Unsere Seele braucht ein Zuhaus
Ich weiß nicht zu sagen, wie sehr
es mir am Herzen liegt, dass unsere Seelen endlich wieder die Achtsamkeit
erfahren, die sie verdienen. Sie brauchen endlich wieder ihr Zuhaus- d. h. es
ist an der Zeit, dass wir uns darauf besinnen, wie einzigartig und wertvoll ein
jeder von uns ist und das ohne jegliches Dazutun, ohne jede Veränderung. Nichts
müssen wir sein, nichts müssen wir tun, nichts müssen wir haben- außer „nur“
den Mut, ganz wir selbst zu sein.
Nur- da gibt’s ein Problem, denn
wissen wir eigentlich um unsere innere Schönheit? Sind wir uns selbst der
engste Vertraute? Wie oft treffen wir eigentlich die Entscheidung, mal ein
mitfühlendes liebevolles Date mit uns selbst zu haben- ganz davon abgesehen,
dass es da draußen leider viel zu viele
Möglichkeiten gibt, von uns selbst abzulenken.
Aus eigener Erfahrung weiß ich
allerdings, dass Ablenkungen und jede Form von Flucht vor mir selbst im Grunde
immer nur ein Hinauszögern waren- denn es kommt der Tag, an dem steht die
Wahrheit in Übergröße da und bittet unerbittlich um Aufmerksamkeit. Was dann
zumeist mit Schmerz einhergeht, ist im Grunde unsere Rettung und ich geh heute
davon aus, dass in diesem Moment Gott seine Zeichen setzt.
Gott wünscht sich Vollender des
Menschseins. Es gibt da eine schöne Zusicherung, die besagt, dass Gott der
Hüter unserer Seelen ist. Etwas Besseres kann uns gar nicht passieren, denn
wenn uns jemand aus dem ganzen Schlamassel herausholen kann, dann ist es Gott!
Nur Gott wird es gelingen, dass wir aus dem Gefängnis der Vergangenheit befreit
werden. Gott zerbricht alle Fesseln. Nein, nötig hätte er es gewiss nicht,
hinter uns herzulaufen- doch er liebt uns viel zu sehr, um uns aufzugeben, sind
wir doch seine Kinder und als ein liebender Vater wird er alles daransetzen,
dass es uns gut geht.
Gott
läuft uns nach,
damit
wir nicht aufhören,
ihn
zu suchen,
damit
wir fähig werden,
ihn
zu finden.
Papst
Benedikt
Nun weiß ich mittlerweile, dass
Gott so seine ganz eigenen Wege und Methoden hat, um auf sich und seine Wünsche
aufmerksam zu machen und liest es sich auch etwas suspekt
Dann, wenn wir mal wieder in
einer Notsituation stecken, wenns mal wieder so richtig weh tut, dann dürfen
wir sicher sein, dass Gott im
Hintergrund zu unserem Wohle agiert. Gerade schmerzhafte Umstände und Krisen können ein wahrer Segen für uns sein. Ohne
Schmerz würden wir nicht innehalten – ohne Schmerz würde sich an unserer
Lebenshaltung, bzw. Lebensweise nichts verändern. Ja, es trifft zu: Wenn der
Lebenswind mal wieder recht stürmisch daherkommt, dann geht es im Grunde nur um
eins: dass wir unsere Segel richtig setzen!
Hierzu passen auch die aktuellen
Worte von Papst Franziskus, die umgesetzt besagen:
„Es ist eine Entscheidung, sich
nicht von der Trauer über erlittenes Unrecht beherrschen zu lassen. Man sollte
in jeder Widrigkeit die Chance sehen, zuversichtlicher und gestärkter daraus
hervorzugehen.“
Ich weiß, wenn man mitten drin
steckt im Schmerz, dann möchte man die Verursacher mit dem Gefühl der Wut und Verbitterung anklagen,
doch ich erinnere mich auch, dass ich niemals gestärkter und „etwas
größer“ hervorging, als aus den Situationen, die immens weh taten.
Muss denn Leben so weh tun? Ja,
ich denke schon, dass jeder von uns seine ganz bestimmten Kreuze zu tragen hat-
doch sie sollten uns nicht ein Leben lang beherrschen, weil wir uns sonst durch
eine verbitterte Haltung die Schönheit der Zukunft verwehren. Ich weiß nämlich, wovon ich schreibe , weil
ich auf eine Kindheit- wie Jugend zurückblicke, die gewiss nicht rosig war,
denn gleich zweimal wurde mir der Boden unter den Kinderfüßen weggezogen…..und
dies hatte extreme Folgen für das darauffolgende Leben. Und so entschloss ich
mich 2012, den damaligen Verursachern zu verzeihen- auch, um endlich in meinen inneren Frieden zu finden.
Nein, es war nicht einfach, aber
es gelang mir, weil ich verstand: Die Menschen selbst waren nicht anzuklagen-
denn sie wussten gar nicht, was sie da taten. Sie waren lediglich Gefangene
ihrer eigenen Kindheitsfesseln und trugen gewiss keine erlöste Seele in sich.
Und dieser Punkt sollte IMMER
größte Beachtung finden, denn manchmal können Menschen gar nicht anders
handeln, weil sie in sich selbst gefangen sind. Nein, das bedeutete in meiner
Situation gewiss nicht, ihr Handeln
gutzuheißen, doch ich hab ihnen allen vergeben- auch, damit in meiner Seele der
Frieden einkehren konnte.
Ja, mit Gott im Leben kann
Veränderung stattfinden, denn er wird uns aufzeigen, was es heißt, ein Dasein
von höchster Lebensqualität zu führen. Leben kann nämlich auch ganz anders
sein……nicht mehr in Orientierung an äußeren Vorgaben , sondern einzig und
allein in Bezug auf unsere individuellen Bedürfnisse und mit Rücksicht auf
unsere ganz persönlichen Wunden, die das Leben in unserer Seele hinterließ. Mit
Gottes Hilfe werden wir quasi neu ausgerichtet, was unsere Haltung zu den
Bereichen Beruf, Beziehungen, Sexualität, Partnerschaft betrifft.
Ich glaub, hier liegt der
entscheidende Wendepunkt. Auch ich war früher der Ansicht, ich könne ein Leben
führen , so wie es halt alle tun- bis ich begriff: Nie und nimmer darf ich
unberücksichtigt lassen, was mir in früher Kindheit widerfuhr, auch wenn alle
Welt der Ansicht ist, dass die frühen Wunden irgendwann mal heilen. Nein, das
tun sie eben nicht, weil sich das Erlebte, insbesondere die Erfahrungen in der
frühen Zeit in meine Seele einbrannten. Eine Seele vergisst keinen Augenblick
des tiefen Schmerzes- man ist und bleibt hinsichtlich dessen extrem
empfindlich. Darum wurde es für mich sehr wichtig, die Folgeerscheinungen des
frühen Schmerzes, die Bedeutung meiner ganz persönlichen Zerbrochenheit in
meinen Alltag mit einzubinden.
Und spätestens hier begreift man
das hohe Maß an Eigenverantwortung für das eigene Leben, bzw. das Wohlergehen der Seele. Kein anderer
Mensch, kein Partner, kein noch so gutes Fachbuch, noch nicht einmal ein
Psychologe werden uns sagen können, was wir für unser inneres Seelenglück
benötigen. Das vermögen nur wir zu verspüren, wenn es uns gelingt, eine
liebevolle Beziehung zu uns selbst, bzw., zu unserem verletzten Kind aufzubauen
und zu pflegen.
Neulich las ich einen treffenden
Hinweis:
„Lass deinen inneren Frieden der
Schiedsrichter in all deinen Entscheidungen sein!“
Wäre mir diese Wahrheit früher
über den Weg gelaufen- ich hätte mein Leben weitaus achtsamer eingerichtet. Ich hätte erkannt, was mir gut
tut und was ich tunlichst vermeiden muss und wie wichtig es ist, dass die
Atmosphäre stimmt, in der man sich bewegt.
Ja, man muss immens auf das
Umfeld achten, in dem man sich aufhält. Irgendwann wird eine Frage sehr
wichtig: Ist da jemand, der den Schmerz
nachvollziehen kann, den ich in früher Zeit erlitt? Ist da jemand, der mich
versteht und mich so annimmt, wie ich bin? Ist da jemand, der meine
Zerbrochenheit mit mir teilt?
All diese Fragen stehen im
Zusammenhang mit einem gewachsenen Seelenbewusstsein, wollen wir irgendwann
unser lebenswertes Dasein führen. Auch mit all dem Zerbrochenen in uns wird das
möglich sein, denn unsere Vergangenheit muss nicht zwangsläufig unsere Zukunft
bestimmen.
Da fallen mir
Worte von Khalil Gibran ein:
Mit einer Weisheit, die keine
Träne kennt,
mit einer Philosophie, die nicht zu lachen versteht,
und einer Größe, die sich nicht vor Kindern verneigt,
will ich nichts zu tun haben.
mit einer Philosophie, die nicht zu lachen versteht,
und einer Größe, die sich nicht vor Kindern verneigt,
will ich nichts zu tun haben.
Khalil Gibran
Irgendwo stand geschrieben: Kinder sind unsere schärfsten Richter, denn
sie zeigen uns unverblümt auf, worauf es im Leben wirklich ankommt und was gar
nicht geht. Sie sind wahrlich die besseren Lebenskünstler, weil sie noch
verstehen, aus dem Moment heraus das Leben zu genießen, sich selbst zu
genießen! Wenn auch unbewusst: Sie spüren wie selbstverständlich, dass jeder
Mensch von Gott berufen ist zur Freude,
zur Freiheit, zur Liebe, zu einem friedvollen und bereichernden Miteinander.
Sie sind noch im Einklang mit sich selbst- ihrer inneren göttlichen
Quelle so nah.
„Werdet wie die Kinder!“ Diesen Hinweis hat auch Jesus uns mit auf den
Weg gegeben, denn für ihn waren Kinder das Größte und angelehnt an meine
heutige Überschrift vermag ich zu sagen: Kinder schenken ihrer Seele ganz
selbstverständlich ein wohltuendes Zuhaus, so lange wir sie Kinder sein lassen.
„Ob groß oder klein, lass ihn Mensch sein…..“
Ich denke, das ist der Anspruch in dieser sich wandelnden Zeit und wenn
ich richtig erahne, ist Gott extrem am Werke, um diesen Wunsch in die Realität
umzusetzen. Ja, Gott hat Sehnsucht nach uns und nimmt uns an mit unserer
Schuld, unserem sündigen Verhalten, unseren Sorgen, unseren Ängsten…..gibt uns
die Möglichkeit, wieder zu dem Menschen zu werden, der wir wirklich sind. Gott
ist nun mal der Beschützer unserer Seelen und er wird uns exakt das schenken,
was auch der Seele gut tut.
Gott verändert sich nie, aber er kann uns und unser Leben immens
verändern, wenn wir ihn wirken lassen. Mir wurde damals bewusst, dass es bei
diesem Prozess nicht darum ging, was ich mir so vorstellte. Es zählte, was
Gottes Wille war, auch wenn ich es nicht nachvollziehen konnte. Wir müssen
nämlich Gott mehr gehorchen als den Menschen.
Auf jeden Fall weiß ich heute:
Leben läuft nicht ins Leere, sondern in Gottes Reich und wir werden erst dann wirklich glücklich sein, wenn wir uns an dem ausrichten, was Gottes Vorstellungen von Anfang an entsprach: dass ein JEDER sein Leben bis zum Ende in unantastbarer Würde lebt und sein Menschsein zur Freude Gottes zum vollen Ausdruck bringt: sich gegenseitig bereichernd, vergebend, gerecht, verstehend, friedfertig und liebevoll.
Ja, eigentlich bleibt mir hier nur zu sagen: Wenn wir werden wie die
Kinder, dann hat auch unsere Seele ein wunderschönes Zuhaus!
*Linda*
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