietet- alles in allem ein wahnsinnig großes Geschenk  an zwei Menschen ist, die sich im Leben finden durften. Und eigentlich ruft Leben beim Kennenlernen und Liebenlernen: „Hallo, ich schenk euch euer Zusammenkommen- macht was Schönes draus!“

Nun gut, meine Hörfähigkeit war gewiss in früher Zeit sehr eingeschränkt- denn was wusste ich über die Zustände meiner inneren Welt? Was wusste ich, welche Bedürfnisse meine Seele so hegte? Bislang hatte ich es vorgezogen, ihrer leisen Stimme keine Achtsamkeit zu schenken- baute halt voll darauf, dass das Verliebtsein genügte, um ein erfülltes Eheleben führen zu können.

Nein, es konnte nicht ausreichen, weil die Voraussetzungen nicht gegeben waren. Ich versäumte es, mir vor Augen zu führen, dass in mir eine Vergangenheit beheimatet war, die von sehr viel Unerlöstem sprach- von einem arg verletzten Kind – ganz zu schweigen davon, dass ich es unterlassen hatte, meine Seelenlandschaften näher zu erforschen. Ganz klar gesagt, ich hatte bis dahin noch nicht gelernt, allein zu laufen- ein selbstbestimmtes Leben zu führen UND: ich war meilenweit von mir entfernt!  So war es nicht verwunderlich, dass sich all das Unerlöste, Ungeliebte, meine Ängste, meine versteckte Traurigkeit, der Ruf des inneren Kindes, all meine Verletzungen der frühen Zeit - sich   zwar ihren Weg/ ihr Ventil suchten- aber gewiss nicht in fruchtbarer Form und schon mal gar nicht beziehungsförderlich. Ich steckte radikal in der erlernten Opferrolle fest- ohne jedes Selbstwertgefühl- dafür voller Schuldgefühle!


Ich denke, man hätte uns vor der Eheschließung sagen sollen:


„Ja, der Schritt in die Ehe kann vollzogen werden, wenn ihr euch beide klar darüber seid, was euer vorrangiges Anliegen in dieser Verbindung sein soll. Ist es der Gedanke des gemeinsamen Wachstums- der Heilung jedes falschen Gedankens- der liebevollen Zuwendung dem verletzten Kind gegenüber?  Wollt ihr eurem tiefen Wesen den schönsten Ausdruck verleihen und euch gegenseitig  helfen, immer mehr ihr selbst zu werden? Wollt ihr gemeinsam die Schönheit eures Menschseins entdecken? Und habt ihr auch bedacht, dass die Liebe von ihrem wahren Wesen her völlig frei sein möchte- ohne jede Bedingung, Verpflichtung, ohne Erwartung, ohne Druck?“




Rückschauend habe ich nichts davon verwirklicht- das, was eigentlich an oberster Stelle hätte stehen müssen, das habe ich sorgsam unter einem Schleier der Verdrängung versteckt- nichts sollte meine tiefen Wunden berühren! Ich wollte ihn nicht fühlen, diesen alten Schmerz, doch so blieb ich die Partnerschaft durch immer das bedürftige, sich nach Wärme, Geborgenheit, Zuwendung sehnende große Kind- denn ich hatte mir ja selbst nichts zu geben. Auch wenn wir oft der Ansicht sind, dass es doch ratsamer sei, sich nicht auf das Kind in uns zu beziehen- doch wir dürfen es nicht an die Seite drängen! Es ist so wichtig, sich vor Augen zu führen, was damals in der frühen Zeit mit uns geschah- welche Glaubenssätze, Programmierungen wir wie selbstverständlich einatmeten und auf das gesamte kommende Leben anwandten Genau das führte zu der späteren Problematik in vielen Lebensbereichen! Wir müssen uns wieder mit uns selbst verbinden- fühlen, dass alles, was wir im Außen suchen, in Fülle in uns vorhanden ist!

Nein, ich habs damals auch nicht so gesehen und von daher war meine Ehe eine Ehe  der Bedürftigkeit. Es konnte also gar nicht gut gehen und darum spreche ich auch hier niemals von Schuld- sondern heute von einer äußerst wertvollen, nicht wegzudenkenden Erfahrung!

Ich weiß, für diese Art und Weise der „neuen“ Beziehung, wie ich sie heute sehe,  muss man offen sein, denn es ist auch eine Reise durch Schmerz, Angst, Traurigkeit, dunkelste Erinnerungen und Gefühle. Doch wenn zwei sich liebende bewusst lebende Menschen sich darüber im Klaren sind und einander dieses bedingungsfreie JA sagen- dann wird  die immense Kraft ihrer gegenseitigen Liebe auf allen Wegen der Begleiter sein- haltend, verstehend, unterstützend, vergebend, wärmend, tröstend, liebevoll, Anteil nehmend, ehrlich, wohltuend.


Nein, man hat es uns so nicht ans Herz gelegt- auch mein damaliger Ratgeber vor der Ehe war sich dessen nicht bewusst. „Ihren“ oberflächlichen  Vorstellungen nach ging es in Partnerschaften um völlig andere Prioritäten:  um das Wachstum des äußeren Reichtums – um Präsentation, Anerkennung im Außen, Erfolg auf der Besitzebene! Mit uns als fühlende Individuen hatte es nicht im Geringsten zu tun!

Worum es in den „neuen“ Beziehungen wirklich geht? Es geht „nur“ um uns selbst-  um die Schönheit, die Strahlkraft des inneren Reichtums- und dies sollen wir auch im Sinne Gottes jeden Tag aufs Neue feiern und genießen! Das ist Erfüllung, wie sie vom Leben gewünscht wird. Hat man uns jemals aufgefordert, uns selbst in unserem Menschsein zu feiern- die Liebe zueinander zu feiern- das gemeinsame Beisammensein zu genießen- das Geschenk, hier sein zu dürfen, sich in der Einzigartigkeit und Verbundenheit erleben zu dürfen?

Beziehe ich nun den Umstand mit ein, dass laut Statistik die Zahl der Scheidungen zunimmt- dass Partner gestehen, nur noch aus Gewohnheit/ Sicherheit zusammen zu sein- dann spricht dieses Bild doch Bände! Ich glaub schon- weil ich ja auf die große Durchsetzungskraft der Seele vertraue- dass immer mehr Menschen die Richtung wechseln und sich ihrer inneren Welt zuwenden  Es ist mir nachzusehen, dass mir das Beispiel des finanziell gut gestellten Ehepaares mit Kinderwunsch einfach nicht aus dem Kopf geht! Beide laufen sie im Hamsterrad der Leistung Tag für Tag auf Hochtouren- und zahlten  einen extrem hohen Preis dafür: ihrer Aussage nach waren sie seit zwei Jahren nicht mehr intim miteinander! Für den äußeren Erfolg legten sie ihre Liebe zueinander auf Eis!  Das, was eine Partnerschaft eigentlich nährt und bereichert, das verstaubte in der hintersten Ecke und nur, weil der Verstand immer noch das Sagen hatte.

Und dabei lautet die Wahrheit:

„Das Lebensglück liegt im GEFÜHL zu uns selbst!“

Immer wird es grundlegend sein, welches Maß an innerem Wohlgefühl wir verspüren- was unsere Seele zum Tanzen, Lachen und Fliegen bringt!

Dann nämlich geht es um Beantwortung ganz andrer Fragen:



Haben wir den Mut, mit uns allein zu sein?

Verbringen wir Zeit, nur mit uns selbst und das voller Freude?

Sind wir, wann immer es geht- für uns und unsere tiefen Seelenbedürfnisse da?

Umarmen wir uns voller Mitgefühl auch  selbst?

Haben wir den Mut, im Schmerz stehen zu bleiben, um ihn hautnah zu spüren?

Nehmen wir uns jeden Tag Zeit für die Rufe, bzw. Bedürfnisse unseres inneren Kindes?


 Vielleicht ist der Gedanke noch gewöhnungsbedürftig, dass sich seit Langem ein grundlegender Wandel vollzieht und wir von einem neuen Zeitalter sprechen dürfen! Die alten Strukturen haben einfach ausgedient - weil wir von einem „neuen“ Mensch- Sein sprechen- einem Mensch- Sein, das der wahren Liebe endlich wieder den Platz einräumt, den sie verdient hat. Es kann doch in einem erfüllten Leben nicht darum gehen, seine Ziele in der materiellen Bereicherung, im Status, in der Anerkennung Anderer zu sehen, während die Seele verkümmert und wir uns nicht mehr fühlen! Da draußen gibt es nichts, was uns auf Dauer glücklich machen wird, wenn wir diesen Glückszustand nicht in uns selbst erschaffen. So oft sind wir noch in dem Glauben, wir müssten für ein bisschen Liebe, Zuwendung, Anerkennung etwas tun- irgendwelche Bedingungen erfüllen- dabei sind wir alle pure Liebe. Liebe ist unser Seinszustand und den gilt es zu leben! Einfach „ da sein“ und unsere wahre Natur verschenken- das ist schon alles!

©*Linda*

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