Es tut so gut, wenn die Seele Beifall klatscht
Eine Menge Klatschen
Ein fünfjähriges Mädchen bekam von seiner Mutter ein neues Springseil geschenkt.
Die
Mutter zeigte der Kleinen, wie sie das Springseil benutzen konnte und schaute
ihr bei ihren ersten Versuchen zu. Schnell schaffte das Mädchen es, einmal zu
springen und dann sogar zweimal.
Die
Mutter klatschte begeistert.
Das
Mädchen übte noch eifriger und konnte nach kurzer Zeit schon recht passabel
springen.
Die
Mutter klatschte wieder Beifall, drehte sich dann um und machte sich an die
Gartenarbeit.
Nach
einer Weile kam die Kleine mit traurigem Gesicht zur Mutter und sagte: "
Mutti, ich kann es zwar, aber ich brauche eine Menge Klatschen."
(n. J. Patrick
Carroll und Katherine M. Dyckman)
Als ich
diesen Text fand, berührte er mich irgendwie, weil ich mich in das kleine
Mädchen hineinfühlen konnte….es wurden Erinnerungen geweckt an meine
Kinderzeit. Was war ich stolz, wenn mein Tun oder Verhalten ein Lob von Seiten
meiner Eltern oder den Lehrpersonen in der Schule mit sich brachte! Dann wusste
ich: ich hab alles richtig gemacht! Von daher waren ja auch die Fleißkärtchen
für die erbrachte Strebsamkeit unheimlich begehrt- ganz zu schweigen von einem
Zeugnis, das die gute Leistung bestätigte! Wenn auch nicht spürbar, waren wir
Kinder alle in ein und derselben Spur unterwegs und die trug den Namen: dein
angepasstes Verhalten, deine Leistung entscheiden über deinen Wert! Ich kann es
auch klarer formulieren: je besser du funktionierst und unseren Erwartungen
entsprichst, umso größer wird der Beifall sein! Und dieser Beifall ist der
Erfolgsgarant im Leben! Pack diesen Hinweis in deinen Rucksack und du wirst
immer gut beraten sein!
So oft
hab ich mir vor Augen geführt, welches Programm wir da in uns abgespeichert
hatten- es saß und es verfolgte mich gnadenlos- ohne Frage! Hinzu kam dann noch
die Erziehung zur Perfektion und somit befand ich mich in einer Art von
Teufelskreis! Ich wusste mich „prima“ selbst zu optimieren- immer schön in
Richtung der 100% , so wie ich es von meinem Vater vorgelebt bekam! Ja, ich
verbinde mit der Haltung eine gewisse Tragik, denn da braucht gar keiner zu
kommen, um Fehler zu bemängeln, dafür geht man viel zu hart mit sich selbst ins
Gericht!
Welch
ein Zustand, welch ein Druck, der da auf einem selbst lastet! Man ist sein
eigener Antreiber wie Kritiker!
Vielleicht
ist zu verstehen, welche Last von mir abfiel, als ich irgendwann die Worte von
Ulrich Schaffer vernahm, der da umgesetzt schrieb: Es ist doch gerade die
Unvollkommenheit, die uns schön sein lässt-
es ist das Recht eines jeden Menschen Fehler zu machen, Zweifel zu
haben, sich selbst nicht zu verstehen, halt nicht perfekt zu sein! Meine Reaktion?
Ganz leise und von Dankbarkeit erfüllt
hab ich mir gesagt: Gott sei Dank, dass mir diese Worte zuteil wurden,
dass es mir gegeben ist, in ihnen eine andere Realität erkennen zu dürfen!
Diese Realität hieß Seelenwahrheit!
Ich weiß
nicht, fielen da auf einmal Scheuklappen von meinen Augen- hatte ich den Mut,
nach Zeiten der Ignoranz endlich in mich hineinzulauschen, um für diese Worte
Bestätigung von innen zu erhalten? Im Nachhinein betrachtet war dies zum Einen
der Beginn einer innigen Freundschaft mit meiner Seele und zum Anderen der
Start in ein Leben, das mich Schritt für Schritt lehrte, wieder allein zu
laufen- meinen eigenen Tanz zu tanzen und das nach meinen Bedürfnissen!
Trotz
des schmerzlichen Anlasses war es gut,
dass ich mich zu der Zeit in einer Trauerphase befand, um diese ersten Schritte
in meine Freiheit besser vollziehen zu können. Ich nahm im Gegensatz zu früher neue Rechte in
Anspruch: das Recht, nicht immer präsent zu sein- das Recht auf mein Nein- das
Recht, so lange zu trauern, wie es für mich gut war und das Recht, auf meine
gefühlte Weise zu trauern! Niemals zuvor hatte ich mir selbst so viel
Verständnis geschenkt, doch ich spürte,
wie gut es mir tat! Vor allen Dingen kam ich mir selbst viel näher, ließ die
Tränen laufen, wie sie wollten, wann sie wollten- gab jeder Trauerphase
genügend Raum! Ja, ich denke schon, dass mich dieser Prozess ein Stück weit
wachsen ließ- IN MICH hinein und vor allen Dingen war es mir von da an möglich,
endlich dieses konsequente Nein zu setzen und somit ein JA zu mir!
Dass das
nahe Umfeld etwas irritiert darauf reagierte, es war eine absehbare
Folgeerscheinung- denn plötzlich war ich nicht mehr der selbstverständliche
Ansprechpartner- nicht mehr ständig präsent, nicht mehr berechenbar, sondern
entschied nach meinem Wohlgefühl.
Nein, es
fiel nicht schwer, weil dieses Gefühl der neuen Freiheit, von der
Fremdbestimmung in die Selbstbestimmung unheimlich gut tat! Im Gegenzug hab ich
natürlich wieder etwas lauter geflucht, angesichts der Erkenntnis, erst jetzt
in diese Haltung gefunden zu haben, bzw. über lange Zeit so entfernt von mir
gewesen zu sein.
Und dann
wird einem klar, wie selbstverachtend diese durch die Erziehung, bzw. alten Programmierungen ausgeführten Zielsetzungen waren, wenn wir
hinausgingen , machten und taten, um „ihren“ Beifall zu ernten, ohne uns zu
fragen, was wir wirklich fühlten und für uns wollten! „Sie“ sollten uns unseren
Wert bestätigen, weil „sie“ uns niemals nahelegten, dass dieser Selbstwert nur
IN UNS zu finden ist.
Doch heute
sage ich: es geht im Leben niemals darum, dass uns die Außenwelt unseren Wert,
Erfolg oder sonst was bestätigt. Den Beifall dürfen wir uns ganz allein im
stillen Kämmerlein geben, indem wir uns als das begreifen, was wir sind:
Einzigartige Menschen , die nicht in der Pflicht stehen, irgendetwas zu sein,
darzustellen, zu erreichen- sondern es genügt, einfach nur wir selbst zu sein-
das auszuleben, wonach es in uns ruft. Und von einem dürfen wir immer ausgehen:
wir sind zu jeder Zeit vollkommen richtig, so wie wir sind und wie wir fühlen!
In der
Zwischenzeit lernte ich mich gut genug kennen und zu erspüren, so dass meine
Handlungen zu 100% immer mit meinem Sein identisch sind. Wenn ich mein
geschenktes Potential auslebe, dann geschieht es, weil ich meiner Leidenschaft
nachgehe. Es kommt nicht darauf an, dass
ich etwas extrem Kunstvolles, Perfektes produziere- es zählt allein die Freude
während des Schaffens. ICH lebe mich und meine Fähigkeiten mit Freude aus- mehr braucht es nicht, denn der
„Beifall“ meiner Seele ist mir genug!
©*Linda*