Liebe ist unser wahres Schicksal
Es gibt etwas im Leben, das brauche ich wie mein tägliches
Brot: Es nennt sich die absolute Wahrheitsliebe mir selbst gegenüber. Nun
könnte man der Ansicht sein, dass die Wahrheitsfindung mit extremen Schmerzen
einhergeht. Doch ich glaube, es ist nicht die Wahrheit, die schmerzt, sondern
es sind all die Lügen zuvor. Die Wahrheit selbst schenkt uns das Gefühl der Freiheit, weil mit jeder erkannten und
benannten Wahrheit eine lästige Fessel der Vergangenheit abfällt.
Mit Sicherheit muss ich mir mit Blick auf meine
Vergangenheit zugestehen, es mit der Wahrheit zu mir selbst nicht allzu genau
genommen zu haben. Hab vieles für richtig erklärt, von dem ich heute sage: Es
war der reinste Selbstbetrug! Und er hatte seinen Preis! Jahre der
Unzufriedenheit hat er mich gekostet, denn wann immer wir an unserer inneren
Wahrheit vorbeileben, ruft diese Haltung unweigerlich ein Unglücklichsein
hervor.
Spreche ich von Schuld? Nein, das tu ich nicht, weil wir
einen Umstand nicht außer acht lassen dürfen. Um überhaupt zu wissen, was
unsere innere Wahrheit ist, müssen wir uns den Weg ins tiefste Innere bahnen-
vertraut werden mit dem, was ich unsere facettenreiche Seelenlandschaft nenne.
Doch wer von uns wurde darauf in der Kindheit hingewiesen?
Stattdessen ließ man uns in dem Glauben, wir seien von unserer Innenwelt total
abgeschnitten. Auf wen sollten wir da hören, um richtige Entscheidungen zu
treffen? Da blieb ja nur noch der Verstand übrig. Doch dass dieser Verstand ein
Gaukler ist und ständig Blödsinn erzählte, das konnten wir nicht wissen.
Nur so ist es heute zu verstehen, dass ich mich in jungen
Jahren zu einer Heirat entschloss, obwohl ich zum derzeitigen Zeitpunkt
überhaupt nicht beziehungsfähig war. Doch der Verstand appellierte in
verlockenden Tönen an mich, erzählte mir, dass es die ideale Entscheidung sei,
denn dann könne ich ja später auch noch eine Familie gründen. Macht man doch so
in dieser Gesellschaft, oder nicht? Wäre! ich allerdings der Stimme meiner
Seele gefolgt- ich hätte von diesem Schritt abgesehen, um erst einmal mit mir
selbst ins Reine zu kommen. Eines liegt auf der Hand. Sind wir mit uns selbst
nicht vertraut, bzw. mit uns im harmonischen Einklang- wie soll dann eine
harmonische Beziehung gelingen? Da ist das Verletzungspotential extrem hoch.
Es gibt hinsichtlich der gesunden Selbstliebe viele
Hinweise. So heißt es z.B.:
Der wichtigste Mensch, dem wir im Leben begegnen, das sind
wir erst einmal selbst.
Oder:
Jeder sollte vor allem anderen erst einmal eine
verständnisvolle Liebesbeziehung zu sich selbst aufbauen.
Oder auch:
Jede glückliche Beziehung
beginnt immer IN UNS selbst.
Solche Wahrheiten sind heute für mich wahre Schätze, denn
hinter sie kann ich ein dickes Ausrufezeichen setzen und brauche sie nie wieder
anzuzweifeln!
Es gibt da noch so eine Wahrheit. Sie stammt aus der Feder
von Leo Tolstoi- ist aber aktuell wie eh und je. Tolstoi wagte es, eine recht ernüchternde Erkenntnis zu äußern:
Ohne zu wissen, was
ich bin
und wozu ich hier
bin,
ist das Leben
unmöglich.
Leo Tolstoi
Am liebsten würde ich eine lange Atem- und Frustpause
einlegen……………………..denn wenn seine Worte Hand und Fuß haben (und das haben sie
definitiv), dann hab ich über einen langen langen Zeitraum ja gar nicht gelebt!
Ich wusste weder, wer ich wirklich war- noch kannte ich den Grund meines
Hierseins auf Erden.
Tja und dann steht man hinsichtlich einer solchen Wahrheit
eines Tages vor dem Trümmerhaufen seines ungelebten Lebens! Der einzige Trost,
der bleibt, ist dann die Tatsache, dass es niemals zu spät ist, noch einmal
durchzustarten.
Es kommt auch keinem Egoismus gleich, wenn wir uns mal ganz bewusst
in die Mitte unseres Daseins setzen, um uns die Frage zu stellen: Kann es sein,
dass speziell meine Person einen ganz bestimmten Auftrag mitbekommen hat, den
es hier in der Welt umzusetzen gilt? Ich sag da mittlerweile: Es ist genau an
dem! JEDER von uns ist nicht etwa ein Zufallsprodukt oder eine Laune der Natur.
Oh nein! Da ist unser Schöpfer, der in jeden von uns eine ganz
bestimmte Fähigkeit hineinlegte- vergleichbar mit einem kleinen Lichtlein, das
irgendwann zum Wohle anderer Menschen erleuchten soll. Und eines dürfen wir uns
mit gesunder Haltung sagen: Das, was jeder an Fähigkeit oder Gaben in sich
trägt, ist in keinem anderen Menschen. Von daher kann die uns zugedachte
Aufgabe auch von keinem anderen umgesetzt werden, weil sonst eine immerwährende
Lücke entsteht.
Mir hat es sehr geholfen, folgendes Bild zu kreieren: Wir
Menschen gleichen kleinen Mosaiksteinchen in Gottes großem Gebilde und wenn wir
in uns hineinschauen, dann erkennen wir, welchen Platz uns Gott zugedacht hat-
einen Platz, an dem wir in seinem Sinne wirken- oder soll ich sagen: ein Platz,
an dem wir im Namen der Liebe, des friedlichen Mit- und Füreinanders aktiv
werden!? Etwas Anderes gibt es in diesem Leben nicht zu verwirklichen und es
wird ein Leben sein, das von purer Erfüllung spricht.
Mit Sicherheit ist solch eine Lebensbetrachtung
gewöhnungsbedürftig und doch bin ich heute der Ansicht, dass unser aller Weg in
diese Erkenntnis führen wird. Es geht nämlich nicht darum, dass wir als der
reichste Mensch irgendwann auf dem Friedhof liegen. Unser Leben hat auch nicht
zum Ziel, sich Ruhm, Ehre oder Status zu sichern. All das wird uns nicht
glücklich machen! Glücklich werden wir erst dann, wenn wir den! Platz
ausfüllen, den Gott uns zugedacht hat, ob wir nun gläubig sind oder nicht.
Es gibt da einen schönen Spruch, der lautet:
„Liebe ist unser wahres Schicksal.“
Wir werden im Endeffekt nicht drum herumkommen, uns diesem
Schicksal irgendwann zu fügen, auch wenn wir der Ansicht sind, uns auf unsere
eigenen Planungen verlassen zu wollen. Ja, es ist wie es ist: Der Mensch denkt,
aber letztendlich wird Gott lenken und wenn wir noch so viele Umwege in Kauf nehmen
müssen. Wir sind und bleiben dieses Mosaiksteinchen im großen göttlichen
Ganzen. Erst dann werden wir von einem erfüllten Dasein sprechen, weil wir
ENDLICH wissen, wozu gerade wir hier auf Erden sind.
Hier denke ich an den Song „Astronaut“, gesungen von Andreas
Bourani und Sido. Sie setzten sich darin recht klar mit dem Sinn des Lebens
auseinander. Ihre Schlusserkenntnis lautete:
„Sind wir nicht eigentlich hier, um zu lieben und ( ganz wir
selbst) zu sein?“
Es geht also nicht darum:
Sondern einzig und allein darum:
Ich führe mir gerade die Frage vor Augen: Was spricht
eigentlich dagegen, diesen Willen Gottes in die Tat umzusetzen? Ich glaub, dass
wir niemals glücklicher waren als mit dem Bewusstsein: Wenn jeder sein kleines inneres
Licht zur Freude eines anderen Menschen entzündet, dann können wir diese dunkle
kalte raue Welt endlich zum Leuchten bringen und wenn der Beitrag noch so klein
ist. Darauf kommts nicht an, denn oft reicht schon eine kleine Geste der
Zuwendung vollkommen aus, um das Leben eines anderen Menschen ein klein wenig
heller zu machen.
*Linda*