Auf der Reise nach „Lebensglück“
Seit der Jugend sprach ich davon, auf Reisen zu sein- sah mich
zu Beginn noch per Fuß auf Wanderschaft- doch später erhöhte sich der Komfort.
Ich wählte, ins Bild gesetzt, eine bequemere Fortbewegungsvariante im „Zug des
Lebens“,, wobei folgendes Gedicht entstand:
„Traumreise
Ich hatte folgenden Traum:
Ich steh allein auf dem Bahnsteig
des Lebens-
bepackt mit einem schweren
Rucksack
voller Fragen, Wünsche, Ängste….
Da ertönt aus dem Lautsprecher
die Ansage:
„Sehr geehrte Reisende- es hat
Einfahrt der Zug nach Lebensglück!
Er fährt über „Ungewiss“,
„Zweifel“, „Hoffnung“, „Licht“
und wird am späten Nachmittag
„Lebensglück“ erreichen.
Wir wünschen ihnen eine angenehme
Reise!“
Ich atme tief durch und steige
ein, denn ich liebe das Leben!“
©Linda
Diese
Reisegedanken hatte ich im Jahr 1999, doch wenn ich auch damals schon die Herausforderung
des Wachstums erspürte- meinen Zielort in „Lebensglück“ erahnte- so „richtig“
war ich dennoch nicht unterwegs! Das lag daran, dass ich dieses vermeintliche
Glück an der falschen Stelle suchte- nicht IN MIR, sondern im Außen, so, wie ich es seit der frühen
Jugend handhabte.
Und wenn wir die ganze Welt durchreisen,
um das Schöne zu finden.
Wir müssen es in uns tragen,
sonst finden wir es nicht.
Ralph Waldo Emerson
Wer sein Vaterland nicht kennt
hat keinen Maßstab für fremde Länder.
Johann Wolfgang von Goethe
Ob ein Johann Wolfgang von Goethe auch diese „Außen“- Erfahrungen
machte, als er schrieb, dass jeder wohl erst einmal sein Vaterland kennen muss,
bevor er sich in andere Länder begeben kann?
Später, da reihte sich ein weiterer Spruch ein, denn es hieß:
„Der Weg zum Anderen führt zuvor über die Brücke der eigenen
Welt.“
Ich kann es nicht von der Hand weisen- es stimmt! Erst muss ich
in meiner Seelenheimat zu Hause sein. Bin ich mir selbst nicht begegnet- wie
will ich dann anderen begegnen? Wenn ich mir nicht nah bin- vermag ich dann
echte Nähe zu Anderen aufzubauen? Wie soll ich andere verstehen- wenn es mir
selbst nicht gelingt?
Ich reise nun zurück in
meine Jugend- sehe mich auf der Suche nach dem perfekten Glück , nach einem
Menschen, der dieses Glück und das Leben mit mir teilt. Ich fand ihn und es
dauerte nicht lange, bis wir die Ehe eingingen- voll der Träume von einem
erfüllten Leben und der Vision einer großen Familie! Als ich mich vor der
Eheschließung noch einmal an andrer Stelle absicherte, ob ich auch das Richtige
täte, da lautete die Antwort: “Wenn du glücklich bist, dann spricht nichts
dagegen!“ Klar waren wir glücklich, wir liebten uns, hatten unsere
Zukunftsträume und alles schien so
perfekt zu sein!
Und außerdem….die gegenseitige Liebe- war sie nicht der Garant
für alles?
Nun komm ich mit einem Ausspruch, der recht ernüchternd klingt:
„Eine Liebesbeziehung ist nicht spontan der Garant für ein persönlich
erfülltes Leben.“
Ehrlich gesagt, hab ich beim ersten Lesen gestockt- führte mir meine bisherigen
Beziehungen konkret vor Augen. Da war doch Liebe- ja und trotzdem schaffte sie
es nicht, dass die Partnerschaften auf ewig hielten! Was war denn da falsch
gelaufen? Hatte ich etwas übersehen?
Hier sag ich in kurz und knapp: Ja, es konnte nicht gut gehen,
denn ich führte Beziehungen aus mangelndem Bewusstsein heraus!
Liest sich jetzt komisch- soll aber heißen: Mir / uns war damals
nicht bewusst, dass eine Partnerschaft das höchste Potential an Wachstum in
sich trägt- allergrößte Chancen der Seelenheilung und Ganzwerdung bietet- alles
in allem ein wahnsinnig großes Geschenk
an zwei Menschen ist, die sich im Leben finden durften. Und eigentlich
ruft Leben beim Kennenlernen und Liebenlernen: „Hallo, ich schenk euch euer
Zusammenkommen- macht was Schönes draus!“
Nun gut, meine Hörfähigkeit war gewiss in früher Zeit sehr
eingeschränkt- denn was wusste ich über die Zustände meiner inneren Welt? Was
wusste ich, welche Bedürfnisse meine Seele so hegte? Bislang hatte ich es
vorgezogen, ihrer leisen Stimme keine Achtsamkeit zu schenken- baute halt voll
darauf, dass das Verliebtsein genügte, um ein erfülltes Eheleben führen zu
können.
Nein, es konnte nicht ausreichen, weil die Voraussetzungen nicht
gegeben waren. Ich versäumte es, mir vor Augen zu führen, dass in mir eine
Vergangenheit beheimatet war, die von sehr viel Unerlöstem sprach- von einem
arg verletzten Kind – ganz zu schweigen davon, dass ich es unterlassen hatte,
meine Seelenlandschaften näher zu erforschen. Ganz klar gesagt, ich hatte bis
dahin noch nicht gelernt, allein zu laufen- ein selbstbestimmtes Leben zu
führen UND: ich war meilenweit von mir entfernt! So war es nicht verwunderlich, dass sich all
das Unerlöste, Ungeliebte, meine Ängste, meine versteckte Traurigkeit, der Ruf
des inneren Kindes, all meine Verletzungen der frühen Zeit - sich zwar ihren Weg/ ihr Ventil suchten- aber
gewiss nicht in fruchtbarer Form und schon mal gar nicht beziehungsförderlich.
Ich steckte radikal in der erlernten Opferrolle fest- ohne jedes
Selbstwertgefühl- dafür voller Schuldgefühle!
Ich denke, man hätte uns vor der Eheschließung sagen sollen:
„Ja, der Schritt in die Ehe kann vollzogen werden, wenn ihr euch
beide klar darüber seid, was euer vorrangiges Anliegen in dieser Verbindung
sein soll. Ist es der Gedanke des gemeinsamen Wachstums- der Heilung jedes
falschen Gedankens- der liebevollen Zuwendung dem verletzten Kind
gegenüber? Wollt ihr eurem tiefen Wesen
den schönsten Ausdruck verleihen und euch gegenseitig helfen, immer mehr ihr selbst zu werden?
Wollt ihr gemeinsam die Schönheit eures Menschseins entdecken? Und habt ihr
auch bedacht, dass die Liebe von ihrem wahren Wesen her völlig frei sein
möchte- ohne jede Bedingung, Verpflichtung, ohne Erwartung, ohne Druck?“
Rückschauend habe ich nichts davon verwirklicht- das, was
eigentlich an oberster Stelle hätte stehen müssen, das habe ich sorgsam unter
einem Schleier der Verdrängung versteckt- nichts sollte meine tiefen Wunden
berühren! Ich wollte ihn nicht fühlen, diesen alten Schmerz, doch so blieb ich
die Partnerschaft durch immer das bedürftige, sich nach Wärme, Geborgenheit,
Zuwendung sehnende große Kind- denn ich hatte mir ja selbst nichts zu geben. Auch
wenn wir oft der Ansicht sind, dass es doch ratsamer sei, sich nicht auf das
Kind in uns zu beziehen- doch wir dürfen es nicht an die Seite drängen! Es ist
so wichtig, sich vor Augen zu führen, was damals in der frühen Zeit mit uns
geschah- welche Glaubenssätze, Programmierungen wir wie selbstverständlich
einatmeten und auf das gesamte kommende Leben anwandten Genau das führte zu der
späteren Problematik in vielen Lebensbereichen! Wir müssen uns wieder mit uns
selbst verbinden- fühlen, dass alles, was wir im Außen suchen, in Fülle in uns
vorhanden ist!
Nein, ich habs damals auch nicht so gesehen und von daher war
meine Ehe eine Ehe der Bedürftigkeit. Es
konnte also gar nicht gut gehen und darum spreche ich auch hier niemals von
Schuld- sondern heute von einer äußerst wertvollen, nicht wegzudenkenden Erfahrung!
Ich weiß, für diese Art und Weise der „neuen“ Beziehung, wie ich
sie heute sehe, muss man offen sein,
denn es ist auch eine Reise durch Schmerz, Angst, Traurigkeit, dunkelste
Erinnerungen und Gefühle. Doch wenn zwei sich liebende bewusst lebende Menschen
sich darüber im Klaren sind und einander dieses bedingungsfreie JA sagen- dann
wird die immense Kraft ihrer
gegenseitigen Liebe auf allen Wegen der Begleiter sein- haltend, verstehend, unterstützend,
vergebend, wärmend, tröstend, liebevoll, Anteil nehmend, ehrlich, wohltuend.
Nein, man hat es uns so nicht ans Herz gelegt- auch mein
damaliger Ratgeber vor der Ehe war sich dessen nicht bewusst. „Ihren“
oberflächlichen Vorstellungen nach ging
es in Partnerschaften um völlig andere Prioritäten: um das Wachstum des äußeren Reichtums – um
Präsentation, Anerkennung im Außen, Erfolg auf der Besitzebene! Mit uns als
fühlende Individuen hatte es nicht im Geringsten zu tun!
Worum es in den „neuen“ Beziehungen wirklich geht? Es geht „nur“
um uns selbst- um die Schönheit, die
Strahlkraft des inneren Reichtums- und dies sollen wir auch im Sinne Gottes
jeden Tag aufs Neue feiern und genießen! Das ist Erfüllung, wie sie vom Leben
gewünscht wird. Hat man uns jemals aufgefordert, uns selbst in unserem Menschsein
zu feiern- die Liebe zueinander zu feiern- das gemeinsame Beisammensein zu
genießen- das Geschenk, hier sein zu dürfen, sich in der Einzigartigkeit und
Verbundenheit erleben zu dürfen?
Beziehe ich nun den Umstand mit ein, dass laut Statistik die
Zahl der Scheidungen zunimmt- dass Partner gestehen, nur noch aus Gewohnheit/
Sicherheit zusammen zu sein- dann spricht dieses Bild doch Bände! Ich glaub
schon- weil ich ja auf die große Durchsetzungskraft der Seele vertraue- dass
immer mehr Menschen die Richtung wechseln und sich ihrer inneren Welt zuwenden Es ist mir nachzusehen, dass mir das Beispiel
des finanziell gut gestellten Ehepaares mit Kinderwunsch einfach nicht aus dem
Kopf geht! Beide laufen sie im Hamsterrad der Leistung Tag für Tag auf
Hochtouren- und zahlten einen extrem
hohen Preis dafür: ihrer Aussage nach waren sie seit zwei Jahren nicht mehr
intim miteinander! Für den äußeren Erfolg legten sie ihre Liebe zueinander auf
Eis! Das, was eine Partnerschaft
eigentlich nährt und bereichert, das verstaubte in der hintersten Ecke und nur,
weil der Verstand immer noch das Sagen hatte.
Und dabei lautet die Wahrheit:
„Das Lebensglück liegt im GEFÜHL zu uns selbst!“
Immer wird es grundlegend sein, welches Maß an innerem
Wohlgefühl wir verspüren- was unsere Seele zum Tanzen, Lachen und Fliegen
bringt!
Dann nämlich geht es um Beantwortung ganz andrer Fragen:
Haben wir den Mut, mit uns allein zu sein?
Verbringen wir Zeit, nur mit uns selbst und das voller Freude?
Sind wir, wann immer es geht- für uns und unsere tiefen
Seelenbedürfnisse da?
Umarmen wir uns voller Mitgefühl auch selbst?
Haben wir den Mut, im Schmerz stehen zu bleiben, um ihn hautnah
zu spüren?
Nehmen wir uns jeden Tag Zeit für die Rufe, bzw. Bedürfnisse unseres
inneren Kindes?
Vielleicht ist der
Gedanke noch gewöhnungsbedürftig, dass sich seit Langem ein grundlegender
Wandel vollzieht und wir von einem neuen Zeitalter sprechen dürfen! Die alten Strukturen
haben einfach ausgedient - weil wir von einem „neuen“ Mensch- Sein sprechen-
einem Mensch- Sein, das der wahren Liebe endlich wieder den Platz einräumt, den
sie verdient hat. Es kann doch in einem erfüllten Leben nicht darum gehen,
seine Ziele in der materiellen Bereicherung, im Status, in der Anerkennung Anderer
zu sehen, während die Seele verkümmert und wir uns nicht mehr fühlen! Da
draußen gibt es nichts, was uns auf Dauer glücklich machen wird, wenn wir
diesen Glückszustand nicht in uns selbst erschaffen. So oft sind wir noch in
dem Glauben, wir müssten für ein bisschen Liebe, Zuwendung, Anerkennung etwas
tun- irgendwelche Bedingungen erfüllen- dabei sind wir alle pure Liebe. Liebe
ist unser Seinszustand und den gilt es zu leben! Einfach „ da sein“ und unsere
wahre Natur verschenken- das ist schon alles!
©*Linda*
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