Gestern hab ich so gedacht: Werde ich am Ende meines Lebens
gefragt, was für mich von besonderer Bedeutung war, dann weiß ich schon heute,
was ich antworte. Das, was mich immer wieder faszinierte, sprachlos werden
ließ, das war die nicht nachvollziehbare Handlungsweise Gottes.
Mein kleiner Verstand war zu keiner Zeit in der Lage, Gottes
Planung auch nur annähernd zu verstehen, doch eines weiß ich: ALLES, was er in
meinem Leben bewirkte, war letztendlich immer zu meinem Besten, von Kindheit an.
Ja, ich muss betonen, dass es oft Situationen, Veränderungen, Einschnitte gab,
da fragte ich nach dem Sinn, bis ich begriff: Ich tue gut daran, Gott wirken zu
lassen. Er hat sein eigenes Timing, seine
Weggedanken, seine Gründe, seine ganz eigene Art, Verläufe ineinander zu fügen
und je mehr ich ihn machen ließ, umso schneller kam ich voran.
Er ist da!
Mein Leben gleicht
einer langen Reise-
die Route ist mir
nicht bekannt.
ER führt mich auf
unerklärliche Weise
über Steine, Hürden
oder seichten Sand.
Die Frag nach dem
„Warum“ der Dinge-
ich stelle sie nicht.
Ich vertraue, hoffe
und gehe-
ER ist mein Halt- ER
ist mein Licht,
wenn ich auch vieles
nicht verstehe.
Ich kann IHN nicht
sehen,
doch vermag ich ihn
zu spüren,
denn seine Zeichen
sind so klar:
wenn Menschen mich
auf meinen Wegen führen,
dann weiß ich:
Jetzt ist Gott da!
Linda
Ich glaub, das nennt man Vertrauen in „etwas“, das man weder
sehen, noch anfassen, geschweige denn verstehen kann. Es ist, als würde man
blind ins Nichts treten, um dann später erstaunlicherweise genau das zu finden,
was man immer suchte.
Von daher sagte ich mir irgendwann:
Ich vertraue darauf,
dass Gott mich führt-
dass ich bekomme, was
ich brauche,
dass ich alles so
erlebe, wie es gut für mich ist.
Anders ausgedrückt, ging ich dazu über, mein Leben einfach
fließen zu lassen, statt es wie früher mit eigenen Aktionen vollzupacken. Eines
wurde mir bewusst: Ich kann zwar planen, wie ich lustig drauf bin- im Endeffekt
wird Gott eh entscheiden, welcher Weg der richtige für mich ist. An welcher
Erfahrung ich das festmachte? Immer, wenn ich aufs Geradewohl allein plante,
hakte es kurze Zeit später oder kam als Schmerzerfahrung daher. Ehrlich gesagt-
das macht man nur einige Male, um dann aber schleunigst davon abzusehen, weil es
einfach nichts bringt.
Und dann stellte ich mir vor, was Gott von meinem Alleingang
hielt.. Wahrscheinlich hat er unhörbar für mich geäußert: Warum hast du nicht
auf meine Führung gewartet? Meine Wege für dich sind von A bis Z bis ins
Kleinste durchdacht, denn schließlich halte ich dein Leben von Anfang an in der
Hand, kenne dich in- und auswendig und
weiß genau, wo dein Zielort ist.
Eine Anne Steinwart machte sich auch mal so ihre
Weggedanken, als sie schrieb:
Vielleicht ist es
kein Weggehen
sondern Zurückgehen?
Sind wir nicht
unterwegs
mit ungenauem Ziel
mit unbekannter
Ankunftszeit
mit Heimweh im
Gepäck?
Wohin sollten wir
gehen,
wenn nicht nach Hause
zurück?
Anne Steinwart
Tja, wohin sollen wir denn sonst unterwegs sein, wenn nicht
in Richtung Heimat? Und eines liegt ja wohl auf der Hand: Diese oberflächliche
lieblose, auf Fortschritt eingestellte
Welt schenkt uns garantiert niemals das ersehnte Heimatgefühl. Für mich muss
Heimat den Duft von Wärme, Geborgenheit, Liebe,
sich fallen lassen können -verströmen und noch heimeliger wird es, wenn
sich auch das Lachen, die Lebensfreude, die Zufriedenheit, die Unbeschwertheit
dazugesellen.
Es muss sich halt warm, wohltuend anfühlen und meine kleine
verletzte Seele gut nähren. Hier dürfen wir uns alle bewusst zurücklehnen, um
uns an eine ganz bestimmte Wohlfühlzeit im Leben zu erinnern. Lang lang ist es
her, aber ich denke heute noch gern an
jene Momente zurück, in denen mir die Fröhlichkeit und Unbeschwertheit eines
Kindes beschert wurde- so mittendrin in der Natur mit Freunden und Tieren- das
war für uns alle ein Stückchen wertvolle Heimat. Ja, wir lebten so einfach, so
bescheiden- aber wir hatten ja uns und
ein fröhliches Miteinander- das war genug zum Glücklichsein, denn das war pures
seelisches Glück. Und ich frag mich oft: Sehnt sich der menschliche Mensch vielleicht genau danach zurück, nach dieser
Einfachheit des Seins?
Auch Anne Steinwart hat es so erspürt, wenn sie bei der
Richtung unserer Lebensreise von einem Zurückgehen spricht. Dieser Umstand
steht allerdings absolut im Widerspruch zu den Zielsetzungen der
oberflächlichen Welt. Dort setzt man voll auf eine vom Fortschritt geprägte
Zukunft. Immer schneller, immer moderner, aber auch leider immer künstlicher
und MENSCHENfeindlicher, so dass wir bald Mühe haben werden, überhaupt noch
mithalten zu können. Was solls- die ersten selbstfahrenden Autos zeigen uns ja,
dass es irgendwann ohne uns geht.
Aber diese extrem schnelllebige Zeit hat auch ihr Gutes,
denn je seelenfeindlicher es um uns herum wird, umsomehr haben wir die Chance,
uns auf das zu besinnen, was unseren menschlichen Sehnsüchten wirklich
entspricht. Dies war Sido und Andreas Bourani in ihrem Song „Astronaut“ klar, als sie das Fazit zogen:
Sind wir nicht eigentlich hier, um zu lieben und wir selbst
zu sein?
Das ist nämlich eine
Tatsache, an der es niemals etwas zu rütteln geben wird- sie ist unveränderlich
für alle Zeit.
Nur- an wendet sich man da, um etwas Aufwind, bzw.
Bestätigung zu bekommen? Wer steht denn mit uns auf einer Seite, wenn es die
Welt nicht ist?
Ist eine rhetorische Frage- denn es gibt da zum Glück Gott,
der einen extrem hohen Preis bezahlte, um für immer an unserer Seite zu sein.
Denn so sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er
seinen einzigen Sohn gab, dass alle, die an ihn glauben, nicht verloren gehen,
sondern das ewige Leben haben (Johannes 3,16).
Das muss wahre Liebe sein. Eine sehr große Liebe, denn für
ihn zählen wir zur Familie und er gibt alles, damit wir wieder gesund werden,
damit wir nicht als Waisen in dieser Welt verloren gehen. Wir sind ihm über
alle Maßen wichtig und das mit all
unseren Fehlern, unserem Versagen und unseren Selbstzweifeln. Er sieht das kleine
Kind, das er erschuf, den Menschen, der sich Phase für Phase weiterentwickelte.
Er war immer in unserer Nähe, auch wenn uns keiner beachtete. Er sah unsere
Tränen, die wir weinten. Er hat uns zugehört, wenn andere ihre Ohren
zuklappten- er hat sein ganzes Vertrauen auf uns gesetzt, auch wenn alle Welt
uns den Rücken kehrte.
Und daran wird sich nichts ändern, denn seine Liebe ist konstant.
Sie orientiert sich nicht an dem, was wir leisten oder besitzen, ob wir nun
erfolgreich sind oder nicht. Wir sind und bleiben für ihn wertvoll und unbezahlbar-
weil wir seine Kinder sind und er uns ein ewig liebender Vater sein möchte. Ewig-
und das schließt auch die Hoffnung mit ein, für immer mit ihm zusammen zu sein.
Wenn wir zu Gott umkehren, dann ist es ihm egal, wer wir
einst waren- wie viel Schuld wir auf uns luden. Er wird da nicht mit erhobenem Zeigefinger stehen, um uns zu
bestrafen oder zurechtzuweisen. Oh nein- Gott freut sich viel zu sehr über
unsere Heimkehr, das ist alles, was für ihn zählt. Er wird höchstens voller
Freude sagen: Schön, dass du wieder zu mir zurückgefunden hast- ich hab so
sehnsüchtig auf dich gewartet.
Irgendwo war mal zu lesen: Gott lässt uns „voll“ gehen, bis
wir leer wiederkommen.
Ja, dies ist seine Vorgehensweise. Er möchte nämlich, dass wir freiwillig zu ihm zurückkehren, nicht, weil
wir müssen, sondern, weil wir es aus ganzer Seele wünschen. Darum lässt er uns
eine Zeitlang im Alleingang durchs Leben spazieren, gefüllt mit unseren
Überzeugungen und Plänen. Ist so wie bei dem verlorenen Sohn, der aus freien
Stücken zum Vater zurückkam und mit offenen Armen empfangen wurde. Die Rückkehr
war dem Vater so viel wert, dass er ein
großes Wiedersehensfest veranstaltete, ohne dem Sohn einen Vorwurf zu machen.
Aus eigener Erfahrung weiß ich, wie unerlässlich es ist,
dass wir im Leben Zeiten durchmachen, in
denen wir total nach den Maßstäben der oberflächlichen Welt agieren- so lange,
so intensiv, bis wir erkennen, dass nichts davon wirklich erfüllend ist. Genau
dann ist der Zeitpunkt/ die Sehnsucht gekommen, sich nach anderen Wahrheiten
umzuschauen. Es sind nicht nur neue Wahrheiten, die wir finden- es ist eine
komplett andere Lebensweise, die wir praktizieren, weil das, was wir dann tun,
sich ausschließlich an den Bedürfnissen der Seele orientiert.
Es war ein langer schmerzvoller Weg, den ich gehen musste,
um in die nötigen Erkenntnisse hinein zu wachsen- und doch möchte ich keine
meiner Erfahrungen missen, weil sie mich so vieles an neuen Wahrheiten lehrten:
……dass es z.B. bei einer gelingenden Partnerschaft darauf ankommt, sich auf Augenhöhe zu
begegnen, sich gegenseitig zu bereichern und sich vor allen Dingen auf einer
vertrauensvollen Seelenebene zu begegnen. So nach der Devise: Ich zeig dir
meine Schatten und du zeigst mir deine. Durch die Kraft der Liebe werden wir es
schaffen, Licht ins Dunkel zu bringen und diese Schatten zu erlösen.
Ich lernte auch, was eine echte Freundschaft ausmacht und
dass es eine extrem wichtige Voraussetzung darstellt, sich guten Gefühls ein
hohes Maß an gesunder Selbstliebe entgegen zu bringen. Denn richtig schön ist
ein Mensch genau dann, wenn er ganz er selbst sein darf.
Wir wissen, dass wir
auf dem richtigen Weg sind, wenn es sich bei allem, was wir tun innendrin gut
anfühlt- egal, was uns andere erzählen oder vorleben.
Ja, es ist dann so, als würde die bisherige Welt plötzlich
Kopf stehen, weil alles so anders ist……als erlernt und erfahren.
Hinsichtlich dieser Widersprüchlichkeit fällt mir ein
Gedicht von Rolf Krenzer ein:
Wann fängt Weihnachten an? Nun gut, es ist Sommer, aber für
mich ist sinngemäß eh jeden Tag Weihnachten. Ich könnte auch den Titel
verändern und mich entscheiden- für:
Wann fängt das wahre Er-Leben an?
Wann fängt
Weihnachten an?
Wenn der Schwache dem
Starken die Schwäche vergibt,
wenn der Starke die
Kräfte des Schwachen liebt,
wenn der Habewas mit
dem Habenichts teilt,
wenn der Laute bei
dem Stummen verweilt
und begreift, was der
Stumme ihm sagen will,
wenn das Leise laut
wird und das Laute still.
Wenn das
Bedeutungsvolle bedeutungslos,
das scheinbar Unwichtige
wichtig und groß
wenn mitten im
Dunklen ein winziges Licht
Geborgenheit und
helles Leben verspricht.
Rolf Krenzer
Dieser Text passt sehr gut in diese Zeit des
Bewusstseinswandels und zu einer Welt, die durch Gottes Eingreifen eine völlig
andere Ordnung erhält.
Was bisher
bedeutungsvoll, bzw. erstrebenswert schien- wird bedeutungslos.
Was bisher unwichtig war- wird plötzlich wichtig
und groß,
denn in dem Dunkel unserer Zeit leuchtet ein kleines Licht der Hoffnung,
das von Geborgenheit
und wahrem Leben spricht
und unsere verletzten
traurigen Seelen wieder gesunden lässt.
Und das nicht nur zur
Weihnachtszeit……
*Linda*
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