Vielleicht ist ein Schuhwechsel angesagt…….
Dann und wann innehalten, um mein augenblickliches Leben
einer Art von Bestandsaufnahme zu unterziehen- ich denke, das zählt
mittlerweile zu meinen bevorzugten Haltungen. Begründet ist es darin, dass ich
auch nach sechs Jahren immer noch von Dankbarkeit erfüllt bin, dass es mir in
diesem Leben vergönnt war, einen Weg gehen zu dürfen, der mich zu mir selbst
zurückführte. Ich weiß, es ist nicht spontan nachvollziehbar, scheint auf den
ersten Blick auch nicht gerade das Gelbe vom Ei zu sein im Leben und doch hab
ich für mich erkannt: genau dieses Ziel entsprach zu jeder Zeit der tiefen
Sehnsucht in mir! Nie hab ich so richtig erklären können, was meine innere Unruhe,
Unzufriedenheit ausmachte- warum ich früher jene beneidete, die „so schön“ in
sich ruhten. Ich kam einfach nicht dahinter, was sie hatten und ich nicht.
Gut, ich sah die Gründe in meiner Kindheit, die von extremem
Schmerz durchzogen war- sah mich ständig als auserwähltes Opfer eines
schmerzvollen Lebens…..und ich wäre gewiss in dem Glauben irgendwann von dieser
Welt gegangen…..hätte es da nicht diesen einen Weckruf im Leben gegeben, der es
mir ermöglichte, den Aufbruch in ein neues Leben zu starten. Ins Bild gefasst
durfte ich mich der drückenden alten
Schuhe entledigen, um in völlig neue zu schlüpfen- die, das war nicht von der
Hand zu weisen- anfangs ein paar Nummern zu groß waren. Mir war absolut nicht
klar, ob ich jemals in sie hineinwachsen würde- ob ich nicht vielleicht sogar
ständig ins Stolpern kam oder mir schmerzhafte Blasen lief……ich spürte nur,
dass mit ihrem Erwerb etwas verbunden sein musste, das, warum auch immer, einen
tiefen Sinn in sich trug.
Ich weiß heute- hätten diese Schuhe sprechen können, dann
hätten sie mir zugeflüstert: „Trau dich in uns zu laufen – denn wir bringen
dich nach Hause zurück! Und hab keine Sorge- auch wenn wir jetzt noch ein paar
Nummern zu groß sind- du wirst nach und nach hineinwachsen!
Schließlich bist du hier, um wieder laufen zu lernen und das
exakt in den Schuhen, die speziell auf dich und deine Bedürfnisse zugeschustert
sind. Sie sind eine Maßanfertigung!“
Klar, da kommt man schon ins Grübeln, ob es denn sein kann,
dass man sein Leben lang in falschen Schuhen unterwegs war…..????????
Ich erinnere mich dabei an einen Song, der zur Zeit sehr oft gespielt wird: „Wenn sie tanzt.“
Er berührt, weil er schlichtweg aufzeigt, welche Kluft sich auftut, wenn der
erwachsene Mensch irgendwann im Leben plötzlich von der inneren Stimme
übermannt wird. Jahrelang schien alles im grünen Bereich, durchstrukturiert,
planmäßig…..und auf einmal meldet sich da etwas ganz leise, zaghaft und erzählt
voller Wohlgefühl von der Sehnsucht
nach einem anderen Leben/ Erleben!
Ja, dieser Song geht unter die Haut- denn er besingt eine
radikale Wahrheit, wenn es heißt: „Und wenn sie tanzt, ist sie woanders- aber
nicht nur das- sie ist auch WER anders!“
Ich versetz mich mal in diese Frau hinein, die in der
jahrelangen Ausübung ihrer Rollen als Mutter, Berufstätige, Hausfrau auf einmal
erkennt, dass das bisherige geordnete normale Leben eigentlich gar nicht das
Leben ist, das sie FÜHLT, bzw. ersehnt! Schock? Ernüchterung? Zweifel, Verzagtheit, Ausweglosigkeit und
vielleicht auch eine Spur von Frust und Wut? Diese Frau ist definitiv erwacht!
Doch wie konnte es überhaupt so weit kommen? Mir fällt die
Antwort nicht schwer, denn mir gings ähnlich! Lasse ich mein Leben Revue
passieren- dann sind da zig Situationen, von denen ich heute sage: viele
der getroffenen Entscheidungen entsprachen oft gar
nicht dem, was ich eigentlich in mir fühlte. Wie oft hab ich mich zu etwas
entschlossen- das, ich sag heute, meiner Seelenwahrheit gar nicht entsprach! Doch
es waren Entscheidungen, die der Verstand vorgab- schließlich setzt er
grundsätzlich auf Sicherheit, Erprobtes,
Bewährtes, braucht eine feste Struktur – alles Andere ist für ihn viel zu vage,
zu risikoreich, zu unerprobt! Man könnte
ja damit gehörig auf die Nase fallen! Nein, es ist schon besser, sich dessen zu
bedienen, was alle so tun!
Ganz bewusst füge ich den folgenden erlesenen Gedanken ein:
„Vielleicht beginnt das Leben ja erst dann,
wenn du gegen den Strom schwimmst-
wenn du etwas riskierst,
wenn du etwas tust,
obwohl alles dagegen spricht…
außer dieser Stimme in dir!“
Hier sag ich heute ganz klar: Es wird so sein! Das wahre
Leben wird erst erlebbar, wenn wir nur noch das tun, was uns die innere Stimme
erzählt! Es gibt keine andere Wahrheit!
Leider und das ist nicht von der Hand zu weisen, kommt diese
Erkenntnis zumeist sehr sehr spät, weil das Bewusstsein in jungen Jahren gar
nicht vorhanden ist, bzw. sein kann. Man ist lediglich in der Lage, sich an dem
zu orientieren, was von außen so vorgelebt wird, was halt als normal angesehen
wird und einem signalisiert: Ja, dann muss ich wohl auf dem richtigen Weg sein.
Zudem ist das große Manko, dass wir zumeist gar nicht angeleitet wurden,
unserer inneren Stimme ein gehöriges Maß an Aufmerksamkeit zu schenken!
Ganz klar bekenne ich heute: Hätte ich mich zu jeder Zeit
auf das verlassen, was ich fühlte- es wäre immer zu meinem Besten gewesen und
ich wäre andere Wege gegangen! Diese Stimme im Inneren, sie ist gleich eines
Navigators und die ultimative Ausgangsbasis für ein erfülltes, auf mich
zugeschnittenes Leben. Es kann doch gar nicht angehen, dass es für uns
Menschen, die wir so einzigartig sind- eine Lebensform gibt von der Marke
Einheitsausführung! Ich denke, es wartet ein Leben auf uns, das in seinem
Ausdruck unseren individuellen Namen tragen möchte!
Wir sind nicht die Masse- wir sind, jeder von uns,
individuelle Wesen mit dem Geburtsrecht, unsere Einzigartigkeit ohne Scheu,
ohne äußere Verurteilung, äußere Wunschbilder zum Ausdruck bringen zu können. Rein
von unserer Natur her passen weder wir, noch unser Lebensstil in irgendwelche vorgefertigten Schablonen-
jeder muss für sich selbst erFÜHLEN, was sein Dasein lebenswert macht. Es darf
nicht mehr heißen: Sagt ihr mir da draußen, wie ich zu leben habe, was und wie
ich zu sein habe- denn das möchte ich ganz für mich allein entscheiden!
Und dieses persönliche Glücksgefühl erstreckt sich auf sämtliche Lebensbereiche. Ob es der
berufliche oder der private Bereich ist- Partnerschaft- Kindererziehung- Liebe-
Sexualität- Freundschaft- Freizeitgestaltung- es gibt kein allgemein gültiges Konzept! Es
gibt nur das gute Gefühl in mir, das mir Richtung weist. Was bedeutet
berufliches Tun, wenn es so gar nicht meiner inneren Leidenschaft entspricht
und ich nur arbeite um der Arbeit oder des Geldes wegen! Das ist schlichtweg
gegen die menschliche Natur. Das, was
ich tu, sollte mich auch wiederspiegeln und Freude bereiten! Seele will blühen
und sich nicht vor lauter Entfremdung krümmen.
„Denken, was wahr ist-
fühlen, was schön ist-
tun, was mich erfüllt.“
Gewiss, es ist nicht viel, was mir zur Verfügung steht und
doch reichen diese drei Haltungen völlig aus, um zu verhindern, dass ich jemals
im Leben wieder etwas lebe, das ich gar nicht bin! Dass es Zeiten gab, in denen
ich alles lebte- nur nicht mich- das ist nicht rückgängig zu machen, doch ich
belaste mich nicht mit Schuldgefühlen. Oh nein! Im Gegenteil- denn gemäß des
Polaritätsgesetzes musste ich exakt durch diese Finsternis, um heute
bewusstseinsmäßig da zu stehen, wo ich stehe. Dankbar bin ich über alle Maßen,
diese Erfahrung in diesem Leben habe machen können- denn es ist bekanntlich
niemals zu spät für einen Wiederanfang.
Seit ich 2011 in die viel zu großen Schuhe schlüpfte, hab
ich über das Leben mehr erfahren, als jemals zuvor! Ich erahne auch, warum. Am
Anfang stand nämlich der eine Ruf von meiner Seite: “Es reicht mir- so ein
Leben tu ich mir nicht mehr an!“ Und das war der Weckruf für meine bis dahin
zurückgezogene Seele, die nun freudig erkannte, dass ich endlich aufwachen wollte. Na ja, und wir
dürfen uns sicher sein- ist der Mensch gewillt, den Aufbruch zu wagen in seinen
übergroßen Schuhen- dann zieht Seele sehr weise und leise alles ins Leben, was
hilft, irgendwann in unseren Schuhen bequem und sicher laufen zu können!
Plötzlich sind da „komischerweise“ genau die Situationen und
Menschen, die uns –auf unsere Problematik zugeschnitten- neue Einsichten
bescheren.
Es ist so, wie es in dem Buch „Gespräche mit Gott“ angeführt
wird:
„Es gibt keine einzige Situation im Leben, keine Begegnung, die
uns nicht die Möglichkeit schenkt, etwas in uns zu heilen, zu erfahren, zu
erschaffen, wer wir wirklich sind und sein wollen!“
Eigentlich eine feine
Sache, denn wir sind aus keinem anderen Grunde hier, als uns zu heilen und
eines Tages die schönste Version von uns selbst und unserem individuellen Leben
zu verkörpern!
Ich vermag nicht zu sagen, wie viele Menschen sich meiner
Ansicht anschließen, dass es sich bei dem Leben um ein weises liebevolles
„Etwas“ handelt. Doch ich kann dem heute nicht mehr widersprechen, weil „ES“
halt darauf aus ist, irgendwann unseren individuellen Namen tragen zu können. Es
legt sehr viel Wert darauf, dass wir seine Gesetze akzeptieren. Wir werden
nicht drum herum kommen, die gesetzmäßige Polarität zu durchleben, denn sie
entspricht allem Natürlichen. Ohne Ebbe keine Flut- ohne Tag keine Nacht und
nichts ist voneinander getrennt- das Eine kann nicht ohne das Andere sein-
beides stellt eine Einheit dar! Warum sollte es bei uns natürlichen Menschen
anders sein? Wir können der Dunkelheit nicht entfliehen, sondern müssen sie
durchleben, um irgendwann ins Licht zu kommen! Für mich ist es nach wie vor
hilfreich, mich an meinem Lebensbaum zu orientieren. Klar suche ich wie jeder
von uns die Schönheit des Lebens in einer
möglichst ausschweifenden Krone: Freude, Lachen, Leichtigkeit, Unbeschwertheit,
wahre Liebe- doch all das wird nur
möglich sein, wenn alles tief in der
Erde verankert ist- wenn wir zuvor all das durchlebten, was im Gegensatz dazu
steht.
Es gibt einen sehr schönen Satz, der lautet:
„Der Tag reitet auf dem Rücken der schwarzen Nacht.“
Ich sehe es so wie Chiara Lubich:
„Der erlittene Schmerz wandelt sich letztendlich in Liebe.“
Und ich denke, es wird klar, warum Leben einfach mit Schmerz
(Finsternis) verbunden sein muss, denn
ohne ihn kämen wir niemals IN UNS ( in unserem Licht) an. Dieses
Ankommen aber, das ist unsere tiefste menschliche Sehnsucht und wir werden sie
immer in uns tragen.
Ich muss gerade selbst ein wenig schmunzeln- angesichts
dessen, was die oberflächliche Welt uns an sinnvollen Lebenszielen- bzw- werten
übermittelt. Einer Umfrage zufolge ist die Konsumfreude wieder angestiegen und
70% der Bundesbürger sind so glücklich wie nie zuvor mit ihrem Leben! Nur
komisch, dass im Gegenzug dazu eine Meldung davon sprach, dass die Zahl der
psychisch Erkrankten rapide zugenommen hat!???????? Vielleicht ruft ja alles
danach, endlich die alten Schuhe zu entsorgen???????
*Linda*