Unsere Seele braucht Raum zum Atmen
Deine Seele ist ein Vogel
Stutze ihm die Flügel nicht,denn er will sich doch erheben
aus der Nacht ins Morgenlicht.
Deine Seele ist ein Vogel
Stopf nicht alles in ihn rein.Er wird zahm und sanft und träge…
stirbt den Tod im Brot allein.
Deine Seele ist ein Vogel
Schütze ihn nicht vor dem Wind,dort im Sturm kann er dir zeigen,
wie stark seine Flügel sind.
Deine Seele ist ein Vogel
und er trägt in sich ein Ziel.Doch wird er oft geblendet,
weiß er nicht mehr was er will.
Deine Seele ist ein Vogel
Hörst du ihn vor Sehnsucht schreien?Darfst den Schrei du nicht ersticken,
bleibt er stumm, wirst du zu Stein.
Deine Seele ist ein Vogel
Stutze ihm die Flügel nicht,denn er will sich erheben
aus der Nacht ins Morgenlicht.
(Gerhard Schöne)
Es kam nicht von ungefähr, dass ich mich vor einigen Jahren entschloss, fortan nur noch als Seelenmensch
unterwegs zu sein. Nie wieder sollte es mir passieren, dass ich meinem
Seelenleben mit Ignoranz begegnete. Ich begann mich mit diesem unsichtbaren
„Etwas“ in mir näher zu beschäftigen. Zusammenfassend kann ich heute sagen: Ja,
die Seele ist gleich eines Vogels, der von einer unbegrenzten Freiheit träumt- ein
Vogel, der viel zu viel Zeit in der Gefangenschaft der oberflächlichen Welt verbrachte,
doch die Sehnsucht nach Freiheit, Leichtigkeit, Lebensfreude, Liebe - die
konnte man ihm nicht nehmen und das ist gut so!
Es kommt nämlich ein ganz gewisser Zeitpunkt im Leben, da
wird einem etwas sehr bewusst: Jeder von uns trägt ein hohes Maß an
Verantwortung für das Wohlgefühl seiner Seele und der Verfasser des Gedichtes
weist darauf hin:
Wir dürfen ihr nicht weiterhin die Flügel stutzen, sondern
sollten alles daransetzen, ihr beim Fliegenlernen behilflich zu sein. Wenn wir
nämlich ihren Schrei ersticken, dann droht der seelische Erstickungstod. Ja,
ich muss es so krass ausdrücken, weil ich knapp vor diesem stand…Grund genug,
mir damals ernsthaft meine Gedanken zu machen, wie es so weit kommen konnte.
Hier durfte ich arg mit mir selbst ins Gericht ziehen, denn
früher schien mir alles wichtiger zu sein als mein Seelenwohl: Harmonie im
Umfeld, konfliktfreie Beziehungen, der Applaus anderer Menschen, ihre
zufriedenen Gesichter- immer und immer wieder drehte sich alles nur darum, dass
Andere glücklich waren, indem ich ihre Erwartungen erfüllte.
Und meine Seele…..sie vegetierte dahin….doch wer, wenn nicht
ich, war in der Lage, sie wieder zum Erwachen/ zum Erblühen zu bringen? Wir
dürfen niemals!!!! vergessen: unsere
Seele ist der einzige unsterbliche Teil in uns, der ewig leben wird, während
unsere Körper der Vergänglichkeit geweiht sind.
Dass es vielen Menschen ähnlich ergeht/ erging zeigen mir seit
Wochen etliche Niederschriften im Sprücheforum auf. Menschen scheinen zu
erwachen, weil sie erkennen, wie wichtig es ist, vor allem anderen erst einmal
sich selbst aus ganzer Seele lieb zu haben- voller Verständnis, Mitgefühl,
Vergebung- ja sogar voller Zärtlichkeit.
Eines hab ich
gelernt: Wollen wir wirklich ein erfülltes Leben führen, dann beginnt dies in
uns selbst und nirgendwo anders. Ohne Frage, das, was da auf uns zukommt, ist
ein intensiver Kennenlernprozess- ein Vertrautwerden mit den Bedürfnissen der
Seele. Was braucht sie, um sich wohlzufühlen? Was mag sie gar nicht? Wann
strahlt sie vor Begeisterung? In welchen
Momenten baumelt sie vor lauter Freude?
Diese Antworten kann uns die oberflächliche kalte abgestumpfte
materiell eingestellte Welt nicht geben! Sie ist voll auf den Verstand
ausgerichtet- doch es ist eine Fehleinschätzung, zu glauben, dass er uns jemals
glücklich macht! Er lässt uns innerlich erfrieren- gnadenlos, denn er hat null
Ahnung, was der menschliche MENSCH benötigt.
Aber die Seele, sie weiß es genau zu benennen…….
…. dann, wenn sie innerlich erblüht..
…. wenn sie sich um ihrer selbst willen angenommen und
wertgeschätzt fühlen darf…
…. dann, wenn da ein Ohr ist, das wirklich zuhört und Anteil
nimmt…
….. wenn da ein Herz ist, das sie versteht…
…..wenn da eine Hand ist, die sie hält…
…. wenn da ein Mensch ist, der mit ihr lacht und weint…
…..wenn da ein Mensch ist, der sich freut, wenn es ihr gut
geht.
Das ist es, was ein erfülltes Dasein ausmacht - unsere Seele
heilt, erlöst und hilft, wieder das Fliegen zu lernen.
Die Menschheit hat sich viel zu sehr daran gewöhnt, dem
Sichtbaren, Greifbaren die höchste Priorität einzuräumen, doch das ist es
nicht! ALLES Kostbare, Wertvolle, Lebenswerte kann nur ERFÜHLT werden und dazu
braucht es eine sehr sensible Seele, die
sich ihrer Schwächen, Stärken, Wunden, Narben, Ecken, Kanten, Bedürfnisse,
Sehnsüchte bewusst ist. Dieses neue „sich- seiner- selbst- – bewusst- zu sein“
sehe ich als eine der wichtigen Lebensaufgaben an. Klar, das erfordert das
Hinabsteigen in unsere tiefsten Schluchten, wird uns mit allem Dunklen
konfrontieren- aber unter diesem Altmüll, da finden wir auch unseren wahren Schatz:
die Liebe, die uns ALLE so schön sein lässt.
„Wer mit den Augen liebt, liebt nur einen Augenblick.
Wer aber mit dem Herzen liebt, der liebt ein Leben lang.“
Wahre Schönheit, die definiert sich nämlich nicht, wie man uns seit Ewigkeiten
weiszumachen versucht, durch einen wohlgeformten makellosen attraktiven Körper. Wahre Schönheit, die blüht in jedem
von uns tief drinnen und wir sind gerade in dieser Zeit verstärkt dazu
aufgerufen, uns dessen bewusst zu werden. Endlich darf unser zartes sensibles
Wesen wieder spürbar werden.. Ja, wir dürfen unsere Tränen weinen, wir dürfen
uns zu unseren Ängsten, Schwächen, Verletzlichkeit, unserer Berührbarkeit,
unserer Unvollkommenheit bekennen- denn je nackter wir uns zeigen, umso schöner
sind wir.
Ja, ich glaub, wir wissen ja gar nicht, wie schön wir sind
und vergessen allzu rasch, dass JEDE Seele hier auf Erden ihren ganz eigenen
Daseinssinn von Gott zugesprochen bekam. Es wird immer Menschen geben, die uns
genau so! brauchen und wünschen, wie wir sind.
Wir müssen endlich weg von all den äußeren Attributen- denn
sie nähren unsere Seele nicht. Eine so sensible zarte Seele sucht immer das Gefühl von Heimat, Geborgensein,
Zuwendung, Rückhalt- sie braucht den einen Platz, an dem sie sein darf, wie sie
ist, trotz aller dunklen Anteile. Ich hab es mal betont: Es ist z. B. in
Beziehungen ein Unding, sich nur an den Blüten zu erfreuen- auch die Dornen müssen
als ein natürlicher Bestandteil ihre Daseinsberechtigung haben. Mit Sicherheit
erfordert das mehr Geduld, mehr Verständnis, mehr Einfühlungsvermögen, doch
wenn man wirklich liebt, dann liebt man den Menschen in seiner Ganzheit und
freut sich über jeden seiner Wachstumsschritte- trotz aller Dornen.
Das bedingungsfreie JA beinhaltet, dass man nicht irgendeinem
Wunschbild „von“ entsprechen muss. Im Gegenteil, er/ sie darf sein, der/die er/
sie nun mal ist: mit Ängsten, Ecken, Kanten und auch mit Anteilen, die weniger
angenehm sind. Wir dürfen uns nämlich
getrost von diesem trügerischen Idealbild einer „scheinbar perfekten Ken und
Barbie- Beziehung“ verabschieden. Es gibt weder den! vollkommenen Partner noch
eine perfekte Partnerschaft. Eine bewusst gelebte Beziehung wird uns herausfordern, viel Geduld, Verständnis
und gegenseitige Annahme fordern. Und dennoch bietet solch eine Beziehung die
beste Basis , um unsere verwundeten, arg verletzten Seele zu heilen und zu
erlösen, wenn wir uns dessen bewusst sind, dass diese Seele ihre Räume braucht,
um…
…..der frühkindlichen Enttäuschung, der Wut, der
Traurigkeit, der Angst endlich Luft zu machen.
Es bringt nämlich
nichts, ein Leben lang so zu tun, als täte gar nichts weh. Jeder von uns trägt
dieses arg verletzte Kind in sich und so erwachsen wir auch sind- es wird bis
zum letzten Tage danach rufen, endlich die! Zuwendung, das! Verständnis, die!
Liebe zu bekommen- all das, was ihm in der Kindheit vorenthalten wurde.
Doch ich denke, wir sind hier alle auf einem guten Weg in
ein völlig neues Bewusstsein.
Endlich wird das wieder wichtig, was wir alle seit ewiger
Zeit an Sehnsucht in uns tragen….Sehnsucht nach dem Gefühl der wahren Liebe,
denn nur so werden unsere Seelen wieder das Fliegen lernen!
*Linda*
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