Donnerstag, 10. November 2016

Es tut so gut, wenn die Seele Beifall klatscht










Es tut so gut, wenn die Seele Beifall klatscht



Eine Menge Klatschen  

Ein fünfjähriges Mädchen bekam von seiner Mutter ein neues Springseil geschenkt.
Die Mutter zeigte der Kleinen, wie sie das Springseil benutzen konnte und schaute ihr bei ihren ersten Versuchen zu. Schnell schaffte das Mädchen es, einmal zu springen und dann sogar zweimal.
Die Mutter klatschte begeistert.
Das Mädchen übte noch eifriger und konnte nach kurzer Zeit schon recht passabel springen.
Die Mutter klatschte wieder Beifall, drehte sich dann um und machte sich an die Gartenarbeit.
Nach einer Weile kam die Kleine mit traurigem Gesicht zur Mutter und sagte: " Mutti, ich kann es zwar, aber ich brauche eine Menge Klatschen." 


(n. J. Patrick Carroll und Katherine M. Dyckman)




Als ich diesen Text fand, berührte er mich irgendwie, weil ich mich in das kleine Mädchen hineinfühlen konnte….es wurden Erinnerungen geweckt an meine Kinderzeit. Was war ich stolz, wenn mein Tun oder Verhalten ein Lob von Seiten meiner Eltern oder den Lehrpersonen in der Schule mit sich brachte! Dann wusste ich: ich hab alles richtig gemacht! Von daher waren ja auch die Fleißkärtchen für die erbrachte Strebsamkeit unheimlich begehrt- ganz zu schweigen von einem Zeugnis, das die gute Leistung bestätigte! Wenn auch nicht spürbar, waren wir Kinder alle in ein und derselben Spur unterwegs und die trug den Namen: dein angepasstes Verhalten, deine Leistung entscheiden über deinen Wert! Ich kann es auch klarer formulieren: je besser du funktionierst und unseren Erwartungen entsprichst, umso größer wird der Beifall sein! Und dieser Beifall ist der Erfolgsgarant im Leben! Pack diesen Hinweis in deinen Rucksack und du wirst immer gut beraten sein!


So oft hab ich mir vor Augen geführt, welches Programm wir da in uns abgespeichert hatten- es saß und es verfolgte mich gnadenlos- ohne Frage! Hinzu kam dann noch die Erziehung zur Perfektion und somit befand ich mich in einer Art von Teufelskreis! Ich wusste mich „prima“ selbst zu optimieren- immer schön in Richtung der 100% , so wie ich es von meinem Vater vorgelebt bekam! Ja, ich verbinde mit der Haltung eine gewisse Tragik, denn da braucht gar keiner zu kommen, um Fehler zu bemängeln, dafür geht man viel zu hart mit sich selbst ins Gericht! 


Welch ein Zustand, welch ein Druck, der da auf einem selbst lastet! Man ist sein eigener Antreiber wie Kritiker! 


Vielleicht ist zu verstehen, welche Last von mir abfiel, als ich irgendwann die Worte von Ulrich Schaffer vernahm, der da umgesetzt schrieb: Es ist doch gerade die Unvollkommenheit, die uns schön sein lässt-  es ist das Recht eines jeden Menschen Fehler zu machen, Zweifel zu haben, sich selbst nicht zu verstehen, halt nicht perfekt zu sein! Meine Reaktion? Ganz leise und von Dankbarkeit erfüllt  hab ich mir gesagt: Gott sei Dank, dass mir diese Worte zuteil wurden, dass es mir gegeben ist, in ihnen eine andere Realität erkennen zu dürfen! Diese Realität hieß Seelenwahrheit!


Ich weiß nicht, fielen da auf einmal Scheuklappen von meinen Augen- hatte ich den Mut, nach Zeiten der Ignoranz endlich in mich hineinzulauschen, um für diese Worte Bestätigung von innen zu erhalten? Im Nachhinein betrachtet war dies zum Einen der Beginn einer innigen Freundschaft mit meiner Seele und zum Anderen der Start in ein Leben, das mich Schritt für Schritt lehrte, wieder allein zu laufen- meinen eigenen Tanz zu tanzen und das  nach meinen Bedürfnissen!





Trotz des schmerzlichen Anlasses  war es gut, dass ich mich zu der Zeit in einer Trauerphase befand, um diese ersten Schritte in meine Freiheit besser vollziehen zu können. Ich nahm  im Gegensatz zu früher neue Rechte in Anspruch: das Recht, nicht immer präsent zu sein- das Recht auf mein Nein- das Recht, so lange zu trauern, wie es für mich gut war und das Recht, auf meine gefühlte Weise zu trauern! Niemals zuvor hatte ich mir selbst so viel Verständnis  geschenkt, doch ich spürte, wie gut es mir tat! Vor allen Dingen kam ich mir selbst viel näher, ließ die Tränen laufen, wie sie wollten, wann sie wollten- gab jeder Trauerphase genügend Raum! Ja, ich denke schon, dass mich dieser Prozess ein Stück weit wachsen ließ- IN MICH hinein und vor allen Dingen war es mir von da an möglich, endlich dieses konsequente Nein zu setzen und somit ein JA zu mir!

Dass das nahe Umfeld etwas irritiert darauf reagierte, es war eine absehbare Folgeerscheinung- denn plötzlich war ich nicht mehr der selbstverständliche Ansprechpartner- nicht mehr ständig präsent, nicht mehr berechenbar, sondern entschied nach meinem Wohlgefühl.


Nein, es fiel nicht schwer, weil dieses Gefühl der neuen Freiheit, von der Fremdbestimmung in die Selbstbestimmung unheimlich gut tat! Im Gegenzug hab ich natürlich wieder etwas lauter geflucht, angesichts der Erkenntnis, erst jetzt in diese Haltung gefunden zu haben, bzw. über lange Zeit so entfernt von mir gewesen zu sein.


Und dann wird einem klar, wie selbstverachtend diese durch die  Erziehung, bzw. alten Programmierungen  ausgeführten Zielsetzungen waren, wenn wir hinausgingen , machten und taten, um „ihren“ Beifall zu ernten, ohne uns zu fragen, was wir wirklich fühlten und für uns wollten! „Sie“ sollten uns unseren Wert bestätigen, weil „sie“ uns niemals nahelegten, dass dieser Selbstwert nur IN UNS zu finden ist. 


Doch heute sage ich: es geht im Leben niemals darum, dass uns die Außenwelt unseren Wert, Erfolg oder sonst was bestätigt. Den Beifall dürfen wir uns ganz allein im stillen Kämmerlein geben, indem wir uns als das begreifen, was wir sind: 


Einzigartige Menschen , die nicht in der Pflicht stehen, irgendetwas zu sein, darzustellen, zu erreichen- sondern es genügt, einfach nur wir selbst zu sein- das auszuleben, wonach es in uns ruft. Und von einem dürfen wir immer ausgehen: wir sind zu jeder Zeit vollkommen richtig, so wie wir sind und wie wir fühlen!

In der Zwischenzeit lernte ich mich gut genug kennen und zu erspüren, so dass meine Handlungen zu 100% immer mit meinem Sein identisch sind. Wenn ich mein geschenktes Potential auslebe, dann geschieht es, weil ich meiner Leidenschaft nachgehe.  Es kommt nicht darauf an, dass ich etwas extrem Kunstvolles, Perfektes produziere- es zählt allein die Freude während des Schaffens. ICH lebe mich und meine Fähigkeiten mit Freude  aus- mehr braucht es nicht, denn der „Beifall“ meiner Seele ist mir  genug!


©*Linda*

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen