Der Mensch denkt- Gott lenkt
Ich mag Aussagen, die in ihrer Kürze die Fähigkeit besitzen,
alte Gedankenkonstrukte ins Wanken zu bringen und eine neue Sicht auf Leben
ermöglichen.
Der Mensch denkt- aber er kann so viel denken, planen, wie
er will- dennoch wird er zum guten Schluss erkennen: Es scheint, als hätte da irgendwie zwischenzeitlich
immer wieder jemand Anderes die Finger im Spiel gehabt! Genau dieses Fazit
durfte ich ziehen, als ich begann, den Verlauf, bzw. den tiefen Sinn meines Lebens zu hinterfragen. Jeder von uns
wird so seine Bahn ziehen- einer rechts herum, einer links herum und doch sind
wir alle zu dem gleichen Ziel unterwegs.
Ich denk, ich kann da mittlerweile folgende Erkenntnis
einfügen, denn wenn ich richtig erahne und so einige andere menschliche Schicksale
verfolge, werden viele Menschen, so mittendrin im Leben eine Art von Neustart
erfahren. Bei mir wars jedenfalls so…….und wahrscheinlich erging es Dietrich
Bonhoeffer ähnlich, denn er schrieb:
„In der Dankbarkeit
gewinne ich das rechte Verhältnis zu meiner Vergangenheit.
In ihr wird das Vergangene fruchtbar für die Gegenwart.“
Dietrich Bonhoeffer
Seinen Worten, seiner Lebenserfahrung kann ich mich 1:1 anschließen, denn auch ich
blickte irgendwann voller Dankbarkeit auf meine unverständliche „Achterbahnfahrt
von Leben“ zurück– bedankte mich im Nachhinein für jede Stunde des Schmerzes, der
unzähligen Tränen, der Angst, der Enttäuschung, des Unfriedens, der Niederlage,
der Verletzung, der Ausweglosigkeit…weil ich begriff:
Ohne dieses umfangreiche
Paket der schmerzhaften Erfahrungen wäre es nie und nimmer möglich
geworden, dass ich das Geschenk eines neuen Lebens hätte in Empfang nehmen können. Ja, ich war gleich
des menschlichen Weizenkorns, das in die dunkle Erde gesteckt wurde und einmal
„sterben“ musste, um so überhaupt die Voraussetzung zu schaffen,
irgendwann in Richtung neues
Leben, neues Menschsein und gewiss auch in ein starkes Gottvertrauen zu wachsen.
Es mag sich nicht gerade aufbauend lesen, wenn ich sage: Ja,
wir werden unser „altes“ Leben irgendwann verlieren müssen, um endlich das!
Leben führen zu können, das wirklich zu uns passt. Ohne Frage, diese Umkehr
stellt eine der größten Herausforderungen dar, denn es gilt, uralte
Überzeugungen und Kindheitsmuster abzulegen, die uns doch so in Fleisch und
Blut übergingen. Aber- und das ist der Knackpunkt- sie waren/ sind auch der
Auslöser für permanente Unzufriedenheit, Frust und das Gefühl, irgendwie auf
der Reise nach Nirgendwo zu sein…..
Neulich las ich folgende Erklärung:
„Wir Menschen leben
unser Dasein im Kontext zum Ego und nicht in Verbindung zu unserer menschlichen
Natur.“
Spontan hab ich diese Bühne vor Augen, auf der sich unser
Leben Tag für Tag abspielt. Oh ja, wir
haben bestens gelernt, welche Rolle wir dort zu spielen haben- was von uns
erwartet wird, damit wir die so wichtige Anerkennung und Wertschätzung
erhalten. Hier führt nämlich der Verstand Regie und das macht er exzellent!
Wir sind aber nicht hier auf Erden, um der Regieanweisung
des Verstandes zu folgen. Unsere vorrangige Aufgabe ist es, uns auf die
Bedürfnisse der Seele zu konzentrieren, sie zur Ausgangsbasis für unser Handeln
werden zu lassen- wieder empfänglich zu werden für das, was da IN UNS nach
Aufmerksamkeit ruft. Ja, wir dürfen sensibel werden für uns selbst- für alles
Unerlöste, Dunkle in uns- aber auch für das, was uns so einzigartig sein lässt
und unsere innere Schönheit kennzeichnet.
Als ich 2011 diese Bühne verließ, da war mir eines mehr als
bewusst: Es gibt keine größere Kostbarkeit als meine Seele und ich allein stehe
in der Verantwortung, alles zu tun, damit es ihr zu jeder Zeit gut geht.
Ehrlich gesagt wurde mir erst da klar, wie sehr sie in der Zeit meiner
Bühnenpräsenz gelitten haben muss! Und was hatten mir all das Verbiegen,
Gefallen wollen, ständige JA sagen eingebracht……. durchweg nur schlechte
Gefühle, innere Leere und konstante Unzufriedenheit. Es gibt nämlich eine
unumstößliche Wahrheit: Das, was den gesellschaftlichen Rollenmodellen
entspricht- was uns einst als richtig und erstrebenswert mit auf den Weg
gegeben wurde- das hat mit den tiefen Bedürfnissen unserer Seele kaum etwas zu
tun.
Frida Gold hat es in ihrem durchaus erfolgreichen Leben
erfahren. Gold und Silber, Ansehen und Luxus, die attraktivsten Männer, ein
vielversprechender Job waren ihr „Erfolg“- doch in ihrem Herzen, da blieb es
leer und kalt. Nichts von all dem Erreichten hat sie wirklich glücklich machen
können. Mit Sicherheit hätte sie aus weltlicher Sicht den Siegeskranz auf der
Bühne verdient- doch war sie auch für ihre Seele eine strahlende Siegerin? Das
wage ich zu bezweifeln.
Und genau hier zeichnet sich für mich das große Dilemma in
unserer Gesellschaft ab. Wann immer wir wie Frida unterwegs sind, wird sich nie
und nimmer ein inneres Wohlgefühl einstellen. Wie denn auch? Während der
Verstand sich gut gesättigt und bestätigt fühlt, droht die Seele zu verhungern.
Ich könnt auch sagen: Wir als menschlicher Mensch sind unterernährt, weil es
einzig und allein IMMER darauf ankommt, dass es der Seele gut geht. Und eine
Seele braucht keinen begehbaren Kleiderschrank, kein dickes Bankkonto, auch
nicht das neueste Smartphone. Eine Seele benötigt ausschließlich ihre kleinen
Wohlfühlfreuden- sie will sich berührt fühlen und wann immer es geht, in ihrer individuellen
Schönheit erblühen.
Es kam ja nicht von ungefähr, dass ich mir irgendwann
schwor:
Wohin ich auch gehe, was ich auch tue- IMMER nehme ich meine
Seele mit, um zu erspüren, was ihr gut tut. Eine andere Ausgangsbasis braucht
es nicht für unser glückliches erfülltes Leben. Wir haben alle genug Feingespür
mitbekommen, um zu erkennen, wann wir uns wohlfühlen und wann nicht. Und da
bedarf es auch nicht der verstandesmäßigen Analyse, warum es so ist. Es reicht,
wenn sich ein inneres Wohlgefühl einstellt, weil Seele in dem Moment freudig
jubelt:“ Wie schön, ich spüre mich! Davon darf es gern noch mehr sein!“
Lang hat es gedauert, bis ich in diese unumstößliche
Lebenswahrheit hineinwuchs. Doch wem hatte ich es zu verdanken? Die gängige
Welt war dazu wohl kaum in der Lage. Sie hätte mich gewiss liebend gern bis zu
meinem Lebensende auf dem Schauplatz der Illusionen und des Vorbeilebens an mir
selbst festgehalten.
An dieser Stelle wird nämlich Gottes Führung und Planung extrem präsent und eines darf ich mittlerweile
als gegeben hinnehmen: Wann immer sich Menschen entschließen, ihr altes Leben
gegen ein neues einzutauschen…….es scheint, als hätte Gott still und leise auf
diesen einen Moment gewartet, um seine Einladung für ein neues Leben
auszusprechen.
Ich kann mir auch denken, warum er so lang wartet- denn
wären wir- so mitten im Bühnenspektakel, wenn wir der Ansicht sind, dass alles irgendwie noch passt- überhaupt ansprechbar und offen für eine neue
Sicht der Dinge? Ich glaub, der Mensch muss erst in der ausweglosen Situation
sein, nach diesem einen Strohhalm der Rettung zu suchen- so wars auch bei mir. Mein
Leben war ein einziger Scherbenhaufen mit Aussicht auf nichts und mit zig
?????? versehen.
Die Antwort fällt mir heute sehr leicht, denn ich denke, wir
dürfen jede Form von Schmerz in einem fruchtbaren Gewand sehen. Letztendlich
gesehen bewirkt er nämlich IMMER eine Veränderung zum Guten hin. Gott will uns
ja nicht quälen oder verärgern, wenn er uns
leidvolle Situationen beschert- er nimmt nur einige nötige Korrekturen bezüglich
unserer Denk- und Handlungsweise vor. Ich glaub, ihm tut es selbst weh, uns
leiden zu sehen, aber er weiß auch um den Wert des Leidens.
Hätte ich diesen unsagbaren Schmerz in gewissen Situationen
nicht hautnah durchlebt- es wäre nie und nimmer zu einem Umdenken gekommen .
Man muss wirklich so gefrustet sein vom alten Leben, dass man händeringend eine
Veränderung herbeisehnt.
Für mich war damals ein Bild sehr hilfreich: Der Rohdiamant
MENSCH will durch den Schmerz abgeschliffen werden, damit er seine
ursprüngliche Strahlkraft, die ihm in früher Zeit genommen wurde, wieder zurück
erhält.
Ohne Frage: Auf uns alle wartet eine völlig andere Dimension
von Leben, aber sie wird mit den erlernten alten Überzeugungen, Glaubensmustern nicht im
Einklang stehen, weil es in dem neuen Dasein „nur“ noch um das Wohlgefühl und
die Heilung der Seele geht. Von daher wird all der Schmerz eine wunderbare
Gelegenheit darstellen, um fähig zu werden, dass neue Überzeugungen IN UNS heranwachsen
können- solche Überzeugungen, die nur noch etwas mit unserem inneren Wohlgefühl
zu tun haben.
Von daher wird es nur noch ein Ziel im Leben geben:
in allen !! Lebensbereichen „nur“ noch nach unserer inneren
Wahrheit zu leben. Alles Andere ist Selbsttäuschung und Verletzung der Seele.
Und wenn es da heißt: Der Mensch denkt, aber Gott lenkt,
dann dürfen wir es voller Dankbarkeit so annehmen, denn etwas Besseres kann uns
nicht passieren, als unter Gottes Führung und Schutz zu stehen! Gott ist nun
mal der treue Hüter unserer Seelen und er wird alles daransetzen, dass wir in
unsere Seelenliebe- Seelenheilung
zurückkehren und das Leben leben,
welches wirklich von innerer Erfüllung spricht, weils halt endlich zu uns passt.
Ich denke eh, dass wir Menschen generell für ein Leben mit
Gott geschaffen sind. Schließlich hat Gott extrem viel in jeden von uns
investiert- wir sind alles Originale. Das muss man erst einmal hinbekommen! Für
Gott wäre es doch viel einfacher gewesen, uns alle in gleicher Ausführung zu
„töpfern“. Stattdessen ging er sehr achtsam vor und legte in jeden genau die
Fähigkeiten, Talente, Neigungen hinein, die nötig sind, um der von ihm
zugedachten Lebensaufgabe gerecht werden zu können. Von Gottes Seite her war zu
jeder Zeit sonnenklar, wie unser individuell erfülltes Leben aussehen
sollte………leider wurden wir von der weltlichen Welt in eine völlig falsche
Richtung gedrängt…..
Na ja, dass Gott
solch eine Verirrung nicht auf Dauer gutheißen wird, ist verständlich und so
bietet er uns halt irgendwann diesen Neustart an.
Das! wird aber nur möglich sein, wenn wir einen innigen und
liebevollen Bezug zu unserer Seele aufnehmen und uns vor Augen führen, dass
unsere Seelenlandschaft einzigartig ist, so individuell wie der durchlittene
Schmerz, unsere Wunden, der Schatz an Erfahrungen, all die Ängste und was sich
sonst noch so entdecken lässt. Niemand hat jemals erlebt, was wir erlebten-
niemand hat unser Leid so intensiv gespürt wie wir selbst. Darum ist es ja so
immens wichtig, dass wir uns selbst das größte Verständnis wie Mitgefühl entgegenbringen,
auch wenn wir manchmal nicht wissen, warum wir so oder so reagieren.
Eine Seele vergisst nichts und die Zeit heilt nicht alle
Wunden- wir können nur lernen, damit umzugehen, ohne jedwede Schuldzuweisung,
Bitterkeit oder das Gefühl, wir müssten uns ständig für unsere Andersartigkeit
rechtfertigen. Was mich oft verärgerte,
war die lapidare Einstellung, dass doch
jeder Kindheitsschmerz irgendwann mal überwunden sein muss! Oh nein, nichts
bringt so starke Folgeerscheinungen fürs ganze!!! Leben mit sich wie eine Kindheit,
die der gesunden emotionalen Basis entbehrte.
Aber! Wir müssen uns nicht passend machen für irgendwen,
sondern haben das Recht, so zu sein, wie wir nun mal sind. Was mir nur klar
wurde, ist: Wir sollten bemüht sein,
eine Atmosphäre zu suchen, in der wir uns wohl fühlen dürfen- ein Umfeld, das
uns genau so annimmt, wie wir sind- wo die Haltung der bedingungsfreien Annahme
gewährleistet ist.
Es geht nämlich hinsichtlich unserer Seelenheilung niemals
um ein Überdecken, Verdrängen dessen, was uns so traurig, ängstlich, verletzlich,
verwundbar, „anders“ macht, sondern darum, all dies liebevoll zu durchleuchten
und anzunehmen. Gerade das scheinbar so Unliebsame an uns/ in uns hat uns
einzigartig werden lassen und da gibt’s nichts zu verstecken. Niemals werden
wir auf Dauer gegen unser wahres Wesen ankämpfen können, ohne Schaden
davonzutragen.
Ich las mal von folgendem Lebensziel:
Am Ende wird nur wichtig sein, wie tief wir lebten und wie intensiv wir aus ganzer Seele liebten.
Und da geht’s gewiss nicht darum, ob wir eine völlig
geheilte Seele haben ( was eh nie möglich sein wird) , sondern darum, dass diese Seele trotz all ihrer Handikaps und
Wunden, Narben, unliebsamen Aspekte-
ihre Liebesfähigkeit zum Ausdruck bringen darf..
Auch Gott wird uns zu jeder Zeit willkommen heißen, so wie
wir sind, denn er ist ein Gott der wahren Liebe- Er ist! Liebe und wir dürfen
uns zu jeder Zeit sagen: Wir sind allein
dadurch wertvoll, weil Gott uns ohne jede Bedingung liebt- und immer lieben wird.
Gott hat sein bedingungsfreies Ja zu mir gesagt- drum sag
ich mein bedingungsfreies Ja zu Gott.
*Linda*